Man würde den Griechen gern dabei zusehen, wie sie ihr Land mit einer Regierung flott bekommen wollen, die mehrheitlich aus Trotzkisten, orthodoxen Stalinisten und versprengten Anarchisten besteht. Wir Deutschen haben unsere Erfahrungen mit dem Kommunismus als Staatsform gemacht, an den Folgen kauen wir noch heute.
Mich erinnert Tsipras eher an unseren Kreisky als an die DDR.
Auch Kreisky dachte nicht im Traum daran, einen mühseligen Realsozialismus einzuführen, sondern bevorzugte es, seinen Sozialismus auf Kosten der kapitalistischen Welt auszuleben.
Kreisky hatte jedoch nach den Wirtschaftswunderjahren genug Wohlstand zum Umverteilen zur Verfügung, wofür er auch den Wählerauftrag hatte.
Um den Wohlstand, wie seinen Wählern versprochen, von Deutschland nach Griechenland umzuverteilen, hätte Tsipras die deutschen Wahlen gewinnen müssen.
Deutschlands Wähler sind jedoch mindestens genauso große Egoisten wie die griechischen Wähler – und daher wird sich jede deutsche Regierung hüten, bei der Sache mitzuspielen.
Der griechische Glaube, Merkel abgewählt zu haben, ist daher eine infantile Illusion.
Der linksradikale Tsipras wird zwar gerade auch von (vornehmlich rechtsradikalen) EU-Gegnern aus Deutschland und Frankreich bejubelt, allerdings nicht, weil sie seiner Politik Erfolg wünschen, sondern weil sie mit seinem Misserfolg rechnen.
Hätte Putin nicht gerade mit dem niedrigen Ölpreis zu kämpfen, würde er sich vielleicht den imperialen Spaß leisten, den Griechen ihren Tsiprismus zu finanzieren (wie Castros ewige Revolution), so ist jedoch ein schnelles Ende absehbar.
Mit einer griechischen Tragödie ist trotzdem zu rechnen. Denn auch wenn das Ende des tsipristischen Experiments absehbar ist, kann es in den kommenden Monaten oder Jahren noch genug zusätzlichen Schaden für Griechenland und Europa anrichten.
Schlagwörter: Tsipras
Januar 28, 2015 um 12:42 am |
Es ist ein Wunder, dass die Griechen nach den durchgeführten Kürzungen und bei diesen extremen Arbeitslosenzahlen erst jetzt radikal wählen. Letztendlich hat diese Entwicklung Merkel selbst verschuldet, da muss man den Merkel-Kritikern schon recht geben.
Januar 28, 2015 um 2:41 am |
Das ist korrekt so. Die einzige Chance die Tsipras hat ist die mit den korrupten Eliten aufzuräumen da seine Truppe nicht dazugehört. Ich befürchte aber dass die am längeren Hebel sitzen.
Januar 28, 2015 um 10:49 pm
„Korrupten Eliten“ ist ein ziemlich altes Schlagwort. Wer damit gemeint sein soll, weiß so recht niemand mehr. Es ist auch bei weitem nicht das schlimmste. Für mich sind die Eliten am schlimmsten, die so ideologisch verblendet sind, dass sie sich nicht einmal mehr mit Geld zur Vernunft bringen lassen. Tsipras gehört sehr wahrscheinlich zu dieser Gruppe nicht korrumpierbar Ideologen.
Januar 29, 2015 um 3:07 pm
Schau mal unter Onassis und andere Tankerbarone nach. (als ein beispiel) Haben die in den letzten Jahrzehnten Steuern gezahlt?
Januar 29, 2015 um 9:18 pm
@besucher
Die Superreichen sind immer schwer zu fassen. Dass daran ein Tsipras etwas ändert, darf getrost bezweifelt werden. Selbst SpOn macht sich darüber lustig, dass Tsipras von den angeblich so vielen griechischen Superreichen 3 Milliarden Euro kassieren will. Das sei extrem unrealistisch.
Wenn sogar SpOn zu dieser Erkenntnis gelangt, dann darf man mal gespannt sein, wie miserabel die Einnahmenseite von Tsipras aussehen wird. Dass er ausgeben kann, daran zweifelt ja niemand.
Januar 28, 2015 um 8:18 pm |
Tsipras gehört doch selbst zu einer Elite, oder sind die linken Weltverbesserer aus bürgerlichem Elternhause etwa keine Elite?
Griechenland hat bestimmt ein Problem auf der Einnahmenseite, die griechischen Unternehmer waren es so gewohnt (in Italien war es nicht anders)
immerhin leisteten Griechenlands Unternehmer trotzdem einiges zu Griechenlands Wohlstand, die Klasse von Tsipras gehörte immer nur zu den Abkassierern, die sich im Staatsdienst, Unis, etc. nicht die Hände an echter Arbeit schmutzig machten.
die Arbeitslosigkeit kann so hoch steigen wie sie will, doch kein griechischer Akademiker würde sich dazu herablassen, einen Job im Tourismus anzunehmen.
die kleinen griechischen Unternehmer müssen seit der Krise zwar Steuern zahlen, in ihren Unternehmen arbeiten jedoch weiterhin ausschließlich Nicht-Griechen
Januar 28, 2015 um 10:52 pm
Das stimmt sicherlich. Tsipras weiß gar nicht, was Arbeit ist. Er ist Berufspolitiker und Schöngeit. Aber das sind heutzutage die meisten Politiker. Interessanterweise wollen das auch viele Medien, Parteien und Wähler genau so haben. Jedenfalls in DL. Sobald dort ein Politiker noch einen anderen, echten Beruf hat, muss er sich harsche Kritik gefallen lassen, warum er neben der Politik noch etwas anderes, bodenständiges macht.
Januar 29, 2015 um 3:10 pm
Die Eliten sind mit der ND und PASOK vernetzt, die Tsipras-Leute hätten da Chancen etwas zu ändern da sie nicht in diesem Klientelverhältnis festhängen. („Sobald Du uns ans Leder willst zerstören wir deine politische Karriere“).
Januar 29, 2015 um 10:00 pm
@besucher
In der heutigen Politik kommt niemand mehr nach oben ohne reiche Förderer. Auch Tsipras schuldet seiner Klientel entsprechende Gegenleistungen, die man jetzt schon sieht.
Gegenüber Russland. Gegenüber seinen Hochschulprofessoren und der sonstigen Intelligenzija. Und so weiter. Wenn es in Griechenland überhaupt noch normale „Arbeiter“ geben sollte, dann werden diese nicht von Tsipras profitieren. Im Gegenteil diese Leute werden seine Späße bezahlen dürfen. Es sei denn Tsipras hat doch Recht und „die Deutschen zahlen immer“. 😉
Januar 28, 2015 um 5:00 pm |
Weshalb Nordeuropa und die Mittelmeerländer auf Gedeih und Verderb zusammengekettet werden, ist mir ein Rätsel. Und wenn uns dann die Linken was von US-Bundesstaaten erzählen wollen, hinkt der Vergleich wie Margot Honecker nach einer Flasche Rotkäppchen-Sekt. USA-Mexiko, das wäre der richtige Vergleich, und daran kann man sehen, was eben nicht zusammen gehört. Ich drücke den Griechen die Daumen, dass sie Merkel nach Chile schicken, wo sie hingehört.
Januar 28, 2015 um 10:59 pm |
Merkel nach Chile schicken, das könnten nur die Deutschen selbst. Die meisten Deutsche, die ich kenne, sind allerdings ausgesprochene Merkel-Fans. Selbst wenn sie ganz andere Parteien wählen, finden sie Merkel immer noch gut. Ich würde auch gerne das Gegenteil berichten, aber es ist leider so.
Januar 29, 2015 um 3:13 pm
Die Alternative zu Merkel wäre Steinmeier. (Aber auch nur in Kombi mit Gender-Ökos und linken Moskau-Fans) Was ist Dein Vorschlag?
Januar 29, 2015 um 9:31 pm
@besucher
Das ist genau die Logik der angeblichen Alternativlosigkeit mit der sich Pappnasen wie Merkel und Kohl so lange an der Macht hielten und im Falle von Merkel immer noch halten.
1998 hat auch alle Welt behauptet, Schröder wäre der Untergang von DL und dann hat er Reformen durchgeführt an die Merkel nicht einmal im Traum denkt und von denen DL heute noch zerrt. Fragt sich wie lange noch.
Ich glaube der dicke Siggi wäre mehr Reform-Schröder als Zeit-zurück-dreh-Merkel. Es schlimmer als Merkel zu machen, ist mittlerweile in vielen Bereichen richtig schwer geworden.
Januar 29, 2015 um 9:37 pm
dass Schröders Regierung teilweise eine weniger rotgrüne Politik gemacht hat als heute Merkel ist leider wahr.
Januar 29, 2015 um 9:55 pm
@aron
Im Moment fällt mir nur die Russlandpolitik ein, in der die Merkel-CDU noch der SPD überlegen ist.
In vielen anderen Punkten ist zwischen Merkel und der SPD kein Unterschied erkennbar.
Und in 3-4 weiteren Bereichen ist Gabriel rechter als Merkel, so wie vor ihm schon Schröder, Steinmeier und Steinbrück.
Januar 28, 2015 um 10:57 pm |
Das hast du aber extrem exakt vorhergesagt. SpOn ist so überrascht von der „Kehrwende“, dass sie ihre Jubelarien auf Tsipras von vor ein paar Tagen abrupt einstellen und schlagartig in den Kritikmodus überwechseln. Ganz so als hätten sie nie etwas anderes gemacht.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/griechenland-will-veto-gegen-russland-sanktionen-einlegen-a-1015487.html
Januar 28, 2015 um 11:10 pm |
die Koalition mit den bösen Rechten wurde von Augstein & Co. natürlich auch ignoriert, da sie schlecht ins ideologische Weltbild passt – noch viel schlechter als Putin.
Januar 29, 2015 um 8:13 pm |
man sieht, wie wenig es bei Augstein braucht, um Verständnis für Rechtspopulisten zu haben, solange es sich nicht um deutsche Rechte handelt
Januar 28, 2015 um 11:14 pm |
die Flüchtlingsströme werden in Zukunft nicht mehr den mühsamen Umweg über Italien nehmen müssen.
als Linker wird er die Festung Europa, die natürlich über Griechenland am leichtesten zu überwinden ist, schwächen.
für die Versorgung der Asylanten sollen ohnehin die bösen Deutschen und andere Nazis zuständig sein, und solange die Asylanten rasch und unbürokratisch dorthin weiterziehen wird auch sein rechter Koalitionspartner kein Problem mit der „humanen Handhabung“ bzw. Vernachlässigung des Grenzschutzes haben.
Januar 29, 2015 um 3:12 pm |
Der neue Außenminister Kotzias hat schon zweimal Alex Dugin an die Uni Piräus eingeladen. Vielleicht werden jetzt die alten Eliten entmachtet aber neue (aus Moskau) haben schon einen Fuß in der Tür.
Februar 8, 2015 um 9:59 am |
Der Spieltheoretiker Yanis Varoufakis hat einen gravierenden Fehler begangen. Er ist viel zu geschwätzig und hat seine Strategie vorab verraten. Somit kann er nicht glaubhaft machen, dass er tatsächlich das Lenkrad abmontiert und aus dem Auto geworfen hat. Dazu hätte er einen Verrückten mimen müssen, der glaubt, dass er sich gar nicht auf Kollisionskurs befindet.
Ob Schäuble und die EZB das erkannt haben, steht auf einem anderen Blatt.