Vor etwa 18 Jahren habe ich das erste Mal Gerüchte über Jörg Haiders Homosexualität gehört. Diese Gerüchte tauchten seitdem immer wieder auf, und sie wurden mir auch von Insidern aus der Gay-Community bestätigt.
Trotzdem war ich, als die Umstände seiner Todesnacht bekannt wurden, ehrlich verblüfft: Ich hatte auf Grund des beharrlichen Schweigens der Medien und seiner zahlreichen politischen Gegner nicht mehr an die Schwulen-Story geglaubt.
Dieses Schweigen spricht für unsere Medien und auch für unsere politische Kultur. Schmuddel-Geschichten sollten auch bei politischen Gegnern wie Haider Privatsache bleiben.
Auch nachdem der Besuch in der Schwulen-Bar bekannt wurde, hielten sich die Qualitätsmedien zurück:
Google-Suche: „Haider Homosexualität“
Clintons Monicagate wurde im aufgeklärten Europa als typisch-amerikanische Prüderie belächelt.
Wenn es um Berlusconi geht, scheint dieser europäische Journalisten-Ethos jedoch völlig außer Kraft gesetzt zu sein:
Obwohl es nicht um strafrechtlich relevante Tatbestände geht, stürzen sich besonders die Qualitätsmedien (siehe Google-Suche: „Berlusconi“) auf die schmuddeligen Tratsch-Geschichten über den Lustgreis Berlusconi.
Das Bild Berlusconis ist in den europäischen Medien seit jeher ein äußerst negatives – in Österreich würde der Skandal-Mafia-Lustgreis keine 5 % der Stimmen bekommen. Dass es in Italien über 50 % sind, kann sich der ORF-Journalist Franz Kössler nur damit erklären, dass Berlusconi die Medien beherrsche und damit die italienische Demokratie untergrabe.
Berlusconi verfügt zwar über enorme Medienmacht – die Pressefreiheit wurde von Berlusconi jedoch in keiner Weise eingeschränkt. Italien verfügt nach wie vor über eine vielfältige Medienlandschaft. Fast alle großen Tageszeitungen sind Berluconi-kritisch.
Die politischen Ansichten des ORF-Journalisten würden in Österreich keineswegs mehrheitsfähig sein. Österreich hat seit 9 Jahren eine rechte Mehrheit bei den Wahlen. Beim Thema Außenpolitik bestimmen Köstler und Co jedoch die öffentliche Meinung und sorgen dafür, dass ein Volk von Schwarz/Blau/Orange Wählern mit empörtem Kopfschütteln auf die italienischen Verhältnisse blickt.
Italiens Demokratie hat tatsächlich große Defizite. Die Kommunistische Partei war dank freundlicher Unterstützung der fast gesamten italienischen Intelligenz die stärkste politische Kraft im Nachkriegs-Italien. So waren die (unintellektuellen, politisch unbewußten) demokratischen Kräfte gezwungen fast 45 Jahre lang eine Koalition gegen die (intellektuellen, politisch bewußten – aber leider) undemokratischen Kräfte zu bilden.
Das führte zu ungefähr 50 Regierungswechseln und natürlich massiver Korruption, da sich die Koalitionsregierungen naturgemäß immer aus denselben politischen Kräften zusammensetzten.
Diese Polarisierung lähmt das Land auch nach Zusammenbruch des Kommunismus.
Dabei ist der unüberbrückbare Gegensatz zwischen rechts und links nirgendwo artifizieller als in Italien.
Die konservativsten und bürgerlichsten Leute wählen kommunistisch: Eine Freundin meiner Mutter – aus einer der aristokratischsten Familien Mailands stammend und bekennender Snob – stimmte bei den letzten Wahlen für Rifondazione, ihre Bedienerin – eine „Terrona“ aus dem Süden – für die „Lega Nord“
Akademiker und deren Kinder wählen die „linken“ Parteien der „Arbeiter“
die „arbeitenden“ Menschen wählen die „rechten“ Parteien der „Unternehmer“
Aber warum in die Tiefe gehen, wenn sich ein politischer Gegner auch mit Schmuddel-Geschichten über sein Privatleben bekämpfen läßt?
Schlagwörter: Berlusconi, Georg Hoffmann-Ostenhof, Haider
Juli 11, 2009 um 9:07 am |
Zurückhaltung bei Haider? Das ist ja wohl ein Scherz!!!
Wenn die Staatsanwalt die Story (aufgrund einer anonymen Email und völlig gesetzeswidrig) auf der Stelle an die große Glocke hängt? Und „Qualitätszeitungen“ (?) wie der Standard das seit dem genüßlich breittreten?
Mir scheint, wir leben hier in verschiedenen Realitäten…
Juli 11, 2009 um 3:43 pm |
wo der stark alkoholisierte Landeshauptmann die letzten Stunden vor seinem Tod verbrachte, ist wohl schon von öffentlichem Interesse…
gerade wenn man bedenkt wieviel Spekulations-Potential es bei seinem Tod gibt:
https://aron2201sperber.wordpress.com/2009/06/28/petzner-und-die-neuen-fakten/
oder willst du behaupten, Haider sei gar nicht im Stadtkrämer gewesen und es habe sich dabei um gar keine Schwulenbar gehandelt?
google einmal nach „Haider Stadtkrämer“:
http://www.google.at/search?hl=de&q=haider+stadtkr%C3%A4mer&btnG=Google-Suche&meta=
dann schauen wir mal, wer in der anderen Realität lebt…
Juli 13, 2009 um 12:43 am |
[quote]
in Österreich würde der Skandal-Mafia-Lustgreis keine 5 % der Stimmen bekommen
[/quote]
Klaro, wenn die Österreicher im Ausland wählen dürften, dann hätte so mancher Politiker niemals auch nur irgendetwas zu reden (gehabt) . Da kennen die Ösis sich aus, da schauen sie schon drauf, na aber sicher doch. Wenn in Österreich gewählt wird, bekommen aber plötzlich Rechtsextreme Stimmen über Stimmen.
Es ist auch immer wieder lustig, wenn ausgerechnet in Österreich vom bösen, bösen Medienzaren in Italien die Rede ist. Klaro, auch da kennen die Ösis sich aus. Unsere Medienlandschaft hat der Lindwurm aber mal so beschrieben:
[quote]
So ein geistiges Elend kann nur gedeihen, wenn den Menschen entsprechende Medien vorgesetzt werden. Kein anderes Volk dieser Erde, das nicht von Diktatoren regiert wird, würde sich eine dermaßen gleichgeschaltete, verdummende und in jeder Hinsicht dürftige Medienlandschaft gefallen lassen. Die Österreicher stört das nicht. Gleichgeschaltet sind sie ohnehin seit den 30er Jahren,
(auf: http://www.raketa.at/index.php?id=4551)
[/quote]
…und leider muss ich dem, wie so oft, einfach zustimmen.
Juli 22, 2009 um 8:07 am |
Berlusconi ist nicht der erste mächtige „Cavaliere“, bei dem sich die Liebesanteuer mit „Grandi Puttane“ abspielen…
„Carlo Martello“ vom großartigen Sänger/Poeten Fabrizio De Andre:
http://de.wikipedia.org/wiki/Fabrizio_De_Andr%C3%A9
Re Carlo tornava dalla guerra
lo accoglie la sua terra
cingendolo d’allor
al sol della calda primavera
lampeggia l’armatura
del sire vincitor
il sangue del principe del Moro
arrossano il ciniero
d’identico color
ma più che del corpo le ferite
da Carlo son sentite
le bramosie d’amor
„se ansia di gloria e sete d’onore
spegne la guerra al vincitore
non ti concede un momento per fare all’amore
chi poi impone alla sposa soave di castità
la cintura in me grave
in battaglia può correre il rischio di perder la chiave“
così si lamenta il Re cristiano
s’inchina intorno il grano
gli son corona i fior
lo specchi di chiara fontanella
riflette fiero in sella
dei Mori il vincitor
Quand’ecco nell’acqua si compone
mirabile visione
il simbolo d’amor
nel folto di lunghe trecce bionde
il seno si confonde
ignudo in pieno sol
„Mai non fu vista cosa più bella
mai io non colsi siffatta pulzella“
disse Re Carlo scendendo veloce di sella
„De‘ cavaliere non v’accostate
già d’altri è gaudio quel che cercate
ad altra più facile fonte la sete calmate“
Sorpreso da un dire sì deciso
sentendosi deriso
Re Carlo s’arrestò
ma più dell’onor potè il digiuno
fremente l’elmo bruno
il sire si levò
codesta era l’arma sua segreta
da Carlo spesso usata
in gran difficoltà
alla donna apparve un gran nasone
e un volto da caprone
ma era sua maestà
„Se voi non foste il mio sovrano“
Carlo si sfila il pesante spadone
„non celerei il disio di fuggirvi lontano,
ma poiché siete il mio signore“
Carlo si toglie l’intero gabbione
„debbo concedermi spoglia ad ogni pudore“
Cavaliere egli era assai valente
ed anche in quel frangente
d’onor si ricoprì
e giunto alla fin della tenzone
incerto sull’arcione
tentò di risalir
veloce lo arpiona la pulzella
repente la parcella
presenta al suo signor
„Beh proprio perché voi siete il sire
fan cinquemila lire
è un prezzo di favor“
„E‘ mai possibile o porco di un cane
che le avventure in codesto reame
debban risolversi tutte con grandi puttane,
anche sul prezzo c’è poi da ridire
ben mi ricordo che pria di partire
v’eran tariffe inferiori alle tremila lire“
Ciò detto agì da gran cialtrone
con balzo da leone
in sella si lanciò
frustando il cavallo come un ciuco
fra i glicini e il sambuco
il Re si dileguò
Re Carlo tornava dalla guerra
lo accoglie la sua terra
cingendolo d’allor
al sol della calda primavera
lampeggia l’armatura
del sire vincitor
Juli 22, 2009 um 6:21 pm |
[…] König Karl Martell aus der Schlacht von Poitiers zurückkehrt, muss er ähnlich wie heute der Cavaliere ernüchternde Erfahrungen […]
Dezember 14, 2010 um 8:57 pm |
[…] ist seit jeher ein Hassobjekt der europäischen Medien – in Österreich würde der Skandal-Mafia-Lustgreis keine 5 % der Stimmen bekommen. Dass er in Italien die Wahlen gewinnt, kann sich der […]
Januar 25, 2011 um 6:39 pm |
[…] Berlusconi ist ein altes Ferkel… […]
Oktober 16, 2011 um 10:48 am |
[…] ist seit jeher ein Hassobjekt der europäischen Medien – in Österreich würde der Skandal-Mafia-Lustgreis keine 5 % der Stimmen bekommen. Dass er in Italien die Wahlen gewinnt, können sich viele […]