Marx hätte seine Freude an den russischen Oligarchen gehabt: Sie perfektionierten die pure Akkumulation des Kapitals.
Wladimir Putin hat diese Leute in die Schranken gewiesen.
Aber solche politischen Prozesse sind keine russische Spezialität. Jedes System verfolgt die, von denen es sich bedroht sieht.
Vor wenigen Wochen verhängte ein New Yorker Bundesgericht gegen den 28-jährigen Jeremy Hammond die rechtlich mögliche Höchststrafe bei einem Geständnis. Hammond ist ein Aktivist und Hacker. Er brach in das Computersystem eines privaten Nachrichtendienstes ein, der Behörden und Unternehmen mit Informationen versorgt, und leitete die gestohlenen E-Mails an WikiLeaks weiter. Außerdem kopierte er Zehntausende von Kreditkartendaten und überwies damit mehrere hunderttausend Dollar an gemeinnützige Organisationen.
Denn anders als Chodorkowski wollte sich Hammond nicht selbst bereichern.
(Jakob Augstein – Spiegel)
Auch Augsteins Vater hatte durch seinen wirtschaftlichen Erfolg sich selbst (und leider auch seine bzw. Walsers Brut) bereichert.
Im Gegensatz zu Chodorkowski leben die Augsteins jedoch in einem System, das eben nicht mit Putins System zu vergleichen ist.
In einem System, das alle Möglichkeiten zur friedlichen politischen Opposition bietet, trotzdem zu kriminellen Mitteln zu greifen, hat wenig mit Dissidententum zu tun, sondern ist schlicht kriminell – auch wenn sich schon Leute wie die RAF-Verbrecher natürlich selbst gerne als „politische Gefangene“ bezeichnet hatten und auch genug Bewunderer fanden, die ihre Sichtweise teilten.
Witzig ist auch, dass die Bezeichnung “Raubtierkapitalisten”, wie sie von Augstein für Chodorkowski verwendet wird, den russischen Oligarchen ursprünglich ausgerechnet von George Soros verpasst worden war.
Schlagwörter: Augstein, Chodorkowski, Spiegel
Dezember 26, 2013 um 3:43 pm |
Ein guter Artikel zu Chodorkowski:
http://www.welt.de/debatte/kommentare/article123287809/Eine-Ehrenrettung-fuer-den-Oligarchen-Chodorkowski.html
Dezember 26, 2013 um 4:50 pm |
Danke für den Hinweis!
Piatov schreibt wirklich immer sehr gut!
Dezember 27, 2013 um 3:28 am |
Eine Hymne auf Marx. Dann Bewunderung für Putin, als den Mann der die bösen Kapitalisten in die Schranken weist. Und dann gleich nachgeschoben Verharmlosung und Äquidistanz. Das sei ja keine russische Spezialität, das mache jedes System.
So viel Unsinn ist selbst für Augstein eine Leistung.
Ist es eigentlich Zufall, dass Quartalsidioten wie Augstein, Marx, Lenin, Mao, Castro usw. immer nur in den von ihnen so verachteten kapitalistischen Systemen entstehen? Wo ist der „große“ linke Denker, der in einem kommunistischen System geboren wurde?
Dezember 28, 2013 um 2:07 pm |
Guter Kommentar!
Die große Frage ist nur: Warum wurden und werden die angeblich größten Feinde (Kommunisten) des Kapitalismus, vom Kapitalismus erfunden und gefördert?
Dezember 31, 2013 um 9:00 pm
Wahrscheinlich weil der Kapitalismus keine handelnde Person mit einem Willen ist, sondern ein System in dem sich jeder möglichst frei entfalten kann. Freiheit zur Entfaltung bedeutet natürlich, dass sich die Personen in alle möglichen Richtungen entfalten.
Dezember 27, 2013 um 3:43 am |
Was will uns Augstein damit sagen? Er wird ja ganz offensichtlich nicht vom gemeinen kapitalistischen Westen verfolgt.
Wie kann das sein, dass der große selbsterklärte „Systemkritiker“ keine Bedrohung für das verhasste System darstellt?
Die Antwort ist eigentlich ziemlich einfach: Augstein hat nichts wirklich Systemkritisches zu sagen. Augstein schwimmt nicht nur im Geld, er schwimmt auch voll im Mainstream.
Dezember 27, 2013 um 8:02 am |
das kennt man auch von Jürgen Elsässer, der Politkowskaja die „politischen Morde“ an Barschel und Möllemann gegenüberstellt:
https://aron2201sperber.wordpress.com/2013/08/14/russische-meinungsfreiheit/
Dezember 27, 2013 um 8:49 am |
allerdings hat er durch seinen Anteil am Spiegel dafür gesorgt, dass der Mainstream weiter abgesunken ist.
ohne seine Herkunft wäre Augstein zwar höchstens beim Freitag gelandet, denn für seinen linken Unsinn interessiert sich kein Mensch – mit seinem Antiamerikanismus/Antisemitismus bedient er allerdings Ressentiments, die auch im deutschen Mainstream latent vorhanden sind.