Dass Erdogan einen Terrorangriff des IS auf eine kurdische Hochzeit in der Türkei als Anlass für seinen Einmarsch nach Syrien genommen hat, ist besonders frech, da der IS militärisch von den Kurden gerade erfolgreich bekämpft wird, während Erdogan nie daran dachte, den IS zu bekämpfen, als es vielleicht notwendig gewesen wäre. Worum es Erdogan in Wahrheit geht, hat er oft genug selbst verkündet:
Als in der syrischen Grenzstadt Tall Abjad die schwarze Flagge des IS direkt an der Grenze wehte, schaute das türkische Militär tatenlos zu. Als aber kurdische Einheiten den Ort zurückeroberten, schlug Recep Tayyip Erdogan Alarm: Sein Land werde es niemals zulassen, dass sich im Norden Syriens ein autonomes, von Kurden kontrolliertes Gebiet entwickele, sagte der Präsident.
(SPON)
Wenn man den IS und Palästina mitzählt, gibt es bereits 22 arabische Nationalstaaten. Erdogan fordert bei jeder Gelegenheit, die Anerkennung eines weiteren arabischen Nationalstaates ein, der auf dem Staatsgebiet Israels errichtet werden solle. Einen Kurden-Staat auf dem Staatsgebiet Syriens will Sultan Erdogan hingegen niemals dulden.
Doch Erdogan steht mit seiner Doppelmoral nicht alleine da. Auch unsere links-progressiven „Nahost-Friedensexperten“, die bei jeder Gelegenheit Solidarität für Palästina bekunden, schweigen auf einmal, wenn es um die nationale Sache der (linken) Kurden geht. Da es nicht gegen Israel geht, fühlen sich die linken Enkeln der rechten Judenmörder offenbar nicht zuständig, ihren weisen Rat zu erteilen.
Im Gegensatz zur islamistischen Hamas haben die Kurden nicht vor, die Türkei aus ideologischen Gründen zu unterwerfen, sondern sie wollen lediglich ihren eigenen Nationalstaat (die Araber haben davon derzeit 21, die Türken immerhin 6).
Die Kurden scheinen als einziges islamisches Volk gegen die Heilsversprechungen der Islamisten immun zu sein, da sie die islamische Doppelmoral am eigenen Leib erlebt haben. Die linke Doppelmoral wird den Kurden wohl bald auch ihre linksextremen Illusionen austreiben. Solange die PKK mit ihrem Terror die im Kalten Krieg strategisch wichtige Türkei destabilisierte, war der kurdische Freiheitskampf für Linke noch eine Herzensangelegenheit.
Seit die Kurden nicht mehr eindeutig der antiimperialistischen Front zuzurechen sind, hat man das Interesse für die kurdische Sache verloren und konzentriert sich lieber voll und ganz auf die Palästinenser. Während die rechtsextreme Hamas von westlichen Linken hofiert wird, lässt man die linksextreme PKK im Regen stehen.