Posts Tagged ‘Tangentopoli’

Andreotti, Gaddafi und Tangentopoli

Mai 6, 2013

Giulio Andreotti ist heute gestorben.

Kein anderer Mann hat das Nachkriegsitalien so stark geprägt wie der Senator auf Lebenszeit.

Giulio Andreotti war zwar wie Silvio Berlusconi ein Feindbild des angeblich besseren Italiens. Auch er musste wie Berlusconi absurde Mafiavorwürfe, die von einer linken Polit-Justiz begeistert aufgegriffen wurden, über sich ergehen lassen.

Den „Tangentopoli“-Skandal, der zur völligen Auflösung seiner Partei geführt hatte, bestand er hingegen völlig unbeschadet, obwohl er die Skandal-Partei davor 30 Jahre lang geleitet hatte und daher in jedem anderen zivilisierten Land der Welt wohl zur Verantwortung gezogen worden wäre.

In Italien wurde er stattdessen zum Senator auf Lebenszeit ernannt.

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Italiens falsch gestartete Demokratie

Februar 20, 2013

Weil Italiens Intelligenzija sich einbildete, es sei schick, die Kommunisten zu wählen, konnten bzw. mussten die Christdemokraten mangels demokratischer Alternativen 45 Jahre an der Macht kleben bleiben, was für eine Demokratie einfach nicht gesund sein kann.

Dabei bedienten die regierenden Christdemokraten ausgerechnet das Publikum, das sie ohnehin nicht gewählt hätte, das man jedoch – mit totalem Kündigungsschutz und allen möglichen anderen teuren Privilegien – trotzdem milde stimmen musste.

Italiens regierende Christdemokraten waren so auf das Zusammenspiel mit ihrem antidemokratischen Gegenpol eingerichtet, dass nach dem Zusammenbruch des Kommunismus nicht nur die PCI, sondern auch die DC gleich mitverschwand.

Die Auflösung der Partei, die fast 50 Jahre an der Macht war, verlief auf eine völlig bizarre Art und Weise.

Verschwinden musste nämlich lediglich die Partei, die in einem ominösen „Tangentopoli“-Skandal verwickelt war, nicht jedoch nicht die Männer, die jene Partei geleitet hatten und dafür in jedem anderen zivilisierten Land auch die Verantwortung zu tragen gehabt hätten.

In Italien konnten Cossiga und Andreotti stattdessen genauso wie die Ex-Kommunisten (unter ihnen auch der heutige farblose rote Spitzenkandidat) einfach weitermachen.

Die beiden wurden trotz des Skandals sogar zu Senatoren auf Lebenszeit ernannt.

Der einzige, den es erwischte, war Craxi: ein eitler Dummkopf, der sich von den tatsächlichen Chefs Cossiga und Andreotti zum „Premier“ und damit auch zum zukünftigen Sündenbock für ihr System hatte küren lassen.

Ähnlich war es auch einem Matratzenverkäufer ergangen, der eitel genug war, sich von Cossiga und Andreotti als der „Gran Maestro“ einer allmächtigen „Freimauer-Loge“ namens „P2“ präsentieren zu lassen.

10 Jahre fasste Licio Gelli für seine Eitelkeit bzw. seine angebliche Schuld bei der Vertuschung der Spuren des schlimmsten Terroranschlags der italienischen Geschichte aus.

Tangentenhausen

Juli 9, 2012

Anfang der 90er Jahre wird in Deutschland der sogenannte „Tangentenhausenskandal“ aufgedeckt, der zur vollständigen Auflösung der beiden Regierungsparteien CDU und FDP führt.

Mehrere Manager des staatlichen Energiekonzerns verüben Selbstmord, ein FDP-Politiker muss nach Tunesien flüchten.

Der langjährige Regierungs-Chef Helmut Kohl und sein Koalitionspartner Dietrich Genscher werden hingegen zu Senatoren auf Lebenszeit ernannt.

Eine absurde Fiktion?

…in Italien ist es Realität.

„TangentENI“

Januar 13, 2012

Die Öllieferungen des Irans an Italien könnten fortgesetzt werden, weil der Iran mit diesen Lieferungen Schulden beim italienischen Energiekonzern ENI bezahle, sagte ein Diplomat am Freitag. Lieferungen, die nicht mit Zahlungen an Teheran verbunden seien, sollten nicht unter das Embargo fallen.

http://derstandard.at/1326466449273/Italien-wird-von-Oelembargo-ausgenommen

Wieder einmal wollen die Italiener und ihre ENI nicht auf ihre Geschäfte mit einem miesen Regime verzichten.

Der Tangentopoli-Skandal, der Anfang der 90er Jahre Italiens politische Landschaft erschütterte, war in Wirklichkeit ein ENI-Skandal.

Im Sommer 1980 stand der alte Terrorpate Gaddafi in Italien unter Verdacht, für die bis dahin schlimmsten Terroranschläge der europäischen Nachkriegsgeschichte verantwortlich zu sein.

https://aron2201sperber.wordpress.com/2011/10/02/als-libysches-ol-europaische-ermittlungen-behinderte/

Leider war Italiens Politik nach dem Scheitern des Eni-Petromin-Deals mit Saudi-Arabien dringend auf Gaddafis Öl angewiesen.

https://aron2201sperber.wordpress.com/2011/10/20/gaddafis-italienischer-komplize/

Aus der Differenz zwischen dem günstigen Preis, den Gaddafi seinen „nachsichtigen“ italienischen Freunden machte, und dem offiziellen Preis, um den Italien sein Öl über den staatlichen ENI-Konzern bezog, konnten Cossiga und Andreotti das italienische Parteiensystem bequem ein weiteres Jahrzehnt finanzieren (auch die PCI, welche von Cossigas Cousin Enrico Berlinguer geführt wurde, bekam wohl ihren Anteil)

Gaddafis geschäftsschädigende Terrorstreiche von Bologna und Ustica konnte man elegant vertuschen, indem man sie der rechtsextremen „Strategie der Spannung“ zuschrieb.

Solange Gaddafis Öl sprudelte, rührte keine italienische Regierung an dieser „bequemen Wahrheit“.

Gaddafis italienischer Komplize

Oktober 20, 2011

Der alte Terrorpate hatte einen alten Mafiapaten zum Komplizen.

Nein, ich spreche nicht von Silvio Berlusconi.

Dieser hatte Gaddafi zwar besonders unappetitlich hofiert.

Jedoch zu einer Zeit, als Gaddafis wilde Terrorjahre schon längst vorüber waren.

Giulio Andreotti hatte hingegen dafür gesorgt, dass die beiden schlimmsten Verbrechen der italienischen Geschichte bis zum heutigen Tag nicht aufgeklärt werden konnten.

Ein paar Jahre später hatte er den Financier seines „Tangentopoli“-Systems auch noch vor Reagans Raketen gewarnt.

Gaddafis untreuer „Amico“

April 26, 2011

Berlusconi will sich nun an Luftangriffen gegen Gaddafi beteiligen.

Gaddafis frühere italienische Geschäftsfreunde waren da um einiges loyaler.

Die hatten nicht nur zu ihm gehalten, als er wie jetzt sein eigenes Volk terrorisierte, sondern sie hielten Gaddafi sogar eisern die Treue, als sich sein Terror gegen Italien richtete.

Cossiga und Andreotti waren nach dem Scheitern des Eni-Petromin-Deals mit Saudi-Arabien dringend auf ein neues Geschäft angewiesen, um ihr Parteiensystem zu finanzieren.

Gaddafi sorgte mit seinem günstigen Öl dafür, dass das Tangentopoli-System doch noch „wie geschmiert“ laufen konnte.

Aus der Differenz zwischen dem günstigen Preis, den Gaddafi seinen „italienischen Freunden“ machte, und dem offiziellen Preis, um den Italien sein Öl über den staatlichen ENI-Konzern bezog, konnten Cossiga und Andreotti bequem das italienische Parteiensystem ein weiters Jahrzehnt finanzieren (auch die PCI, welche von Cossigas Cousin Enrico Berlinguer geführt wurde, bekam wohl ihren Anteil)

Gaddafis geschäftsschädigende Terrorstreiche von Bologna und Ustica konnte man elegant vertuschen, indem man sie der rechtsextremen „Strategie der Spannung“ zuschrieb.

Gaddafi und Tangentopoli

April 1, 2011

Zu Beginn der 80er Jahre herrschte zwischen Gaddafi und der NATO dicke Luft.

Obwohl Libyen Italiens wichtigster Erdöl-Lieferant war, schloss die italienische Regierung ein Beistandsabkommen mit Malta, das gegen Gaddafi gerichtet war.

Als sich Gaddafi für Italiens treulose Außenpolitik rächte, wurde der Verdacht von der italienischen Regierung sofort von ihm weggelenkt.

Wäre Gaddafis Urheberschaft für die beiden schlimmsten Terroranschläge der italienischen Geschichte bekannt geworden, hätte dies das Ende aller Geschäftsbeziehungen bedeutet.

Italien war nach dem Scheitern des Eni-Petromin-Deals mit Saudi-Arabien jedoch dringend auf Gaddafis Öl angewiesen.

Aus der Differenz zwischen dem günstigen Preis, den Gaddafi seinen „nachsichtigen“ italienischen Freunden machte, und dem offiziellen Preis, um den Italien sein Öl über den staatlichen Eni-Konzern bezog, konnten Cossiga und Andreotti das italienische Parteiensystem bequem ein weiteres Jahrzehnt finanzieren (auch die PCI, welche von Cossigas Cousin Enrico Berlinguer geführt wurde, bekam wohl ihren Anteil)

Gaddafis geschäftsschädigende Terrorstreiche von Bologna und Ustica konnte man elegant vertuschen, indem man sie der rechtsextremen „Strategie der Spannung“ zuschrieb.

Solange Gaddafis Öl sprudelte, rührte keine italienische Regierung an dieser „bequemen Wahrheit“.

Gaddafis treue Freunde

März 11, 2011

Gaddafi grämt sich nun über die Treulosigkeit seines Freundes Berlusconi.

Seine alten italienischen Geschäftspartner waren da um einiges loyaler.

(Andreotti und Cossiga)

Die hatten nicht nur zu ihm gehalten, als er wie jetzt sein eigenes Volk terrorisierte, sondern sie hielten Gaddafi sogar eisern die Treue, als sich sein Terror gegen Italien richtete.

Cossiga und Andreotti waren nach dem Scheitern des Eni-Petromin-Deals mit Saudi-Arabien dringend auf ein neues Geschäft angewiesen, um ihr Parteiensystem zu finanzieren.

Gaddafi sorgte mit seinem günstigen Öl dafür, dass das Tangentopoli-System doch noch „wie geschmiert“ laufen konnte.

Gaddafis geschäftsschädigende Terrorstreiche von Bologna und Ustica konnte man elegant vertuschen, indem man sie der rechtsextremen „Strategie der Spannung“ zuschrieb.

Aus der Differenz zwischen dem günstigen Preis, den Gaddafi seinen „italienischen Freunden“ machte, und dem offiziellen Preis, um den Italien sein Öl über den staatlichen ENI-Konzern bezog, konnten Cossiga und Andreotti bequem das italienische Parteiensystem ein weiters Jahrzehnt finanzieren (auch die PCI, welche von Cossigas Cousin Enrico Berlinguer geführt wurde, bekam wohl ihren Anteil).