Ein Pankreas-Tumor ist normalerweise eine tödliche Diagnose.
Selbst wenn man sich wie Patrick Swayze oder Steve Jobs die allerbesten Ärzte der Welt leisten kann, liegt die 5-Jahres-Überlebensrate unter 1 %.
Manchmal scheinen jedoch auch medizinische Wunder zu geschehen.
Ein italienischer Gewohnheitsverbrecher namens Massimo Sparti starb erst 25 Jahre nach seiner Diagnose…
…und zwar nicht an Krebs.
Massimo Sparti war der Hauptbelastungszeuge im Gerichtsverfahren gegen 2 rechtsextreme Terroristen gewesen.
Dank seiner Zeugenaussage konnte der schlimmste Terroranschlag der italienischen Geschichte als „faschistisches Massaker“ gerichtlich „aufgeklärt“ werden.
Massimo Sparti sagte im Prozess aus, dass Valerio Fioravanti einige Tage nach dem Attentat bei ihm aufgetaucht sei, um ein gefälschtes Dokument für seine Gefährtin Francesca Mambro zu besorgen. Dabei habe er sich für das Attentat in Bologna gerühmt. Fioravanti selbst habe allerdings kein gefälschtes Dokument benötigt, da er laut eigenen Angaben (sehr unauffällig für einen Attentäter) als “Tiroler” verkleidet gewesen sei.
Die Aussagen seiner Ehefrau und seines Dienstmädchens, die vor Gericht bestritten hatten, dass ein Gespräch mit Fioravanti zum fraglichen Zeitpunkt stattgefunden hatte, wurden vom Gericht als „irrelevant“ eingestuft. Spartis Sohn empörte sich später in einer TV Sendung, dass man seinem Vater, der ein Krimineller und Lügner gewesen sei, geglaubt habe, seiner Mutter, einer unbescholtenen Frau, hingegen nicht.
Massimo Sparti, der eine langjährige Haftstrafe abzusitzen gehabt hätte, wurde kurze Zeit nach seiner Aussage auf Grund von Haftunfähigkeit entlassen.
Der bei ihm diagnostizierte Pankreas-Tumor hinderte ihn allerdings nicht daran, fast 25 Jahre lang weiterzuleben.
Schlagwörter: Anschlag von Bologna, Massimo Sparti
November 4, 2011 um 8:20 pm |
„Pankreas-Tumor“ ist so eine Sache. Kennst du denn, den genauen Typ, den Sparti hatte? Was du meinst, ist ein Pankreas-Ca. Da ist die Prognose in der Tat miserabel. Swayze hatte ein Pankreas-Ca.
Steve Jobs hatte aber zum Beispiel kein Pankreas-Ca. Es ist lustig, dass du Steve Jobs erwähnst, denn zu ihm habe ich schon lange einen Eintrag geplant. Vielleicht schaffe ich es dieses WE den Eintrag kurz fertig zu schreiben. Dann kann ich auch näher auf seine Krankheit eingehen. Die Geschichte ist interessant.
Das mit Sparti glaube ich allerdings sofort. Das hat in der Branche System. Der Lockerbie-Attentäter zum Beispiel hatte angeblich ein metastasiertes Prostata-Ca im Endstadium und ist immer noch putzmunter. Dafür ist sein Boss jetzt um ein paar Einschusslöcher reicher. So schnell kann’s gehen. 😉
November 4, 2011 um 10:08 pm |
der Pankreas-Ca, der zu seiner Haftentlassung geführt hatte, war wohl nicht seiner.
es wurde einfach ein fremder Befund genommen und sein Name über den Bildern mit dem Pankreas-Ca eingesetzt.
das ist mittlerweile kein Geheimnis mehr:
http://www.ilrestodelcarlino.it/bologna/cronaca/2011/08/21/566353-agosto_medico_carcere.shtml
und wurde auch vom Gefängnisarzt bestätigt
November 5, 2011 um 10:59 am |
ich bin – wie du weißt – ein medizinischer Laie und daher natürlich stets über deine fachkundigen Hinweise dankbar!
November 6, 2011 um 11:24 pm
ich wollte jetzt nicht als klugscheißer auftreten. das hat schon hand und fuß was du geschrieben hast. es war nur eine ergänzung im detail, die für den fall sparti nicht wesentlich ist. das ist oft so: wenn man so ins detail für experten geht, schafft man beim laien nicht selten eher mehr verwirrung. ist ja klar, wie soll man das auch genau einordnen ohne erfahrung.
die aussage des gefängnisarztes scheint im fall sparti jedenfalls der entscheidende punkt zu sein. toll recherchiert.
November 5, 2011 um 10:14 am |
jährlich wird beklagt, dass man die „Mutmaßlichen Auftraggeber“ noch nicht gefasst habe.
gegen die gesamte rechtsextreme Szene wurden jahrzehnentelange Prozesse geführt, die Verurteilung der NAR-Mitglieder basierte dann jedoch allein auf der windigen Zeugenaussage eines Kriminellen, der im Gegenzug wegen eines Pankreas-tumors (der ihn dann jedoch nicht daran hinderte 20 Jahre weiterzuleben) aus der Haft entlassen wurde.
Zusammenhänge zwischen P2 oder gar Gladio und den NAR konnten jedoch nie nachgewiesen werden.
die „Verschleierung der Taten“ für die verschiedene Geheimdienstler und der P2-Chef verurteilt wurden, hätten nicht die Linken belastet, sondern rechte Terroristen.
Trotzdem haben sich die „Magistrati“ nie gefragt, ob die „depistaggi“ nicht etwas ganz anderes hätten verschleiern sollen, sondern folgten stur der Theorie der „Strategie der Spannung“, sowenig Sinn diese auch ergab:
weder wurden für Bologna jemals Kommunisten beschuldigt, noch konnten irgendwelche auch noch so abstrakten Vorbereitungen für einen rechten Staatsstreich festgestellt werden.
Die P2-Loge war damals in Regierung und Militär am stärksten vertreten, ein Staatsstreich hätte sich somit gegen sie selbst gerichtet.
abgesehen davon halte ich die Bedeutung der P2 für maßlos überbewertet:
https://aron2201sperber.wordpress.com/2010/07/15/gibt-es-eine-p3-loge/
nicht der Matratzenverkäufer Licio Gelli war der mächtige Mann Italiens, sondern Giulio Andreotti und seine stets regierende DC
http://de.wikipedia.org/wiki/Giulio_Andreotti
Der P2-Logenmeister Licio Gelli wurde als der „Puppenspieler“ präsentiert (eitel und dumm, wie solche Leute oft sind, glubte er es wahrscheinlich sogar selbst) in Wahrheit war er wohl selbst eher eine Marionette Andreottis.
Die linken „Magistrati“ waren nicht von ihrer Theorie abzubringen, was für die Geschäfte von Andreotti & Co sehr praktisch war:
https://aron2201sperber.wordpress.com/2011/03/11/gaddafis-treue-freunde/
was beim „Anschlag auf die Piazza Fontana“ (in Wahrheit eine Bank)nicht gelungen war, vor Gericht nachzuweisen, musste bei Bologna klappen.
https://aron2201sperber.wordpress.com/2008/08/24/italiens-bleierne-jahre/
zur Not auch mit der abstrusen Zeugenaussage eines römischen Halbweltlers, der dafür auf Grund eines vorgetäuschten Pakreas-Tumors die Freiheit geschenkt bekam:
November 5, 2011 um 10:34 am |
Carlos steht jetzt in Frankreich wieder vor Gericht:
http://www.taz.de/Terrorist-Carlos-vor-Gericht/!81275/
Auch die Rolle seiner deutschen RZ-Komplizen könnte bei so einem Prozess endlich hinreichend beleuchtet werden:
https://aron2201sperber.wordpress.com/2011/06/13/gaddafi-und-die-revolutionaren-zellen/
Einige seiner deutschen Komplizen wie z.B. Thomas Kram wurden für ihre Verbrechen nie belangt…
Mai 17, 2012 um 9:45 pm |
[…] Prozess gegen die ausgeforschten und verurteilten Faschisten war jedoch dermaßen wenig überzeugend, dass die angeblichen Täter trotz ihrer rechtskräftigen Verurteilung nicht einmal in den Augen […]