„Keiner außer ihm weiß, wie es dazu kam“

INDO

Aus dem Traum erwacht, wurde er 1943 Soldat, zuerst Fallschirmjäger der Wehrmacht, nach dem 8. Mai 1945 des französischen Expedi­tions­korps für Indo­china, dem Commando Parachutiste Ponchardier. Keiner außer ihm weiß so genau, wie es dazu kam. Stand er wie viele seiner Kameraden vor der Al­ternative, einem schlimmen Schicksal nur durch den Kriegsdienst für Frankreich zu entgehen? Oder bewog ihn Leichtsinn, wie er sagt?

(Günther Deschner – Junge Freiheit)

Wie passt es zusammen, dass sich Peter Scholl-Latour zunächst den kommunistischen Tito-Partisanen anschließen wollte,  jedoch nach 3 Monaten Gestapo-Haft erneut einer Truppe beitrat, die als Sammelbecken für ehemalige Nazi-Kämpfer galt, um Titos vietnamesische Genossen zu bekämpfen?

Als man in Frankreich fast sofort nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bemerkte, dass ein Krieg um den Besitz von Indochina nicht zu vermeiden wäre, wurde die Fremdenlegion dabei entscheidend mit in die Planung einbezogen. Das Problem war nur, dass ihr Bestand inzwischen katastrophale Tiefstände erreicht hatte. Dazu kam, dass viele Legionäre ihre Dienstzeit längst überschritten hatten und bei Kriegsende entlassen werden mussten. Was lag also näher, als unter den hunderttausenden von Kriegsgefangenen zu rekrutieren, die sich in den Händen der Alliierten befanden. Mit den ersten Werbungen wurde bereits Anfang 1944 in Nordafrika begonnen – zuerst nur unter Italienern und Österreichern, zwischen die sich sicher auch einige Deutsche geschmuggelt haben werden, um dem Elend der Lager zu entkommen. Nach und nach wurden dann wieder Werbebüros in Frankreich eröffnet und dann der deutschen Kapitulation auch in den französischen Besatzungszonen in Deutschland und Österreich.

Potentielle Freiwillige gab es genug. Europa war voll von DPs (Displaced Persons) – Flüchtlingen, ehemaligen Kriegsgefangenen und Soldaten, Nazi-Kollaborateuren und Zwangsarbeitern, von denen viele nicht in ihre Heimat zurück konnten oder wollten. Es scheint so, dass sich zumindest unter der ersten Welle eine größere Anzahl von SS-Männern befand, denn es ist mehrfach von Narben an der Stelle der Blutgruppen-Tätowierung die Rede. Allerdings bemühte sich die Legion relativ bald darum, ehemalige Angehörige von SS, Gestapo  und SD auszusondern und abzulehnen. Das war allein schon deshalb nötig, da sich die Zeitungen, vor allem natürlich die französischen, mit Vorliebe auf dieses Thema stürzten. Die Ablehnung beschränkte sich aber vorwiegend auf Deutsche und so fanden nicht wenige europäische Freiwillige der Waffen-SS einer sicheren Unterschlupf in der Fremdenlegion. Besonders beliebt war dieser Ausweg bei französischen Nazi-Kollaborateuren, die gleich nach Kriegsende über 50% der Rekruten stellten.

(Kriegsreisende.de)

Die Angehörigen der Fremdenlegion 1945 waren zu 2/3 Drittel Deutsche. 1946 wurde der Anteil der Deutschen in der Legion auf 25 % begrenzt. Die meisten kamen aus der französischen Kriegsgefangenschaft, mit wenig Verpflegung und schlechter medizinischer Versorgung. Da hatten es die Werber sehr leicht, besonders bei ehemaligen Angehörigen der Waffen SS, da diese Entnazifizierungsüberprüfungen in Deutschland vermeiden wollten. Dennoch waren 55 Prozent aller 19 000 im Indochinakrieg eingesetzten Fremdenlegionäre deutscher Abstammung, Anteile gingen bis zu 80 Prozent.

So hatten viele dieser neuen Legionäre gegen die Russen und somit Kommunisten gekämpft und dachten nun diesen Kampf gegen die vietnamesischen und chinesischen Kommunisten fortzusetzen.

(newsatelier.de)

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20 Antworten to “„Keiner außer ihm weiß, wie es dazu kam“”

  1. Bernd Dahlenburg Says:

    Sehr schöner und profunder Beitrag!

  2. aron2201sperber Says:

    Hallo Bernd!

    Danke fuer das nette Lob!

    der Wikipedia-Biographie widerspricht PSL auf jeden Fall selber (siehe: http://www.how2find.de/scholllatour.htm)

    habe mir das Buch „Leben mit Frankreich“ bestellt (war nur ueber ein Antiquariat erhaeltlich) vielleicht klaert sich noch einiges auf – wenn ich Montag wieder aus dem Uralub zurueck bin, sollte es schon angekommen sein.

    hoffe, dass ich dann einen noch profunderen Beitrag verfassen kann…

  3. Bernd Dahlenburg Says:

    Gern geschehen.

    Sag‘ mal, kennst du diese Seite schon?

    http://freeirannow.wordpress.com/

    Es lohnt sich. Mittlerweile sind wir ein Team von knapp 10 Autoren.

  4. aron2201sperber Says:

    danke, habe die seite gleich in meine blogroll aufgenommen

  5. aron2201sperber Says:

    das Buch habe ich zwar immer noch nicht

    zu seiner einheit habe ich folgendes gefunden:

    http://www.sondereinheiten.de/forum/viewtopic.php?f=2&t=15268

    offenbar gehörte sie nicht zur Fremdenlegion…

    bin auf jeden Fall schon sehr gespannt auf das Buch…

    Peter Scholl Latour ist ein Gegner des „kapitalistischen Westen“, hat aber „nie in seinem Leben mit den Kommunisten sympathisiert“ – inwiefern seine Ansichten mit dem Nationalsozialismus (natürlich ohne Auschwitz etc.) im Widerspruch gestanden haben soll, würde mich schon interessieren:

    später bezeichnete er sich als Gaullist – ein französischer Nationalist also?

    PSL hat zwar französische Wurzeln – seine Sozialisation erfolgte eindeutig in Deutschland – gerade Frankreich hatte mit den Verträgen von Versailles Deutschland ziemlich übel mitgespielt

    PSL sagt im Interview, dass er sich mit seinen deutschen Klassenkameraden bestens (SS hin oder her) verstand – sein französischer Nationalismus dürfte wohl nicht allzu lange bevor eine Niederlage Deutschlands feststand, entstanden sein –

    Wofür steht Gaullismus sonst noch in Deutschland?

    http://de.wikipedia.org/wiki/Gaullismus

    deutsche Gaullisten sind für eine starke, von Amerika unabhängige Außenpolitik – in Verbindung mit seiner Sympathie für Hamas , Hisbollah und Iran muss man sich schon fragen, wodurch sich seine antinazistische Leidenschaft gespeist haben soll?

    aber jetzt höre ich auf zu spekulieren und versuche mich in Geduld zu üben bis ich das Buch endlich bekomme

  6. aron2201sperber Says:

    witzigerweise habe ich Henryk M. Broder und die Blogger Szene dank PSL entdeckt – habe nachdem ich mich über eine TV Sendung geärgert hatte nach kritischen Artikeln gegoogelt und bin damals darauf gestoßen:

    http://www.henryk-broder.de/html/tb_scholl-latour.html

    ich verdanke PSL also eigentlich einiges

  7. aron2201sperber Says:

    habe mittlerweile „Mein Leben mit Frankreich“ gelesen – bin daraus aber nicht wesentlich schlauer geworden:

    die Gestapo-haft wird zwar äußerst detailreich geschildert – wie und warum er dazu kam, sich den Tito-Partisanen anschließen zu wollen, bleibt jedoch nebulös – sein Vater, der um seine „Leidenschaft für die Ballonfahrt weiter frönen zu können die Hakenkreuzbinde angelegt hatte“ lebte anscheinend 1944 wieder in seiner alten Heimat Metz – bei einem Familienbesuch (auf einem Sommer-Uraub?) verliebte sich PSL in eine hübsche Französin, die ihm ein Lothringer Kreuz schenkte, das er in „jugendlichem Leichtsinn“ am Revers trug…

    http://de.wikipedia.org/wiki/Lothringer_Kreuz

    woran die geplante Flucht ins befreite Frankreich scheiterte, bleibt völlig unklar – erwähnt wird nur sein „Pech“, dass auch Metz eine Woche nach seinem Aufenthalt befreit werden sollte…

    seine Liebe zu Frankreich wird jedoch in der Grazer und Wiener Gestapo-Haft gestärkt, wo er jeweils seine Zelle mit romanhaft-exemplarischen Franzosen teilt.
    (dazu muss gesagt werden, dass Scholl-Latour im Vorwort einräumt, aus Diskretion die Namen einiger guter Freunde und Bekannter abgeändert zu haben)

    Mich hätte sehr interessiert, was PSL nach seinem Abitur in Kassel gemacht hatte – warum war der vor Vitalität strotzende Scholl Latour nicht wie seine Altersgenossen an der Front?

    warum wurde er bei seinem (wieder mal aus Leichtsinn) gescheiterten Versuch, sich den Partisanen anzuschließen, nicht (wie viele andere) hingerichtet?

    http://de.wikipedia.org/wiki/Verbrechen_der_Wehrmacht#Partisanenbek.C3.A4mpfung

    Zudem war die Hinrichtung gefangener irregulärer Kämpfer vom damals geltenden Kriegsrecht (Haager Landkriegsordnung von 1907) unter gewissen Umständen gestattet. [29] Zumindest die ersten beiden Punkte sowie Punkt vier trafen auf viele der sowjetischen Partisanen häufig nicht zu. [30] Wie selbst die französische Anklage und amerikanische Richter in Nürnberg urteilten, stellte allein die Erschießung gefangener Partisanen – selbst ohne Gerichtsverfahren – noch kein Kriegsverbrechen dar. Auch seien Geiselerschießungen und Repressalien im „angemessenen Rahmen“ nach damaligem Kriegsrecht nicht generell verboten, allerdings auch nicht ausdrücklich erlaubt, gewesen. [31] In Prozessen nach dem Krieg, wie z. B. gegen Friedrich Engel, folgten die Gerichte der Auffassung der Verteidiger, Geiselerschießungen seien „völkerrechtliches Gewohnheitsrecht“. Massaker an der Zivilbevölkerung wurden so als legitime Sühnemaßnahmen und Vergeltungsaktionen gegen „ungesetzliche Partisanenaktionen“ ausgewiesen. In deutschen Strafkammern wurde entschieden, Exekutionen seien zwar grundsätzlich als „Repressaltötungen“ gedeckt gewesen, nicht aber deren oft erreichtes Ausmaß und Grausamkeit.

    welches Interesse hatte die „Zentrale der NS-Repression in der Prinz Albrecht Straße“ an seiner Person?

    hier macht PSL nicht viel Aufheben um seine Person – „völlige Überschätzung seiner Person“ wird in einem Interview als Begründung genannt – immerhin mehr als im Buch zu diesem Thema steht…

  8. ramonschack Says:

    Sie tappen völlig im Dunkeln..

  9. aron2201sperber Says:

    das stimmt!

    habe Sie irgendwelche Infos, die ich nicht habe?

    wäre sehr dankbar…

  10. ramonschack Says:

    Mit Sicherheit habe ich irgendwelche Infos, die Sie nicht haben, aus erster Hand.

    Ich habe aber nicht vor, diese hier zu verbreiten.

    Nur soviel sei veraten, Sie liegen völlig falsch, mit Ihren Spekulationen, bzw. mit ihrer Beurteilung Scholl-Latours Biographie und seinem politischen Denken.

  11. aron2201sperber Says:

    wenn Sie Antworten auf meine Fragen haben, ist es aber ganz schön garstig mich weiter „im Dunkeln tappen zu lassen“

    …und irgendwie unlogisch, da sie meine Spekulationen am besten durch schlüssige Antworten entkräften könnten.

    wie wäre es, wenn sie auf ihrem Blog was dazu schreiben? – so könnte die Wahrheit ans Licht kommen ohne dass Sie ihre Insider-Infos „hier verbreiten“ müssen…

  12. ramonschack Says:

    „wenn Sie Antworten auf meine Fragen haben, ist es aber ganz schön garstig mich weiter “im Dunkeln tappen zu lassen”

    Sie erwecken auf mich den Eindruck, als gehe es Ihnen nicht um die“Wahrheit“, eher darum Spekulationen zu verbreiten..

  13. aron2201sperber Says:

    ich gebe zu: PSL ist nicht gerade mein Liebling…

    aber wenn Sie wirklich was haben, werde ich meinen Beitrag sofort überarbeiten und den „Spekulationen“ ein Ende bereiten – darauf gebe ich Ihnen mein Wort.

    das First Choice-Video auf Ihrem Blog ist übrigens sehr fein.

    ganz mein Geschmack:

    Liza is back

  14. ramonschack Says:

    ich gebe zu, ich bin ein großer Anhänger von PSL, wir sind auch Freunde, deshalb bin ich seinen Kritikern gegenüber manchmal etwas pampig.

    Sie leisten sich hier aber wirklich eine Unverschämtheit, die Ihren „Lehrern“ nicht passiert wäre…

    Ich werde Ihnen per E-Mail etwas senden.Schicken Sie bitte Ihre E-Mail Adresse an Ramon_Schack@yahoo.de..

    Danke für das musikalische Kompliment…freut mich

  15. aron2201sperber Says:

    Ich habe Scholl-Latour nicht unterstellt bei der SS gewesen zu sein, sondern darauf hingewiesen, dass es in seiner Biographie Punkte gibt, die kaum nachvollziehbar sind.

    Zumindest ohne Insider-wissen…

    Danke für das Vertrauen

  16. Warum tötest Du nicht mehr, Zaid? « Aron Sperber's Weblog Says:

    […] auch der Peter-Opa ist bestimmt sehr enttäuscht über Deinen Verrat an Stammes- und Glaubenstreue, die Du gegen den […]

  17. Größter Welterklärer aller Zeiten « Aron Sperber Says:

    […] https://aron2201sperber.wordpress.com/2009/06/17/keiner-auser-ihm-weis-wie-es-dazu-kam/ Gefällt mir:Gefällt mirSei der Erste, dem dieser gefällt. […]

  18. Gleiche Ansichten, unterschiedliche Bühnen « Aron Sperber Says:

    […] Peter Scholl-Latours Biographie ist auch nicht ganz frei von Seltsamkeiten. […]

  19. Peter Scholl-Latours jüdisches Geheimnis « Aron Sperber Says:

    […] ich mich in einem Beitrag darüber wunderte, dass Peter Scholl-Latour sich laut seiner Biographie zunächst den […]

  20. Wilhelm Eimers Says:

    War Peter Scholl – Latour Ballonfahrer ???
    Wer weiß etwas darüber???

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