Posts Tagged ‘Gaddafi’

Vor 30 Jahren in Wien und Rom

Dezember 27, 2015

Am Freitag, dem 27. Dezember 1985, gegen 9 Uhr früh gelangten drei palästinensische Terroristen über die Stiege an der Ostseite des Flughafengebäudes zur Abflughalle und rollten eine Rauch- und drei Handgranaten in eine Passagierschlange, die an den Schaltern Drei und Vier auf die Abfertigung des El-Al-Fluges warteten. Danach eröffneten sie mit „Kalaschnikow“-Sturmgewehren das Feuer.

Insgesamt fielen fast 200 Schüsse. 2 Personen kamen ums Leben. 39 Personen wurden verletzt, darunter 23 Österreicher.

Sie haben sich dort zur Fatah-Splittergruppe Abu Nidals („Fatah – Revolutionärer Rat“) bekannt. 1987 verurteilte sie ein Wiener Gericht zu lebenslangen Haftstrafen.

Zeitgleich verübte eine zweite Terrorgruppe auf dem Flughafen Rom-Fiumicino einen ähnlichen Anschlag.

(Wikipedia)

Die für das Attentat verantwortliche Abu Nidal-Gruppe hatte zum Zeitpunkt des Anschlags ihren Stützpunkt in Libyen:

1985 zog Abu Nidal nach Tripolis, wo er mit Gaddafi Freundschaft schloss, der bald sein Partner wurde und auch Gebrauch davon machte. Am 15. April 1986 griffen US-Truppen in der Operation El Dorado Canyon von britischen Stützpunkten aus Tripolis und Benghazi an. Dutzende wurden getötet. Diese Aktion war die Vergeltung für ein Bombenattentat zehn Tage davor auf einen Berliner Nachtclub, der häufig von US-Soldaten besucht wurde.

Nach Abu Nidals Tod berichtete Atef Abu Bakr, ein ehemaliges Mitglied der Fatah RC gegenüber Journalisten, dass Gaddafi Abu Nidal gebeten hatte, gemeinsam mit seinem Geheimdienstchef, Abdullah al-Senussi, eine Serie von Racheattentaten gegen britische und US-Ziele zu planen.

(Wikipedia)

Dass Kreisky mit dem alten Terrorpaten Gaddafi gekuschelt hatte, hielt Gaddafi nicht davon ab, Österreich mit Terror zu überziehen.

Am Flughafen Rom Fiumicino fielen am selben Tag 10 weitere Menschen Abu Nidals Terror zum Opfer.

Obwohl es sich um einen der blutigsten Terroranschläge der italienischen Geschichte handelte, hat das Massaker von Fiumicino keinen Eingang ins kollektive Gedächtnis der Italiener gefunden.

Während bei Anschlägen, denen man eine angeblich rechte Urheberschaft zuweisen konnte, von Italiens Intelligenzija ein regelrechter Opferkult betrieben wurde, passte ein Anschlag mit jüdischen Opfern und linken Palästinensern als Tätern nicht in jenes Schema.

Warum Terror für Opfer nicht „bono“ ist

November 6, 2015

Bisher verhielten sich der Kreml sowie die russischen Medien in Sachen möglicher Anschlag auf das Passagierflugzeug mehr als zurückhaltend, wie der „Independent“ schreibt. Sollte eine Bombenexplosion als Absturzursache bestätigt werden, könnte das einen schweren innenpolitischen Dämpfer für die Großmachtpolitik Putins bedeuten.

(ORF)

Putins Syrien-Strategie beruhte auf dem Konzept, seinen Bastard Assad zu stärken.

Dabei ging es in erster Linie um Aleppo und andere umkämpfte Städte im Westen Syriens, und nicht um die vom IS beherrschten östlichen Gebiete, die Assad ohnehin abgeschrieben hatte.

Dass Putin jetzt auf einmal doch den IS zum Gegner hat, passt ihm gar nicht ins Konzept.

Auch wenn „Cui bono?“-Theorien nach Anschlägen gegen den Westen in Putins Medien stets breitgetreten wurden, sieht man jetzt, wie wenig „bono“ es ist, Opfer von miesen Terroristen zu werden.

„Bono“ ist der Terror ausschließlich für die Reputation der IS-Terroristen, die gezeigt haben, dass sich auch außerhalb des IS zuschlagen können.

Putin wird trotzdem auf den Terror reagieren müssen, und sich dabei wie der Westen die Hände schmutzig machen. Denn wer gegen Terroristen Schwäche zeigt, wird erst recht weiter zum Opfer gemacht werden.

Auch für die USA war es nicht „bono“, nach dem Al Qaida-Anschlag durch Stärke reagieren zu müssen, und sich dabei in aufreibende Kämpfe gegen islamische Irre zu verwickeln.

Bomben gegen Passagierflugzeuge waren in den 80er-Jahren Gaddafis Spezialität.

Gaddafi bestrafte Staaten, die sich ihm gegenüber falsch benommen hatten, jedoch militärisch eine Nummer zu groß waren, besonders gerne mit Bomben gegen Passagierflugzeuge.

Die Rache genoss sich Gaddafi stets im Stillen.

Lockerbie und eine über Niger explodierte französische Passagiermaschine musste er zwar letztlich auf seine Kappe nehmen.

Sein Meisterstück blieb jedoch Ustica.

Hier wurde er vom bestraften Land auch noch zum Opfer erklärt, während seine größten Gegner jahrzehntelang als Täter verdächtigt wurden.

Italien hatte es damals nicht ins Konzept gepasst, dass der wichtigste Öl-Lieferant gleichzeitig auch für den Terror zuständig war:

1994 kam ein internationales technisches Gutachten zu dem Ergebnis, dass es sich um eine Bombenexplosion im Inneren des Flugzeuges gehandelt habe, und zwar in der Toilette, welche steuerbordseitig im Heck liegt.

(Wikipedia)

Daher drückte Italien beide Augen zu, um diese Geschäfte trotz Gaddafis Terror nicht zu verderben:

Die nicht-technischen Mitglieder der Priore-Kommission sahen weiterhin eine Rakete als Ursache an.

(Wikipedia)

Gaddafi hatte aber immerhin zwei Seiten (auch wenn beide bösartig waren):

Sudans Präsident Numeiri: „Ghaddafi hat eine gespaltene Persönlichkeit – beide Seiten sind bösartig.“

So konnte er trotz wahnsinniger Rache-Aktionen am nächsten Tag wieder der charmant-schmierige „Amico“ sein, mit dem man tolle Geschäfte abschließen konnte.

Dass Gaddafi sich niemals öffentlich zu seinen Terroranschlägen bekannte, half natürlich beim Ignorieren.

Diese Möglichkeit gibt es bei Al Qaida oder dem IS nicht.

Putin wird den Kampf gegen den IS daher wohl oder übel aufnehmen müssen – mit all den hässlichen Dingen, die eine Konfrontation mit wahnsinnigen Monstern mit sich bringen.

Im Gegensatz zu Putin nach 9/11 sollte sich der Westen jetzt nicht schadenfroh zurücklehnen, sondern Putin die Unterstützung anbieten, die für einen gemeinsamen Kampf gegen den IS notwendig wäre.

Italiens Unterwerfung

Februar 18, 2015

Wien/Rom. „Dies ist eine Botschaft an die Nation des Kreuzes“, ruft der Henker mit dem blutigen Messer in der Hand. „Früher habt ihr uns auf einem syrischen Hügel gesehen, jetzt stehen wir südlich von Rom. Und das werden wir nach Gottes Willen erobern.“ Dann hält die Kamera auf das Blut der 21 soeben enthaupteten koptischen Christen, das an diesem libyschen Strand langsam ins Mittelmeer fließt.

45 Jahre lang hatten die Italiener versucht, sich dem Ostblock zu unterwerfen. Insbesondere Italiens Intelligenzija wählte geschlossen die Moskau-treue PCI.

Doch auch das christdemokratische Establishment war nicht viel besser: tatsächlich hatte auch schon Gaddafi Italien höchst erfolgreich unterwandert.

Zu Berlusconis Zeiten bedeutete dies lediglich ein paar peinliche, aber harmlose Bussi-Bussi-Auftritte zwischen den Bunga-Bunga-Kumpanen.

In den 70er und 80er-Jahren war Gaddafi jedoch der größte Terrorpate seiner Zeit.

Selbst wenn sich Gaddafis Terror gegen das eigene Land richtete, stellte sich das christdemokratische Establishment schützend vor Gaddafi, um sich nicht die Tangenten-Geschäfte mit Gaddafis Öl zu verderben.

Bis zum heutigen Tag gilt Gaddafi in Italien nicht als Täter, sondern als Opfer der bösen Amerikaner.

Keine Nation hätte sich ihre Unterwerfung durch den Islam mehr verdient als die undankbaren USA-Hasser aus Italien.

Putin als Opfer?

Juli 19, 2014

In Moskau verbreitete am Freitag das staatlich kontrollierte Fernsehen die These, das Flugzeug des russischen Präsidenten Wladimir Putin könnte das eigentliche Ziel der abgefeuerten Rakete gewesen sein. Tatsächlich war die Präsidentenmaschine zur gleichen Zeit auf dem Heimflug aus Lateinamerika.

(Kronen Zeitung)

Nach dem Absturz eines italienischen Flugzeugs war es Gaddafis italienischen Geschäftsfreunden gelungen, den Täter zum Opfer zu erklären:

Dennoch gelang es Untersuchungsrichter Rosario Priore in jahrelanger Puzzlearbeit, das Szenario von Ustica zu rekonstruieren. Seine These: Nato-Jäger waren an jenem Abend unterwegs, um ein Flugzeug mit Libyens Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi abzuschießen. Der aber entkam; stattdessen wurde die Itavia-Maschine vor Ustica von der Rakete getroffen.

(taz)

Allerdings wurde die italienische DC9 erst nach Jahren gefunden – genug Zeit, um Legenden zu stricken, deren Gegenteil – bei umgekehrter Beweislast der perversen italienischen Justiz – nicht mehr bewiesen werden konnte.

Putin wird mit dieser Geschichte nicht so leicht durchkommen.

Zu eindeutig sind die Fakten, die auf dem Tisch liegen.

Dass er mit dem Flugzeug zu jener Zeit in jener Gegend unterwegs gewesen wäre, wird ja nicht einmal von ihm selbst behauptet (allerdings 1980 auch nicht von Gaddafi).

 

Vor 28 Jahren am Flughafen Schwechat

Dezember 27, 2013

Am Freitag, dem 27. Dezember 1985, gegen 9 Uhr früh gelangten drei palästinensische Terroristen über die Stiege an der Ostseite des Flughafengebäudes zur Abflughalle und rollten eine Rauch- und drei Handgranaten in eine Passagierschlange, die an den Schaltern Drei und Vier auf die Abfertigung des El-Al-Fluges warteten. Danach eröffneten sie mit „Kalaschnikow“-Sturmgewehren das Feuer. Die Schüsse alarmierten auch die beiden israelischen Sicherheitsbeamten am El-Al-Schalter, die ebenfalls die Attentäter unter Feuer nahmen und auf diese Weise ein weiteres Vordringen der Terroristen in die Halle verhinderten. In der Zwischenzeit hatten österreichische Kriminalbeamte ebenfalls in das Gefecht eingegriffen. Insgesamt fielen fast 200 Schüsse. Dabei kamen der österreichische Magister Ekkehard Karner und der Israeli Elias Jana ums Leben. 39 Personen wurden verletzt, darunter 23 Österreicher.

Anschließend flüchteten die Angreifer mit einem vor dem Flughafengebäude geraubten PKW, dessen Besitzer sie bedrohten. In der Nähe von Fischamend auf der Preßburger Bundesstraße wurden die Attentäter von der Polizei gestellt. Bei dem Schusswechsel starb der Terrorist Abdel Aziz Merzoughi. Die beiden anderen (Mongi Ben Abdollah Saadaoui und Tawfik Ben Ahmed Chaovali) wurden schwer verletzt festgenommen und ins Wiener Allgemeine Krankenhaus eingeliefert. Sie haben sich dort zur Fatah-Splittergruppe Abu Nidals („Fatah – Revolutionärer Rat“) bekannt. 1987 verurteilte sie ein Wiener Gericht zu lebenslangen Haftstrafen.

Zeitgleich verübte eine zweite Terrorgruppe auf dem Flughafen Rom-Fiumicino einen ähnlichen Anschlag, bei dem 16 Menschen starben und Dutzende verletzt wurden.

(Wikipedia)

Die für das Attentat verantwortliche Abu Nidal-Gruppe hatte zum Zeitpunkt des Anschlags ihren Stützpunkt in Libyen:

1985 zog Abu Nidal nach Tripolis, wo er mit Gaddafi Freundschaft schloss, der bald sein Partner wurde und auch Gebrauch davon machte. Am 15. April 1986 griffen US-Truppen in der Operation El Dorado Canyon von britischen Stützpunkten aus Tripolis und Benghazi an. Dutzende wurden getötet. Diese Aktion war die Vergeltung für ein Bombenattentat zehn Tage davor auf einen Berliner Nachtclub, der häufig von US-Soldaten besucht wurde. Nach Abu Nidals Tod berichtete Atef Abu Bakr, ein ehemaliges Mitglied der Fatah RC gegenüber Journalisten, dass Gaddafi Abu Nidal gebeten hatte, gemeinsam mit seinem Geheimdienstchef, Abdullah al-Senussi, eine Serie von Racheattentaten gegen britische und US-Ziele zu planen.

(Wikipedia)

Dass Kreisky mit Gaddafi gekuschelt hatte, hielt den alten Terrorpaten nicht davon ab, Österreich mit Terror zu überziehen.

Andreotti, Gaddafi und Tangentopoli

Mai 6, 2013

Giulio Andreotti ist heute gestorben.

Kein anderer Mann hat das Nachkriegsitalien so stark geprägt wie der Senator auf Lebenszeit.

Giulio Andreotti war zwar wie Silvio Berlusconi ein Feindbild des angeblich besseren Italiens. Auch er musste wie Berlusconi absurde Mafiavorwürfe, die von einer linken Polit-Justiz begeistert aufgegriffen wurden, über sich ergehen lassen.

Den „Tangentopoli“-Skandal, der zur völligen Auflösung seiner Partei geführt hatte, bestand er hingegen völlig unbeschadet, obwohl er die Skandal-Partei davor 30 Jahre lang geleitet hatte und daher in jedem anderen zivilisierten Land der Welt wohl zur Verantwortung gezogen worden wäre.

In Italien wurde er stattdessen zum Senator auf Lebenszeit ernannt.

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Ustica – Neues Urteil ohne neue Beweise

Januar 28, 2013

Die italienischen Justizbehörden sind nach mehrjährigen Ermittlungen zum Schluss gekommen, dass der mysteriöse Flugzeugabsturz einer DC-9-Maschine, die am 27. Juni 1980 von Mailand Richtung Palermo geflogen war, von einer Rakete verursacht wurde. Die Maschine wurde im Mittelmeer unweit der Insel Ustica abgeschossen.

Das Kassationsgericht in Rom hat daher heute beschlossen, dass der italienische Staat die Familienangehörigen der Opfer entschädigen muss, weil er nicht mit ausreichenden Zivil- und Militärkontrollen die Sicherheit des Flugraums garantiert hatte.

Das Zivilgericht von Palermo hat einfach das alte Urteil des Strafrichters Priore recycled, obwohl sein Urteil vom Obersten Strafgerichtshof aus Mangel an Beweisen aufgehoben worden war.

Nun wurde das neue Urteil vom Obersten Zivilgerichtshof bestätigt, obwohl seit dem Urteil des Obersten Strafgerichtshof kein einziger neuer Beweis aufgetaucht ist.

Der Strafrichter Priore, der gegen Offiziere der Aeronautica Militare einen Prozeß geführt hatte, beauftragte ursprünglich ein internationales Sachverständigenteam mit der Untersuchung der Absturzursache.

Als seine Sachverständigen zu dem Schluss kamen, es habe sich um eine Bombe gehandelt, wurden sie von Priore kurzerhand gefeuert. Stattdessen wurde ein italienisches Team eingesetzt, welches seine Ansichten über einen angeblichen Luftkampf teilte. Sie führten Experimente durch, die beweisen sollten, dass es sich nicht um eine Bombe gehandelt haben konnte.

Aus eigener beruflichen Erfahrung weiß ich, dass wenn der Auftraggeber ein Gutachten in einer bestimmten Richtung haben will, er es vom Auftragnehmer auch so bekommt.

Da es sich laut Gutachten seiner Sachverständigen nicht um eine Bombe gehandelt hatte, konnte es sich für den Richter nur um einen Luftkampf gehandelt haben.

Dies brauchte man praktischerweise nicht in Experimenten zu beweisen, da nachdem die Bombe ausgeschlossen worden war, nach Priores Logik nur noch jene Möglichkeit übrig blieb (auch wenn sich seine neuen Sachverständigen nicht einmal darüber einig waren, ob die Absturzursache ein Raketentreffer oder ein Fast-Zusammenprall mit einem Kampfjet war).

Der Richter Priore wollte Gaddafi übringens nicht nur für Ustica die Absolution erteilen, sondern auch für Lockerbie.

Diese absurde Art von Beweisführung hielt vor dem Berufungsgericht nicht.

Wenn Berlusconi nicht mit seinen Vorwürfen der linksideologischen Unterwanderung der Justiz recht gehabt hätte, hätte das Berufungsgericht auch das neue zivilrechtliche Urteil aus Mangel an Beweisen wieder aufheben müssen.

Gerade Berlusconi konnte allerdings bis vor kurzem mit der „historischen Wahrheit“ über Ustica sehr gut leben.

Die richtige Wahrheit zu finden, hätte Berlusconis Geschäften mit Gaddafi wohl schwer geschadet.

Nun ist Gaddafi weg…

…und aus der lukrativen „historischen Wahrheit“ ist ein 100 Millionen teures „Skandalurteil“ geworden, das Berlusconis Verteidigungsminister erfolglos zu bekämpfen versucht hatte.

Italiens Lockerbie

September 7, 2012

Die libysche Regierung hat Gaddafis rechte Hand überstellt bekommen.

Sanussi war seinem Schwager stets treu zu Diensten. Studentenproteste in Tripolis und Bengasi ließ er niederschlagen und die Anführer öffentlich hinrichten. Tausende andere Regimegegner landeten hinter Gittern und wurden gefoltert. Lange nahm die Welt kaum Notiz davon. Dies sollte sich erst ändern, als 1988 der Pan-Am-Jumbo, Flugnummer 103, über dem schottischen Lockerbie explodierte. Den 2001 als Attentäter verurteilten Abdel Basset Ali al-Megrahi hatte Sanussi zuvor für den Geheimdienst angeworben. Megrahi gehörte demselben Stamm an wie Sanussi.

Auch für den Bombenanschlag auf einen Linienflug der französischen Airline UTA im September 1989 soll der Ex-Geheimdienstchef verantwortlich sein. Bei der Explosion über dem Niger kamen alle 170 Insassen ums Leben, darunter auch die Frau des US-Botschafters im Tschad.

Am Abend des 27. Juni 1980 stürzte Itavia-Flug 870, eine Douglas DC-9, nördlich der italienischen Insel Ustica auf dem Wege von Bologna nach Palermo aus zunächst ungeklärter Ursache ins tyrrhenische Meer. Alle 81 Insassen starben bei diesem Flugzeugunglück, das als „Strage di Ustica“ (das Ustica-Blutbad) in Italien bekannt wurde.

Bereits am nächsten Tag wurde vom Geheimdienst SISMI ein falsches Bekennertelefonat an den „Corriere della Sera“ getätigt, in dem die rechtsextremen NAR die Verantwortung für den Anschlag übernahmen.

Nachdem sich das Bekenntnis der NAR als „Fake“ erwies, ging man zunächst von einem technischen Gebrechen der DC-9 aus.

Erst Jahre später kam es zu einer gerichtlichen Untersuchung des Falles.

In den 90er-Jahren kamen die vom Gericht beauftragten, internationalen Sachverständigen zu dem Schluß, die DC-9 sei durch eine Bombenexplosion abgestürzt.

Hätte man in jene Richtung weiter ermittelt, wäre man wohl schnell auf Gaddafi gestoßen.

Zu jenem Zeitpunkt wusste man bereits von Libyens Verantwortung für Lockerbie:

http://de.wikipedia.org/wiki/Lockerbie-Anschlag

Auch die Absturzursache für eine im Niger verunglückte französische Passagiermaschine war bereits bekannt:

http://de.wikipedia.org/wiki/UTA-Flug_772

Eine Minderheit der Sachverständigen ging von einem Zusammenstoß mit einem anderen Flugzeug aus – auch in diesem Fall wäre man wohl schnell bei Gaddafi gelandet, da eine in Kalabrien abgestürzte libysche MiG wenige Tage nach dem Unglück von Ustica aufgefunden worden war.

Stattdessen wurde die „unglaublichste Theorie“, welche von Gaddafis italienischen Geschäftsfreunden ins Spiel gebracht worden war, zur populärsten Erklärung für Ustica.

„TangentENI“

Januar 13, 2012

Die Öllieferungen des Irans an Italien könnten fortgesetzt werden, weil der Iran mit diesen Lieferungen Schulden beim italienischen Energiekonzern ENI bezahle, sagte ein Diplomat am Freitag. Lieferungen, die nicht mit Zahlungen an Teheran verbunden seien, sollten nicht unter das Embargo fallen.

http://derstandard.at/1326466449273/Italien-wird-von-Oelembargo-ausgenommen

Wieder einmal wollen die Italiener und ihre ENI nicht auf ihre Geschäfte mit einem miesen Regime verzichten.

Der Tangentopoli-Skandal, der Anfang der 90er Jahre Italiens politische Landschaft erschütterte, war in Wirklichkeit ein ENI-Skandal.

Im Sommer 1980 stand der alte Terrorpate Gaddafi in Italien unter Verdacht, für die bis dahin schlimmsten Terroranschläge der europäischen Nachkriegsgeschichte verantwortlich zu sein.

https://aron2201sperber.wordpress.com/2011/10/02/als-libysches-ol-europaische-ermittlungen-behinderte/

Leider war Italiens Politik nach dem Scheitern des Eni-Petromin-Deals mit Saudi-Arabien dringend auf Gaddafis Öl angewiesen.

https://aron2201sperber.wordpress.com/2011/10/20/gaddafis-italienischer-komplize/

Aus der Differenz zwischen dem günstigen Preis, den Gaddafi seinen „nachsichtigen“ italienischen Freunden machte, und dem offiziellen Preis, um den Italien sein Öl über den staatlichen ENI-Konzern bezog, konnten Cossiga und Andreotti das italienische Parteiensystem bequem ein weiteres Jahrzehnt finanzieren (auch die PCI, welche von Cossigas Cousin Enrico Berlinguer geführt wurde, bekam wohl ihren Anteil)

Gaddafis geschäftsschädigende Terrorstreiche von Bologna und Ustica konnte man elegant vertuschen, indem man sie der rechtsextremen „Strategie der Spannung“ zuschrieb.

Solange Gaddafis Öl sprudelte, rührte keine italienische Regierung an dieser „bequemen Wahrheit“.

Hatschi Gaddafis tiefer Fall

November 19, 2011