Dieses Urteil ist endgültig: Das oberste italienische Gericht hat Amanda Knox und ihren früheren Freund Raffaele Sollecito vom Mord an der britischen Austauschstudentin Meredith Kercher freigesprochen.
Auf dem Körpers des Opfers wurden nur die DNA-Spuren des Vergewaltigers gefunden.
Dass es sich bei dem Vergewaltiger dann wohl auch um den Mörder handelt, liegt in so einem Fall wohl nahe.
Nicht so in Italien, wo sich ein verbohrter Staatsanwalt bereits auf eine Verschwörungstheorie festgelegt hatte. Dank unkritischer Medien konnte er die Öffentlichkeit (und mich leider auch) zunächst sehr erfolgreich von der Schuldigkeit des „Engels mit Eisaugen“ überzeugen.

(Staatsanwalt Mignini und sein Team)
Es folgte ein kafkaesker Prozess-Marathon mit Verurteilungen, Freisprüchen, Aufhebung der Freisprüche, Verurteilungen.
In Anbetracht der Unberechenbarkeit der italienischen Justiz war das Urteil des Höchstgerichts keineswegs eine Selbstverständlichkeit.
Beim letzten Prozess-Durchgang war es ja ausgerechnet das Höchstgericht gewesen, welches die gut begründeten Freisprüche des Berufungsgerichts wieder aufgehoben hatte.
Eine besonders tragische Rolle spielte die Familie des Opfers, die sich völlig mit der Sache der Staatsanwaltschaft identifiziert zu haben schien.
Man kann sich dies vielleicht damit erklären, dass die Familie das Gefühl hatte, die Staatsanwaltschaft habe sich außerordentlich engagiert, indem sie alles versucht hätte, um ein besonders perfides Mordkomplott gegen die Tochter aufzudecken.
Für dieses bedingungslose Engagement ist man dankbar, auch wenn es wohl kaum zur Aufklärung des Mordfalles beigetragen hatte.
Im Gegenteil:
Aufgrund der Verschwörungstheorie der Staatsanwaltschaft ist der Vergewaltiger und (mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit) Mörder der Tochter mit einer äußerst milden Strafe von 16 Jahren davongekommen.
Dass der Vergewaltiger unmittelbar vor der Tat wegen mehreren Einbruchsdiebstählen – zweimal davon mit einem Messer bewaffnet – von der Polizei festgenommen worden war, jedoch von der italienischen Justiz wieder laufengelassen worden war, ist ein Aspekt, der in der ganzen Diskussion viel zu wenig vorkam.