Augsteins Lager

„Tel Aviv ist Berlin“, schrieb die Bild am Sonntag, nachdem sich gezeigt hatte, dass die Raketen der Hamas inzwischen weiter reichen als früher: „Die gleiche Mode, die gleiche Musik, dieselben Wünsche und Werte.“ Wirklich? In Israel gibt es Gegenden, da wird eine Frau als Hure beschimpft, wenn sie im Bus vorn bei den Männern sitzt. Und es gibt Menschen, die bespucken ein kleines Mädchen auf dem Weg zur Schule, weil es falsch gekleidet ist.

(Augstein)

In Berlin gibt es solche Gegenden auch. Nur sind sich Salonkommunisten wie Augstein zu fein, um sich mit deren Existenz auseinanderzusetzen. Stattdessen kanzelt er Politiker, die darüber sprechen, dass sich ganze Stadtteile in Scharia-Zonen verwandeln, als islamophobe Rassisten ab.

Die von Augstein beschriebenen ultaorthodoxen Zustände findet man übrigens nicht in Tel-Aviv, sondern in Jerusalem…

…und bei den religiösen Fundamentalisten, denen man dort fahrlässigerweise die Herrschaft über ganze Stadtteile überlassen hat, handelt es sich um Gegner des weltlichen Staates Israel, die sich weigern, ihre staatsbürgerlichen Pflichten zu erfüllen.

Über die Auswüchse fundamentalistischer Parallelgesellschaften vor der eigenen Haustüre zu schreiben, gilt in Augsteins Lager als rassistisch und islamophob.

Wenn sich die Missstände jedoch in Israel zutragen, dürfen sie von Augsteins Lager präsentiert werden, um die antiisraelische Argumentation zu untermauern, selbst wenn jene Missstände nicht das Geringste mit dem Gaza-Konflikt zu tun haben.

Gaza ist ein Gefängnis. Ein Lager.

War West-Berlin auch ein Gefängnis. Ein Lager?

Wie hätten wohl die Ostberliner reagiert, wenn sie aus jenem Lager mit Raketen beschossen worden wären?

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16 Antworten to “Augsteins Lager”

  1. besucher Says:

    Also wenn det Raketen aus Milka-Schokolade jewesen wärn dann hätten sick de Ost-Berliner wie Bolle jefreut, wa?

  2. aron2201sperber Says:

    dabei hat sich Augstein mittlerweile selbst zensiert und die schrillsten Teile seines Pamphlets gelöscht.

    in der Urfassung seines Artikels kamen die Hamas-Raketen erst gar nicht vor.

    Filipp Piatov ist noch auf die Ur-Version eingegangen:

    http://klarelichtung.wordpress.com/2012/11/19/gute-besserung-augstein/

  3. blattmacher Says:

    Der Augstein-Artikel ist wirklich unterirdisch. Gaza mit West-Berlin zu vergleichen ist allerdings pervers. West-Berlin war ein Paradies – Gaza ist die Hölle.

    • aron2201sperber Says:

      es ist allerdings die Hamas, die zum größten Teil dafür verantwortlich ist, dass es eine „Hölle“ ist.

      klar hinkt der Vergleich mit West-Berlin.

      wenn Gaza von Augstein & Co. wegen seiner „Bevölkerungsdichte“ und „Abgesperrtheit“ ständig mit einem Gefängnis oder Lager verglichen wird, drängst sich der Vergleich mit dem ummauerten West-Berlin jedoch förmlich auf.

      • besucher Says:

        Die harten Jungs vergleichen Gaza gar mit einem KZ. Ist allerdings ein komisches KZ in dem sich Leute vermehren und nicht weniger werden.

    • lol Says:

      West berlin war doch kein Paradies!

  4. Olaf Says:

    West-Berlin war ja von der Roten Armee umzingelt, und gegen wen haben die linken 68er leidenschafltich demonstriert?
    Gegen die Amerikaner und deren Krieg im fernen Vietnam.
    Immer wenn ich die Bilder sehe, denke ich, was für Deppen, diese deutschen 68er.

    • aron2201sperber Says:

      die DDR wollte die aufrührerischen Studenten dazu benutzen, um sich Westberlin einzuverleiben:

      http://www.herbig.net/gesamtverzeichnis/sachbuch/einzelansicht/product//die-inszenierte-revolte.html

      die 68er ließen sich dabei bereitwillig von Stasi & Co. instrumentalisieren, obwohl es im Falle ihres Erfolges klar gewesen wäre, dass mittelfristig nicht die Studenten Berlin übernommen hätten, sondern die kommunistische Staatsmacht sehr rasch das Sagen gehabt hätte.

      die Krawallschwaben wären dann jedoch einfach zu ihren Eltern in den Westen zurückgekehrt.

      Zurückgeblieben wäre das einheimische berliner Proletariat.

      deswegen war auch kaum ein berliner Proletarier dazu bereit den wetdeutschen Studenten in ihrem Revolutionsabenteuer zu folgen.

      sie hätten dabei schließlich viel mehr zu verlieren gehabt

  5. Gutartiges Geschwulst Says:

    Sie haben recht, @besucher, allem Anschein nach, ist Gaza ein recht fruchtbares Biotop.
    Was die „harten Jungs“ betrifft, so verharmlosen diese, in niederträchtiger Weise, die Verbrechen des National-Sozialismus, indem sie die Situation in Gaza mit der eines Konzentrationslagers gleichstellen.
    Wieso ist das eigentlich nicht strafbar?

  6. Gutartiges Geschwulst Says:

    @Olaf sagt: „West-Berlin war ja von der Roten Armee umzingelt, und gegen wen haben die linken 68er leidenschafltich demonstriert?“

    Liegt es in der Macht einer hohlen Kuhglocke, gegen den zu demonstrieren, der sie schüttelt?

  7. gebis Says:

    besucher sagt:
    „Ist allerdings ein komisches KZ in dem sich Leute vermehren und nicht weniger werden.“
    Mit Verlaub,aber das trifft auch auf andere KL’s zu.Und das geht bereits seit 67 Jahren so.

  8. Herr Vorragend Says:

    „handelt es sich um Gegner des weltlichen Staates Israel, die sich weigern, ihre staatsbürgerlichen Pflichten zu erfüllen“

    Es gibt Charedim, die den Staat Israel ÜBERHAUPT NICHT anerkennen und auch nicht die israelische Staatsbürgerschaft besitzen. Natürlich dienen sie dann auch nicht in der Armee, zahlen keine Steuern, nehmen keine Sozialleistungen in Anspruch, etc.

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