Pressefreiheit auch für miesen Journalismus

Der Artikel im schwedischen Boulevard-Blatt „Aftonbladet“ ist exemplarisch für miesen, unfundierten Tratsch-Journalismus. Pressefreiheit beinhaltet jedoch auch schlechten Journalismus (wie in der genannten Zeitung) – sei er von bösen, reichen, einflußreichen Finsterlingen wie Dichand, Murdoch oder Berlusconi gesteuert oder von den elitären Qualitätsmedien wie ORF, BBC oder NY Times produziert.

Pressefreiheit hat nichts mit gutem oder schlechtem Journalimus zu tun, sondern damit, ob der Staat freie Meinungsäußerung zulässt oder nicht (siehe Iran, Kuba, China und sämtliche arabische Staaten)

Vom schwedischen Staat eine Verurteilung des Artikels zu fordern, zeugt daher von einem falschen Verständnis von demokratischen Grundrechten. Es  ist nicht die Pflicht des schwedischen Staates, sich für einen miesen Journalisten zu entschuldigen, solange dieser im Rahmen der schwedischen Gesetze sein Recht auf Meinungsfreiheit ausübt.

Ausgerechnet die Israelis sollten es besser wissen – und das hat nicht das geringste mit den von deutschen Israelkritikern gern eingemahnten „Lehren des Holocausts“ zu tun – sondern mit der eigenen demokratischen Geschichte, in der Israel trotz Krieg und Existenzbedrohung bis jetzt ein Verfassungsstaat mit Grundrechten wie dem Recht auf Meinungsfreiheit geblieben ist.

Nirgendwo wird Israel schärfer kritisiert als in den eigenen Medien wie der Haaretz – oft auch auf  journalistisch unseriöse und sehr schädliche Art und Weise. Trotzdem sollte jedem vernünftigen Israeli klar sein, dass ein Verbot der Haaretz eine Demontage des demokratischen Verfassungsstaats Israel bedeuten würde.

Würde sich Israel vom demokratischen Verfassungsstaat verabschieden, würden Relativisten wie Peter Scholl-Latour, die „Freedom and Democracy“ als westliche Illusion, die sich nicht mit der Mentalität der „edlen, wilden Orientalen“ verträgt, betrachten, am Ende doch Recht behalten.

Folgerichtig hat Peter Scholl-Latour in einer TV-Diskussion auch seine eindeutigen Präferenzen für den schneidigen Netanyahu im Gegensatz zum schwächlichen Olmert bekundet. Sowie der „Große Welterklärer“  leider jeden Hardliner anfeuert, der seinen Prophezeihungen von der „Untauglichkeit der westlichen Demokratie“ zur Erfüllung verhelfen könnte.

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8 Antworten to “Pressefreiheit auch für miesen Journalismus”

  1. Tobi Says:

    Mit Verlaub, das ist Quatsch.

    „Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst.“ – Voltaire

    Von israelischer Seite wurde keine Zensur oder gar ein Verbot des Blattes oder des Autors gefordert. Es wurde nur gefordert, dass die Regierung sich von dem Artikel scharf distanziert.

    Und sowas passiert in jedem Land mit freier Presse tausendfach. Wie oft, bitte, haben deutsche Regierungsmitglieder sich von Presseartikeln distanziert? Wie oft haben sie gesagt, der Spiegel (oder wer auch immer) hat absoluten Blödsinn verzapft? Es ist schlichtweg vollkommen normal.

    Und genau das ist ein Teil der Meinungsfreiheit – jemand verzapft Bullshit, und andere stellen heraus, dass jemand Bullshit verzapft hat. Und bei Regierungsmitgliedern kommt noch die Frage: „Wie hälst du es mit xy“ hinzu. Damit man weiß, wofür sie einstehen. Und da ist keine Antwort – oder der feige Verweis auf die Pressefreiheit – einfach eine eindeutige Antwort.

  2. aron2201sperber Says:

    jeder hat das Recht (und meiner Ansicht auch die Pflicht, sofern man den schund ernst nehmen will) den unsäglichen schwedischen Artikel zu kritisieren.

    und selbstverständlich kritisieren Politiker (wo auch immer) auch andere Zeitungsartikel.

    von einer Regierung die Verurteilung eines Artikels zu forden, geht allerdings schon sehr weit – solche Forderungen sind mir eigentlich nur vom Mohammed-Karikaturen-Streit bekannt

    Israelische Politiker sollten aufpassen, sich nicht auf das Niveau gewisser Despoten, die keinen Respekt vor den Grundrechten (selbst wenn diese mißbräuchlich ausgeübt werden) haben, herabzulassen

  3. aron2201sperber Says:

    PSL gibt IRIB ein Interview zur Wahl in Afghanistan:

    http://german.irib.ir/index.php?option=com_content&view=article&id=26638:interview-mit-dr-peter-scholl-latour&catid=14:interviews&Itemid=13

    http://german.irib.ir/index.php?option=com_content&view=frontpage&Itemid=1

    http://de.wikipedia.org/wiki/Islamic_Republic_of_Iran_Broadcasting

  4. ramonschack Says:

    „.. würden Relativisten wie Peter Scholl-Latour, die „Freedom and Democracy” als westliche Illusion, die sich nicht mit der Mentalität der „edlen, wilden Orientalen” verträgt, betrachten, am Ende doch Recht behalten“

    PSL hat „Freedom und Democracy“ nie als westliche Illusion bezeichnet, wohl aber den unmittelbaren Export, des „Stimmzettelfetischismus“, bzw. die Propagierung von sog. freien Wahlen, als alleiniges Allheilmittel in der Region, als naive Theorie kritisiert. Von der selektiven Anwendung, dieses Heilmittels, ganz zu schweigen.

  5. aron2201sperber Says:

    PSL hat natürlich recht – freie wahlen sind kein alheilmittel.

    was mich an PSL so ärgert (es ist eine hassliebe, wie du an meiner PSL-obsession ohnehin sicher bemerkt hast – werde dir dazu noch privates mail schicken) ist seine Häme mit der er die Rückschläge, bei einer gut gemeinten, aber sehr schwierigen Sache, goutiert.

    …und sogar so weit geht den schlimmsten Tyrannen unserer zeit auf die Schulter zu klopfen.

    habe beim Lindwurm einem Romantisierer des afghanischen Freiheitskampfes folgendes geantwortet:

    http://lindwurm.wordpress.com/2009/08/22/wie-man-kriege-nicht-gewinnt/#comments

    „Afghanistan bzw der Hindukusch ist ähnlich wie der kaukasus oder der Balkan ein ethnischer Fleckenteppich. (insofern ist es schon falsch von den”Afghanen” oder den „Mudschaheddin” zu sprechen…)

    diesen in zaum zu halten, gelingt mit Restriktion und Unfreiheit sicher viel einfacher als mit einem offenen System, wie unserem – das ist sicher wahr…

    Tito hat die Balkanvölker in Zaum gehalten – viele trauern wegen dem „Völkerfrieden” Jugoslawiens nach – ebenso wie viele am Kaukasus der Sowjetunion.

    https://aron2201sperber.wordpress.com/2008/08/31/eine-belastende-hypothek/

    Mit ihrem brutalen Terror ist es den Talban ebenso ganz gut gelungen, zeitweise Ordnung zu schaffen.

    vielleicht mutet es naiv an, aber ich bin trotz der kriegsbereitschaft der einzelnen Menschen Afghanistans der meinung, dass sie es trotzdem verdient haben, ohne Tyrannei zu leben (auch wenn diese sie besser in Zaum halten würde)

    der Westen versucht das Land eben ohne Tyrannei zu befrieden – wer sich über die Schwierigkeiten dabei erfreut, hat letztlich eine niedrige Achtung vor den Menschen in Afghanistan, auch wenn er den „afghanischen Freiheitskampf” romantisiert)“

  6. ramonschack Says:

    „was mich an PSL so ärgert (es ist eine hassliebe, wie du an meiner PSL-obsession ohnehin sicher bemerkt hast – werde dir dazu noch privates mail schicken) ist seine Häme mit der er die Rückschläge, bei einer gut gemeinten, aber sehr schwierigen Sache, goutiert.“

    Bin gespannt auf die private Mail!
    LG
    RS

  7. Zwangsgebühren für 9/11-Truthers « Aron Sperber’s Weblog Says:

    […] 9/11-Truthers sollen ruhig ihre dämlichen Filmchen machen – die Meinungsfreiheit umfasst auch groben Schwachsinn. […]

  8. JFK und 9/11 « Aron Sperber's Weblog Says:

    […] Meinungsfreiheit ist ein wesentlicher Bestandteil der amerikanischen Verfassung. Das Recht auf Meinungsfreiheit umfasst auch das Recht, groben Schwachsinn zu […]

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