Misik und die Konvertiten

Robert Misik verfasste in seinem Video-Blog auf http://www.standard.at einen Beitrag über „Konvertiten“.

Dabei bezeichnete er Götz Aly als einen ehemaligen doofen Linken, der jetzt zum doofen Rechten konvertiert sei.

Warum wurde Götz Aly für Robert Misik (selbst ehemaliges Mitglied der Gruppe Revolutionärer Marxisten) auf einmal zum ehemaligen doofen Linken?

In der Diktion der 68er wurde die BRD gerne mit dem Hitlerstaat gleichgesetzt. Dass die 68er auch selbst ihren Nazi Eltern ähnlich werden konnten (antibürgerlicher Impetus, Gewaltbereitschaft, Antiamerikanismus, latenter Antisemitismus), hat der anerkannte Historiker Aly aufzuzeigen gewagt.

Alten 68ern gefällt das natürlich gar nicht. Götz Aly wurde in einer TV Diskussion von Jutta Ditfurth scharf abgekanzelt, weil er durch seine Thesen den Nationalsozialimus relativiert haben soll. Dass sie selbst der demokratischen BRD oft in völlig unverhältnismäßiger Weise Faschismus unterstellt hat, scheint sie völlig vergessen zu haben.

In Österreich stellen sich 68er wie Misik heute gerne als nette Liberale mit sozialem Gewissen dar. Die große marxistische Revolution ist zwar nicht gelungen. Trotzdem brauchen Misik und seine ehemaligen Genossen von den „Revolutionären Marxisten“ nicht unzufrieden sein.

Als Außenpolitik Korrespondenten für Österreichs Qualitätsmedien dürfen Misik (standard, profil) und seine alten Mitkämpfer (Hoffmann Ostenhoff beim Profil, Raimund Löw beim Falter und im ORF) ihre alten Ideale hochhalten und den „Westen“ anprangern. Livia Klingl vom Kurier oder Gudrun Harrer vom Standard sind ebenfalls auf Schiene – und siehe da: mittlerweile sind auch die reaktionärsten Medien ihrer Deutungshoheit gefolgt. Wenn man am Sonntag die Kronenzeitung liest, erkennt man bei Themen wie multinationalen Konzernen, Turbokapitalismus, Neoliberalismus, Neocons, Irak, Israel und natürlich GW Bush kaum einen Unterschied zum hochwertigen Journalismus von Falter, Profil oder ORF Weltjournal.

Würden die Österreicher in Italien mitwählen dürfen, hätte Berlusconi kaum 5 % der Stimmen bekommen, Obama würde einen Erdrutschsieg feiern, George Bush hätten die Wähler längst übel abgestraft – komischerweise hatten wir in Österreich trotzdem 7 Jahre eine Koalition mit Haider-Beteiligung und danach immer noch eine rechte Mehrheit bei den Wahlen.

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5 Antworten to “Misik und die Konvertiten”

  1. Europas Wähler im Obama-Fieber « Aron Sperber’s Weblog Says:

    […] Rätsels Lösung ist wohl in den Außenpolitikredaktionen der MSM zu […]

  2. Stop The Bomb Or Appease The Mullahs « Aron Sperber’s Weblog Says:

    […] Klingl ist eine typische 68er Welterklärerin. Bei ihren zahlreichen Reisen in den Iran hat sie es geschafft, nur Gegner eines Regimesturzes zu […]

  3. Gudrun Harrers Binsenweisheiten « Aron Sperber’s Weblog Says:

    […] Nach Gudrun Harrers Ansicht ist es eine „Binsenweisheit“, dass Israel die Hamas gefördert haben soll. […]

  4. Georg Hoffmann-Ostenhof und die demokratische Volksrevolution « Aron Sperber’s Weblog Says:

    […] der jungen iranischen Intelligenzia von den befreundeten westeuropäischen 68er Gesinnungsgenossen wie Georg Hoffmann Ostenhof nicht die letzten 10 Jahre von so einer Möglichkeit vorgeschwärmt […]

  5. ORF leiht 9/11-Truthers seine seriösesten Stimmen « Aron Sperber’s Weblog Says:

    […] in der Außenpolitik-Berichterstattung könnte Krone-TV auch nicht schlimmer […]

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