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Say Sorry, Uncle Sam?

Februar 17, 2009

Sag Sorry, Uncle Sam! fordert Georg Hoffmann-Ostenhof frei nach Ahmadinejad in seiner Profil-Kolumne ein, um den kalten Krieg zwischen Teheran und Washington zu beenden.

Der alte 68er erinnert sich an die fröhlichen Tage der iranischen Revolution zurück, als er vor der besetzten US Botschaft ein Uncle Sam Püppchen erstanden hatte, das, wenn man es am Rücken zog, kapitulierend die Arme erhob.

Schließlich sei der damit begonnene globale Aufstieg des Islamismus „nicht die ganze Wahrheit“ jener Zeit gewesen, die man frei nach Herrn Karl nicht missen möchte: es war eine „demokratische Volksrevolution all jener, die in den Folterkellern des Schah-Geheimdienstes hatten schmachten müssen“.

„So frei wie nach der Revolution war der Iran noch nie gewesen“ versicherte ihm ein liberaler, in Oxford ausgebildeter persischer Freund – wenn auch ein wenig über die Zukunft besorgt, die ihm dann tatsächlich Jahre im Gefängnis der neuen Herrscher bescheren sollte.

Den Antiamerikanismus konnte Georg Hoffmann-Ostenhof (damals Mitglied der Gruppe Revolutionärer Marxisten) auf jeden Fall nachvollziehen.

Nun folgt ein Mossadegh-Exkurs – die ultimative Lieblingsrechtfertigung für alle totalitären Streiche, die das revolutionäre Regime seitdem ausgeheckt hat.

Würde man die Geschichte des zweiten Weltkriegs aus Hoffmann-Ostenhofs Iran Perspektive erzählen, käme den Deutschen als Opfer der ungerechten Versailler Friedensverträge keinerlei Verantwortung für ihr späteres Handeln zu.

Auch an Saddams Überfall waren natürlich die USA schuld (wer eigentlich genau? – Jimmy Carter?)

Von Uncle Sam fordert Hoffmann-Ostenhof jetzt eine Entschuldigung für das begangene Unrecht an den Persern ein – der Schah war schließlich „einer der ruchlosesten Diktatoren seiner Zeit“.

Eine Aufarbeitung der eigenen (68er) Rolle bei der Revolution, mit der man geholfen hatte, ein mittlerweile seit über 30 Jahren währendes, die Ruchlosigkeit des Schahs in jeder Hinsicht übertreffendes und entgegen der Verharmlosungspropaganda von Gudrun Harrer und Livia Klingl nach wie vor höchst gefährliches Regime zu installieren, darf man sich von Hoffmann Ostenhof freilich nicht erwarten

So frei wie noch nie war der Iran wohl eher zum Zeitpunkt unmittelbar vor der Revolution – aber anstatt sich für eine Demokratie einzusetzen, machte man lieber gleich bei einer richtigen antiimperialistischen Revolution mit.

War der jungen iranischen Intelligenzija von den befreundeten westeuropäischen 68er Gesinnungsgenossen wie Georg Hoffmann-Ostenhof nicht die letzten 10 Jahre von so einer Möglichkeit vorgeschwärmt worden? – wer hätte sich schon so eine Chance entgehen lassen?

Khomeini hatte Third Word/Ethno Charme – und ganz ernst zu nehmen brauchte man ihn wohl auch nicht – das war sogar noch viel besser als sich mit dem verkrusteten Realsozialismus verbünden zu müssen.

Dass es dann nicht so lief – Pech! – wer hätte auch denken können, dass der alte, bärtige Mann so zäh sein würde – aber schuld ist und bleibt Uncle Sam – also, wo bleibt die Entschuldigung?

 

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