Posts Tagged ‘irak’

Kronzeuge für Amerikas Schuld

November 29, 2015

Der Spiegel freut sich, einen Kronzeugen für die amerikanische Schuld am IS zu präsentieren:

SPIEGEL ONLINE: Den IS gäbe es nicht, wenn die Amerikaner nicht 2003 in Bagdad eingefallen wären. Bedauern Sie…

Flynn: …ja, absolut…

SPIEGEL ONLINE: …den Irakkrieg?

Flynn: Das war ein riesiger Fehler. So brutal Saddam Hussein war – ihn nur zu eliminieren, war falsch. Das Gleiche gilt für Gaddafi und Libyen, das heute ein failed state ist. Die große historische Lektion lautet, dass es eine strategisch unglaublich schlechte Entscheidung war, in den Irak einzumarschieren. Die Geschichte sollte und wird über diese Entscheidung kein mildes Urteil fällen.

(SPON)

Dabei wird allerdings ignoriert, dass der IS von Syrien in den Irak einmarschiert war und nicht umgekehrt.

Obamas Politik des Nichts-Tuns wird daher historisch auch kaum besser dastehen.

Die Reaktion der USA auf die Terroranschläge von 9/11 mag naiv gewesen sein.

Statt mühsame Kriege zu führen, um Afghanistan und dem Irak die westliche Demokratie zu bringen, hätte man es sich auch wesentlich leichter machen können.

So wie der IS heute von Frankreich und Russland bombardiert wird, hätte man auch mit Osama Bin Ladens afghanischen Gastgebern verfahren können, ohne dabei eigene Bodentruppen zu opfern. Das ganze Geheule wegen Guantanamo wäre einem dadurch ebenfalls erspart geblieben.

Statt Saddam abzusetzen, hätte man ihn wieder zum “eigenen Bastard” machen können (wie man es übrigens auch mit Gaddafi gemacht hatte) und die Bekämpfung der Dschihad-Monster an ihn ausgelagert.

Vor 15 Jahren hatte man jedoch leider noch die idealistische Idee, dass auch Muslime trotz ihrer Diktaturen und Tyranneien wie die Deutschen oder die Japaner lieber in Demokratie und Freiheit leben wollen.

Heute weiß man, dass die Demokratie-Bemühungen ein Fehler waren, da Muslime entweder durch Saddams, Assads, Gaddafis in Schach gehalten werden müssen oder ihre Mullah-, Taliban-, IS-Tyrannei errichten.

Allerdings müsste man dann auch so abgeklärt sein, Muslime nicht in unsere demokratische freie Welt zu importieren, zumal wir hier (noch) keine Saddams haben, die dafür sorgen, dass Islam Frieden ist.

Die linke Moral der Schadenfreude

September 10, 2015

Ich hielt den Irak-Krieg für einen strategischen Fehler.

Bush und Blairs Projekt eines demokratischen Vorzeige-Staates statt Diktatur war zu ambitioniert.

In der Region wird man leider wohl noch lange mit Bastards wie Assad oder den Sauds leben müssen.

Statt den mühsamen Weg der versuchten Demokratisierung des Nahen Ostens zu gehen, hätte man auch Saddam einfach wieder zum „eigenen Bastard“ machen können.

Dass ausgerechnet viele Deutsche den Irak-Krieg als große moralische Verfehlung des Westens anprangern, ist allerdings absurd.

Hätte es im Irak mit Demokratie und Freiheit wie in der BRD funktioniert, wäre es für die Iraker wohl nicht das Schlechteste gewesen, selbst wenn für die USA dabei ein “böser” Profit herausgeschaut hätte.

Auch wenn ich den Krieg nicht begonnen hätte, erhoffte ich daher stets einen Erfolg der westlichen Intervention.

Obwohl man hier viele Jahre (auch als Linker) mit Demokratie und Freiheit gut gelebt hatte, wünschten viele den Irakern und den USA von Anfang an alles Schlechte und waren schadenfroh über jeden toten amerikanischen Soldaten und jeden durch Terror getöteten irakischen Zivilisten.

Bush ist jedoch mittlerweile längst Geschichte.

Die Probleme in Syrien fallen mitten in die Obama-Ära der Nichtintervention.

Der IS ist auch nicht vom Irak nach Syrien einmarschiert, sondern es war genau umgekehrt.

Trotzdem fällt vielen nichts Besseres ein, als weiter stur und schadenfroh mit dem Finger auf die Schuld des Westens zu zeigen:

Es liegt allerdings eine paradoxe, düstere Ironie darin, dass die Kriege, mit denen die westliche Politik den Nahen Osten verwüstet, oder die Armut, für die sie in Afrika verantwortlich ist, dazu beitragen, den großen demografischen Hunger des alten Europas zu stillen. Die Völkerwanderung, die wir brauchen, lösen wir selber aus.

(Jakob Augstein)

Weil Deutschland zum Westen gehört, ist man sogar schadenfroh, wenn das eigene Land einer islamischen Völkerwanderung ausgesetzt ist, die unsere Zivilisation wohl kaum unbeschadet überstehen wird können.

Die Linke und die kurdische Sache

September 14, 2014

Aus lauter Sorge, die Falschen zu fördern, hat man in Syrien das Feld den ISIS-Jihadisten überlassen. Jene waren im Gegensatz zur Freien Syrischen Armee nicht auf die Waffen des Westens angewiesen, da sie ihre eigenen Förderer hatten.

Mittlerweile gibt es keine FSA mehr, die man unterstützen könnte.

Es bleibt Obama daher gar nichts anderes übrig, als sich mit Assad zu arrangieren.

Im Irak muss Obama voll auf die Kurden setzen, wenn er nicht will, dass das Land zwischen einem sunnitischen und einem schiitischen Terror-Staat aufgeteilt wird.

Lustig, dass es ausgerechnet für die linken Kurden so wenig linke Solidarität gibt.

Solange die PKK mit ihrem Terror die im Kalten Krieg strategisch wichtige Türkei destabilisierte, war der kurdische Freiheitskampf für Linke noch eine Herzensangelegenheit.

Seit die Kurden nicht mehr eindeutig der antiimperialistischen Front zuzurechen sind, hat man das Interesse für die kurdische Sache verloren und konzentriert sich lieber voll und ganz auf die Palästinenser.

Während die rechtsextreme Hamas von westlichen Linken stets verteidigt wird, lässt man die linksextreme PKK im Regen stehen.

Zaid tötet wieder

Juli 2, 2014

Herr Todenhöfer, Bagdad bereitet sich auf den Angriff der Dschihadisten vor, heißt es. Wer steckt hinter diesem völlig überraschenden Vormarsch?

Eine Fehleinschätzung von Politikern und Medien, die den Irak nicht kennen. Die Terrororganisation Isis spielt nur scheinbar die alles überragende Rolle. Der Aufstand wird in Wirklichkeit überwiegend vom FNPI getragen, dem „Nationalen, Panarabischen und Islamischen Widerstand“ des Irak. Das ist eine säkulare Koalition mehrerer Gruppen, die schon mit großem Erfolg gegen die US-Armee gekämpft haben. Dieser irakische Widerstand, bei dem ich 2007 im umkämpften Ramadi eine Woche verbrachte, ist von den USA jahrelang systematisch totgeschwiegen worden, obwohl er ihr Hauptfeind war. Er hat sie letztlich aus dem Irak vertrieben.

(Frankfurter Rundschau)

Karl May bereiste die Welten seiner edlen Wilden nur in seiner eigenen Phantasie.

Todenhöfer war zwar in Afghanistan und im Irak und trotzdem sind seine Geschichten genauso irreal.

Was Todenhöfer bei seinem Besuch von 2007 als edlen Widerstand ansah, war tatsächlich der reinste Terror, der sich zu 90 % gegen die eigene Bevölkerung richtete.

Durch die Surge-Strategie wurden die Terroristen 2008 besiegt, und Obama übernahm einen Irak, aus dem er geordnet abziehen konnte.

Die Mullahs sollen es richten?

Juni 18, 2014

SPD-Außenpolitiker Mützenich mahnte, bisherige Konstellationen der Zusammenarbeit zu überdenken. „Wir dürfen die Rolle Irans nicht unterschätzen. Der Westen muss bereit sein, enger mit Teheran zusammenzuarbeiten und Iran als wichtigen Akteur in der Region anzuerkennen“, forderte Mützenich. „Hier ist die gesamte Region gefordert, eine politische Lösung zu finden. Staaten wie Saudi-Arabien oder die Türkei müssen dafür sorgen, den ungehinderten Strom an Waffen einzudämmen. Nur ein regionalpolitischer Ansatz kann eine Eskalation verhindern“, fügte er hinzu.

(Spiegel)

Der Terror im Irak ist das Ergebnis des Versagens in Syrien, wo man den Kampf gegen Assad den Dschihadisten ueberlassen hat.

Im Gegensatz zu Gaddafi und Saddam hätte Assad wohl kaum bis zum bitteren Ende gekämpft.

Wäre der iranische und russische Einfluss auf Assad nicht so strak gewesen und der Wille des Westens nicht so schwach, könnte die Familie Assad schon längst in einem angenehmen Exil verweilen und Syrien und dem Irak wäre ein äußerst blutiger Bürgerkrieg erspart geblieben.

Erst hat man sich einen schwachen amerikanischen Präsidenten wie Obama gewünscht.

Nun will man sich einem islamistischen Regime, das wesentlich zur Eskalation der Gewalt beigetragen hat, an den Hals werfen.

Russland, Iran, China haben vielleicht Grund, über die Schwäche des Westens zu feixen.

Wir Europäer werden hingegen wie beim Balkankrieg die Folgen der amerikanischen Führungsschwäche in Form von weiteren Flüchtlingsströmen aus der Krisenregion sehr unangenehm zu spüren bekommen.

Irak-Desaster schuld an Syrien-Misere?

September 8, 2013

Auch die Gegner eines Eingreifens in den Syrien-Konflikt erhöhen ihre Bemühungen. In einem TV-Spot unterstreicht beispielsweise die liberale Gruppe MoveOn.org die Kriegsmüdigkeit in der Bevölkerung nach den langwierigen Einsätzen im Irak und in Afghanistan. Unter dem Motto „Nicht noch einmal“ fordert sie den Kongress auf, gegen Obamas Plan zu stimmen.

Laut einer aktuellen Studie des Pew Research Center befürworten nur 29 Prozent der Bürger einen US-Militäreinsatz in Syrien, 48 Prozent sind dagegen. Eine Umfrage von ABC News und der „Washington Post“ kam zu ähnlichen Ergebnissen – hier waren sechs von zehn Amerikanern gegen einen Einsatz der USA im Alleingang.

(Spiegel)

Die angebliche Kriegsmüdigkeit der USA nach dem angeblichen „Desaster“ im Irak wird immer wieder als Rechtfertigung fuer Obamas mangelnde Entschlossenheit in Syrien herangezogen.

Letztendlich starben im „Irak-Desaster“ weniger als 4.000 amerikanische Soldaten, und Obama konnte dank der Entschlossenheit der Bush-Administration einen geordneten Rueckzug aus einem von einer Diktatur befreiten, demokratisierten Land antreten.

Der Preis an Menschenleben fuer den Sturz des Tyrannen mag im Irak hoch gewesen sein:

Etwa 100.000 Iraker starben durch Terroranschlaege islamistischer Terroristen, die einen demokratischen Irak verhindern wollten.

Wie hoch der Preis fuer den Sturz eines miesen Diktators ohne amerikanische Hilfe ist, kann man gerade in Syrien beobachten:

In Syrien sind bereits nach zwei Jahren mehr Menschen gestorben als nach 10 Jahren im Irak.

Dabei war Saddam ein wesentlich brutalerer Tyrann als Assad, der bei etwas mehr westlicher Entschlossenheit wohl freiwillig gegangen waere.

Mittlerweile wird es zwangslaeufig noch zu viel mehr Opfern kommen, da Syrien in mindestens zwei Teile zerfallen wird und neue Grenzziehungen immer blutig verlaufen.

Im besten Fall kann der Westen dafuer sorgen, dass er durch seine Hilfe ein Minimum an Einfluss ueber den neuen sunnitischen Staat erhalten wird.

Im schlechtesten Fall entsteht neben Assads Mullah-Satellitenstaat ein neuer Taliban-Staat.

Propaganda der Opferzahlen

Mai 18, 2013

Casualty counts during modern wars have become a highly politicised business. On one hand, they can help alert the outside world to the scale of violence and suffering, and the risks of conflict spreading both within a country’s borders and beyond them. On the other, as in Syria, Iraq, Darfur, the Democratic Republic of Congo and elsewhere, death tolls have routinely been manipulated, inflated or downplayed – a tool for the advancement of political interests.

(2013 – Sharmine Narwani im Guardian)

Die Dame weiß, wovon sie redet.

Der die Lancet-Studie widerlegende Bericht von Iraq Body Count, mit dem sie ihren aktuellen Beitrag verlinkt hat, war zum Zeitpunkt, als sie einen Anti-Bush-Artikel verfasste, auch schon längst bekannt, was sie damals jedoch  nicht davon abhielt, von hunderttausenden toten Irakern und Afghanen zu schreiben:

by the time US troops begin their promised 2011 withdrawal, and several hundred thousand innocent Afghani and Iraqi men, women and children have been killed in wars that have become increasingly difficult to justify to a skeptical American public.

(2010 – Sharmine Narwani auf Mideast Shuffle)

Auch wenn ihre Aussagen zum Propaganda-Missbrauch von Opferzahlen grundsätzlich richtig sind, braucht es schon eine gehörige Portion Frechheit, um für die Relativierung der Opferzahlen in Syrien ausgerechnet auf die eigenen Übertreibungen beim Irak-Krieg zu verweisen.

Propaganda der Opferzahlen

April 3, 2013

Casualty counts during modern wars have become a highly politicised business. On one hand, they can help alert the outside world to the scale of violence and suffering, and the risks of conflict spreading both within a country’s borders and beyond them. On the other, as in Syria, Iraq, Darfur, the Democratic Republic of Congo and elsewhere, death tolls have routinely been manipulated, inflated or downplayed – a tool for the advancement of political interests.

(2013 – Sharmine Narwani im Guardian)

Die Dame weiß, wovon sie redet.

Der die Lancet-Studie widerlegende Bericht von Iraq Body Count, mit dem sie ihren aktuellen Beitrag verlinkt hat, war zum Zeitpunkt als sie in einem Anti-Bush-Artikel von mehreren Hunderttausend toten Irakern und Afghanen schrieb, auch schon längst bekannt:

by the time US troops begin their promised 2011 withdrawal, and several hundred thousand innocent Afghani and Iraqi men, women and children have been killed in wars that have become increasingly difficult to justify to a skeptical American public.

(2010 – Sharmine Narwani auf Mideast Shuffle)

Auch wenn ihre Aussage zum Propaganda-Missbrauch von Opferzahlen grundsätzlich richtig ist, braucht es schon eine gehörige Portion Frechheit, um für die Relativierung der Opferzahlen in Syrien ausgerechnet auf die eigenen Übertreibungen beim Irak-Krieg zu verweisen.

Steinmeiers ganzer Stolz

März 18, 2013

Steinmeier klopft sich im Spiegel selbst auf die Schulter: „Unser standhaftes Nein

Saddam Hussein ist beseitigt, im Übrigen sind alle Befürchtungen eingetreten. Allein auf den Irak bezogen ist die Bilanz ernüchternd: mehr als 4000 US-Soldaten tot und 32.000 verwundet. Weit über 100.000 irakische Opfer.

Eine miese Diktatur abzusetzen, kann mit großen Opfern verbunden sein. Trotzdem gab es immer wieder Staatsmänner, die bereit waren, zu handeln. Steinmeier ist stolz darauf, nicht zu ihnen gezählt zu haben.

Der Traum von der Demokratisierung des Iraks nach dem Vorbild von Nachkriegs-Deutschland und Nachkriegs-Japan – ausgeträumt.

Gemessen am erträumten Maximalziel mögen die Amerikaner im Irak gescheitert sein.

Der Irak hat jedoch heute eine demokratische Regierung. Die US-Truppen konnten abziehen, ohne das Land in einem Bürgerkriegs-Chaos zu hinterlassen.

100.000 tote Iraker waren zwar ein hoher Preis.

Dass die 100.000 irakischen Opfer zum größten Teil auf das Konto von Dschihadisten gingen, die von der deutschen antiimperialistischen Fankurve als „Irakischer Widerstand“ angefeuert wurden, verschweigt Steinmeier.

Wie hoch der Preis für den Sturz einer miesen Dikatur ohne amerikanische Hilfe ist, kann man gerade in Syrien beobachten, wo der Aufstand gegen Assad bereits nach zwei Jahren über 70.000 Opfer gefordert hat.

Wie viele Syrer beim Kampf gegen die Diktatur noch sterben werden, steht in den Sternen, und selbst wenn es gelingen sollte, Assad zu stürzen, steht es keineswegs fest, dass auf Assad eine ähnlich demokratische und säkulare Regierungsform wie im Irak folgen wird.

Der Dschihad kehrt zu Assad zurück

Juni 9, 2012

Laut FAZ dürften Dschihadisten hinter dem Massaker von Hula stecken.

Überlässt man den Kampf gegen Assad den Dschihadisten, wird er eben mit den Mitteln der Dschihadisten geführt.

Als die Dschihadisten jene Methoden im Irak gegen die US-Besatzung einsetzten, wurden sie von gewissen Leuten als antiimperialistische Helden gefeiert.

Auch Assad stellte den Dschihadisten sein Territorium zu Verfügung, um von Syrien aus Terror im Irak zu verbreiten:

Angesichts der stetig steigenden Zahl blutiger Anschläge hat die US-Regierung Syrien zu einem härteren Vorgehen gegen die Drahtzieher aufgefordert. Syrien müsse die Grenzkontrollen zum Irak verstärken und gegen jene vorgehen, die von Syrien aus den Aufstand im Irak unterstützten, sagte Außenamtssprecher Tom Casey am Montag in Washington.

Aus Sicht der USA gebe es in Syrien „Widerwillen“, jene Maßnahmen durchzuführen, die notwendig seien. Die Kritik an Syrien erfolgte angesichts einer wachsenden Zahl von Anschlägen im Irak. Aus Ansicht des US-Militärs führt die wichtigste Route der militanten Ausländer über Syrien in den Irak.

(Handelsblatt vom 09.05.2005)