Marx hätte seine Freude an den russischen Oligarchen gehabt: Sie perfektionierten die pure Akkumulation des Kapitals.
Wladimir Putin hat diese Leute in die Schranken gewiesen.
Aber solche politischen Prozesse sind keine russische Spezialität. Jedes System verfolgt die, von denen es sich bedroht sieht.
Vor wenigen Wochen verhängte ein New Yorker Bundesgericht gegen den 28-jährigen Jeremy Hammond die rechtlich mögliche Höchststrafe bei einem Geständnis. Hammond ist ein Aktivist und Hacker. Er brach in das Computersystem eines privaten Nachrichtendienstes ein, der Behörden und Unternehmen mit Informationen versorgt, und leitete die gestohlenen E-Mails an WikiLeaks weiter. Außerdem kopierte er Zehntausende von Kreditkartendaten und überwies damit mehrere hunderttausend Dollar an gemeinnützige Organisationen.
Denn anders als Chodorkowski wollte sich Hammond nicht selbst bereichern.
(Jakob Augstein – Spiegel)
Auch Augsteins Vater hatte durch seinen wirtschaftlichen Erfolg sich selbst (und leider auch seine bzw. Walsers Brut) bereichert.
Im Gegensatz zu Chodorkowski leben die Augsteins jedoch in einem System, das eben nicht mit Putins System zu vergleichen ist.
In einem System, das alle Möglichkeiten zur friedlichen politischen Opposition bietet, trotzdem zu kriminellen Mitteln zu greifen, hat wenig mit Dissidententum zu tun, sondern ist schlicht kriminell – auch wenn sich schon Leute wie die RAF-Verbrecher natürlich selbst gerne als „politische Gefangene“ bezeichnet hatten und auch genug Bewunderer fanden, die ihre Sichtweise teilten.
Witzig ist auch, dass die Bezeichnung “Raubtierkapitalisten”, wie sie von Augstein für Chodorkowski verwendet wird, den russischen Oligarchen ursprünglich ausgerechnet von George Soros verpasst worden war.