Nachdem am Samstagabend ein Mann in Gerasdorf bei Wien (Bezirk Korneuburg) ermordet wurde, gibt es nun erste Ermittlungsergebnisse.
Die Polizei schließt nicht aus, dass es sich um einen politischen Auftragsmord handeln könnte. Ebenso könnte aber auch ein Autokauf missglückt sein. Ein dementsprechender Bericht der „Kronen Zeitung“ wurde von der Polizei weder bestätigt noch dementiert. Opfer wie Tatverdächtiger sollen Tschetschenen sein.
(ORF)
Was wir unter „Politik“ und „Opposition“ verstehen, gibt es in Tschetschenien gar nicht und bei unser tschetschenischen Community lediglich marginal. Gegen Kadyrow finden zwar in Wien immer wieder Demonstrationen von tschetschenischen demokratischen Oppositionellen statt und der Diktator wird regelmäßig in tschetschenischen Diaspora-Medien kritisiert. Allerdings haben jene Gruppen kaum Zulauf und waren für Kadyrow (zumindest in den letzten 10 Jahren) kein Mordmotiv.
Statt um Politik dreht sich bei der überwiegenden Mehrheit der Tschetschenen alles um Ehre, die sich über Familie, Nation und den Islam definiert. Kadyrow hat kein politisches Programm, sondern muss versuchen, vor den anderen Tschetschenen stets als der größte Ehrenmann dazustehen. Kadyrow hat 9 Kinder gezeugt, die größte Moschee Europas gebaut und gegen die Charlie Hebdo-Karikaturen sein gesamtes Volk auf die Straße getrieben. Ein paar demokratische Oppositionelle, die gegen ihn in Wien protestieren, sind ihm da wohl ziemlich wurscht.
Wird jedoch die eigene Familie beschimpft, würde jeder tschetschenische Ehrenmann Rache üben müssen. Kadyrow ist als Tschetschene in jener Ehrenkultur gefangen, die nicht nur für den tschetschenischen Diktator, sondern für jeden tschetschenischen Ehrenmann gilt.
Kadyrows Familie in insgesamt 29 Videos zu beleidigen, kam angesichts der tschetschenischen Sitten der Unterzeichnung des eigenen Todesurteils gleich (den Schutz durch österreichische Sicherheitsorgane hatte er ebenfalls abgelehnt), was auch immer die Motivation dafür gewesen sein mag. Selbst wenn die Ehrenbeleidigung politisch motiviert gewesen sein sollte, bleibt es wohl ein Ehrenmord.