Als die arabische Revolution in Tunesien und Ägypten ausbrach, wurde sie von Elsässer & Co. bejubelt.
Schließlich sollte sie dazu dienen, die Hamas mit Rückendeckung der in Ägypten an die Macht strebenden Muslimbrüder ebenfalls in revolutionäre Angriffslaune zu versetzen.
Jene Hoffnung scheint sich im Moment zwar gerade zu erfüllen.
Trotzdem ist den sogenannten Antiimperialisten die Feierlaune längst vergangen.
Dass sich die arabische Revolution nicht nur gegen westliche Verbündete, sondern auch gegen antiimperialistische Diktatoren richten könnte, hatte man vor lauter Jubeln nicht bedacht.
Gaddafi hatte den Israelis zu Beginn des “Arabischen Frühlings” eine „Erhebung der arabischen Massen” an den Hals gewünscht.
Stattdessen ist er selbst daran verreckt.
Schlagwörter: Arabische Revolution, Jürgen Elsässer
November 16, 2012 um 2:18 am |
Der Jubel war von Anfang an verlogen, denn bei aller anti-westlichen Rhetorik gab es aufseiten der rasch politisch tonangebenden Islamisten nie eine Veranlassung für die Annahme, dass bei deren Machtausübung irgendetwas von klassisch linken Zielvorstellungen heraus kommen könnte.
November 16, 2012 um 7:58 am |
„Trotzdem ist den sogenannten Antiimperialisten die Feierlaune längst vergangen.“
Meinst du hier explizit deinen Freund Elsässer oder die „Antiimperialisten“ an sich?
Soweit ich mich erinnere, regten sich die „Antiimperialisten“ von anfang an darüber auf, dass die „Imperialisten“ den arabischen Frühling (m.E. das Unwort der Dekade) initiierten, um fehlgeleitete Alpha-Tiere (bis auf Ägypten) los zu werden und Muppets zu installieren. Funktioniert hat es rein oberflächlich bisher in Libyen und Yemen. Tunesien geht indes islamisch steil, Ägypten ist in „Mursi“ und „das Volk“ zu unterscheiden und in Syrien mag den Imperialisten bisher so gut wie nichts gelingen – außer Potenzierung der Fehlentwicklungen!
Den Kater sehe ich eindeutig an anderer Stelle als du…
November 16, 2012 um 9:29 am |
überall außer in Ägypten?
in Tunesien lebte man mit Ben Ali wohl nicht so schlecht.
und auch mit Gaddafi, dessen Terrorjahre längst vorbei waren, hatte man sich gut arrangiert:
selbst ein Assad war nicht das Hauptproblem des Westens.
November 16, 2012 um 11:34 am
Bis auf Ägypten haben die Westalliierten alle Umwelzungen „moralisch“ (Tunesien) oder tatkräftig (Libyen, Yemen, Syrien) unterstützt.
Des Westens Problem mit Gaddafi war sein afrikanischer Führungsanspruch und die geplante Loslösung vom Dollar. Libyscher Terrorismus war lange schon nicht mehr ein Problem.
Der Yemen musste strategisch eingenommen werden und Syrien, tja, hier sollte die Achse des Bösen unterbrochen werden. Insofern stellte jeder der genannten sicher ein Problem für den Westen.
November 16, 2012 um 1:21 pm
warum wurde Gaddafis Absetzung dann ausgerechnet von Sarkozy betrieben, während Obama sich zurückhielt?
mit Dollar oder anderen wirtschaftlichen Gründen hatte das nix zu tun.
Die Franzosen hatten den Charakter, sich an gewisse Aktionen eines Gaddafi zu erinnern:
http://de.wikipedia.org/wiki/UTA-Flug_772
Die Italiener hätten ohne Sarkozys Entschlossenheit hingegen weiter an ihrem gewohnten Erdöllieferanten festgehalten:
https://aron2201sperber.wordpress.com/2012/01/13/tangenteni/
Im Gegensatz zu Frankreich wurden in Italien nämlich Gaddafis Terrorstreiche aus den 80ern von der damaligen politischen Klasse vertuscht, um ja nicht auf sein günstiges Öl verzichten zu müssen.
November 16, 2012 um 2:20 pm |
So habe ich das auch in Erinnerung. Gejubelt hat nur unsere Mainstream-Presse. Hier und da gab es auch ein paar besorgte Töne, aber der Jubel überwog.
November 16, 2012 um 8:11 pm
Die Antiimperialisten haben von Elsässer bis „Alles Schall und Rauch“, sogar Todenhöfer, alle gejubelt. Bis es Gaddafi und Assad traf.
November 16, 2012 um 8:09 pm |
Nichtglauber: Glaubst du nicht, dass die „Initiierung“ des Arabischen Frühlings auch was damit zu tun hatte, dass die Araber Armut, Arbeitslosgkiet und Korruption satt hatten, oder ist diese Theorie völlig abwegig?
November 17, 2012 um 5:41 pm
Nein, mit absoluter Sicherheit haben die von dir genannten punkte eine entscheidende Rolle gespielt. Das große Aber:
es fand eine Transformation der Bewegung statt, vor allem in Syrien. Dort mussten über Facebook über mehrere Wochen dutzende Aufrufe zum „Aufruhr“ losgeschickt werden, um die ersten Demonstranten auf die Strasse zu bekommen. Von diesen Demonstranten, die Korruption, hohe Mieten, Arbeitslosigkeit und Vetternwirtschaft anprangerten, sind quasi keine mehr auf den Strassen. Sie sind bereits kurz nach Beginn der Unruhen verschwunden. Zum großen Teil äussern sich diese „Beginners“ sehr negativ über die derzeitige Form und Ziele der „Revolution“.
Die inner-syrische Opposition speist sich zum großen Teil aus solchen Leuten!
November 17, 2012 um 6:13 pm
Bravo! Endlich mal keine Verschwörung am Werk. Die Araber haben sich also ganz alleine, nicht vom Westen befohlen, gegen ihre Diktatoren erhoben. Aber nach dieser Erkenntnis folgt sofort dieser Kommentar:
Also doch nicht? Waren nur die Tunesier und Ägypter unzufrieden, die Syrer jedoch nicht?
Das ist natürlich kolossaler Unfug. Es gibt jede Woche HUNDERTE Demonstrationen, die von den Lokalen Koordinationskomitees organisiert werden und über die die Oppositionsseiten auch ausführlich berichtet. Entweder du hast keine Ahnung darüber oder du lügst gezielt.
Ja, es gibt Selbstkritik bei der Opposition, stell dir mal vor. Bei den Assadisten und ihren Supportern wird noch immer der Massenmord der Armee und Shabiha an Tausenden Zivilisten geleugnet und als Propaganda abgetan.
November 17, 2012 um 6:16 pm
Bravo! Endlich mal keine Verschwörung am Werk. Die Araber haben sich also ganz alleine, nicht vom Westen befohlen, gegen ihre Diktatoren erhoben. Aber nach dieser Erkenntnis folgt sofort dieser Kommentar:
Also doch nicht? Waren nur die Tunesier und Ägypter unzufrieden, die Syrer jedoch nicht?
Das ist natürlich kolossaler Unfug. Es gibt jede Woche HUNDERTE Demonstrationen, die von den Lokalen Koordinationskomitees organisiert werden und über die die Oppositionsseiten auch ausführlich berichtet. Entweder du hast keine Ahnung darüber oder du lügst gezielt.
Ja, es gibt Selbstkritik bei der Opposition, stell dir mal vor. Bei den Assadisten und ihren Supportern wird noch immer der Massenmord der Armee und Shabiha an Tausenden Zivilisten geleugnet und als Propaganda abgetan.
November 16, 2012 um 1:57 pm |
Französische Truppen losgeschickt, aus moralischen Gründen?
Das glaub ich nicht, das gabs noch nie.
November 16, 2012 um 2:18 pm |
die Franzosen hatten sich trotz seiner Terrorstreiche mit Gaddafi wieder arrangiert.
ohne arabischen Frühling in Tunesien, Ägypten und Bengasi hätte es wohl noch weitere gute Geschäfte und Freundschafts-Fotos mit Gaddafi gegeben.
insofern braucht man nicht groß von Moral zu sprechen.
aber immerhin wußten sie, dass sie dem Gangester Gaddafi nichts schuldig waren und nutzten die Gelegenheit aus, es ihm doch noch heimzuzahlen.
November 16, 2012 um 2:59 pm
Hatte Gaddafi nicht etwas mit Sarkos Wahlkampfunterstützung zu tun ;-)?
November 16, 2012 um 4:09 pm |
dazu gab es ja auch eine schön VT:
nämlich, dass Gaddafi umgebracht wurde, um nichts darüber zu verraten.
warum Gaddafi nicht bereits vorher darüber auspackte, bleibt natürlich unklar 😉