Eine Bank als zufälliges Opfer?

So schlimm jeder derartige Anschlag auch ist, so ist allgemeine Terrorangst fehl am Platz. Die anarchistischen Splittergruppen haben bisher – im Gegensatz zu den faschistischen Attentätern, deren Anschläge seit den Sechzigerjahren immer zahlreiche zufällige Opfer forderten – in der Regel gezielt agiert und wurden auch meist ausgeforscht und verurteilt.

Die faschistischen Attentäter, die bei fünf großen Anschlägen auf die Landwirtschaftsbank in Mailand (1969), eine Gewerkschafterversammlung in Brescia (1974), die Bahnstrecke zwischen Bologna und Florenz (1974 und 1984) und den Bahnhof von Bologna (1980) wahllos zahlreiche Menschen ermordet haben, sind trotz zahlreicher Prozesse nie ausgeforscht worden.

http://www.wienerzeitung.at/meinungen/analysen/457826_Italien-im-Schatten-des-Terrors.html

Woher weiß der Autor, dass es faschistische Attentäter waren, wenn trotz zahlreicher Prozesse nie die Täter ausgeforscht werden konnten?

Könnte es nicht sein, dass man eventuell an der falschen Stelle geforscht haben könnte?

Bei einem Anschlag auf eine Bank kann man wohl von einem „gezielten Anschlag“ auf ein Symbol des Kapitalismus sprechen.

Da sich an jenem Tag nach Ende der Öffnungszeiten noch zahlreiche Kunden in der Bank augehalten hatten,  kostete der Anschlag auf ein Symbol des Kapitalismus leider 17 Menschen das Leben.

So musste die Tat von den Fürsprechern der Anarchisten von einem Anschlag auf eine Bank zu einem Anschlag auf das Volk umdeklariert werden.

Und hinter Anschlägen auf das Volk steckten noch nie edle Anarchisten (siehe oben), vor denen man sich nicht zu fürchten brauche (siehe oben), sondern Faschisten (siehe oben).

Trotzdem erdreistete sich die Staatsmacht zunächst, eine Gruppe von Anarchisten zu verdächtigen.

Dass sich einer der verdächtigten Anarchisten auf dem Polizeirevier aus dem Fenster stürzte, kostete auch dem Chefermittler bald das Leben.

Nach diesem unschönen Vorspiel konzentrierte man sich jedoch, wie von der Intelligenzija gefordert, nur noch auf die Rechten.

Dass jahrelange Prozesse gegen die gesamte rechtsradikale Szene zu keinen vor Gericht verwertbaren Resultaten führten, ließ die Intelligenzija niemals an ihren Thesen zweifeln, sondern wurde als weiteres Indiz einer besonders perfiden Verschwörung zwischen Staatsmacht und Faschisten gewertet.

Von nun an wurden alle unaufgeklärten Terroranschläge einer rechten Verschwörung zwischen dem Staat und den Faschisten zugeschrieben.

Diese Überzeugung war so weit verbreitet, dass selbst Rechtsextreme daran glaubten.

Um zu beweisen, dass es auch aufrechte staatsfeindliche Rechtsextreme gäbe, ermordete Vincenzo Vinciguerra 3 Polizisten mit einer Sprengfalle.

Jener einzig nachgewiesene „Strategie der Spannung“-Anschlag wurde von Vinciguerra also ausgeübt, um zu zeigen, dass es auch rechte Terroristen gäbe, die nicht für die „Strategie der Spannung“ mordeten.

Tatsächlich war der einzige Anschlag, der in das theoretische Konzept der „Strategie der Spannung“ passte, der Anschlag auf die Bank in Mailand.

Danach wurden stets Rechtsextreme verdächtigt, was eine „Strategie der Spannung“, bei der Linke für rechte Anschläge verantwortlich gemacht werden sollten, eigentlich ad absurdum führte. 

Auch beim Anschlag von Bologna, der 85 Menschen das Leben kostete, fiel der Verdacht sofort auf die Rechten.

Der Prozess gegen die ausgeforschten und verurteilten Faschisten war jedoch dermaßen wenig überzeugend, dass die angeblichen Täter trotz ihrer rechtskräftigen Verurteilung nicht einmal in den Augen der Intelligenzija als „ausgeforscht“ gelten (siehe oben).

Dass es zu jener Zeit eine gewisse Gruppe gab, die tatsächlich im Auftrag gewisser Regierungen Terror verbreitete, wurde von den Italienern stets ausgeblendet.

Zu verliebt war die Intelligenzija in ihre Theorie der „Strategie der Spannung“.

Zu abhängig war die Staatsmacht vom Öl des Auftraggebers jener Terrorgruppe.

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8 Antworten to “Eine Bank als zufälliges Opfer?”

  1. Luca Says:

    Es müsste schon ein Wunder geschehen, um die Urheberschaft von Ustica und Bologna aufzuklären.

  2. Luca Says:

    molto interessante!

  3. “Anschläge gegen Sachen” « Aron Sperber Says:

    […] https://aron2201sperber.wordpress.com/2012/05/15/eine-bank-als-zufalliges-opfer/ […]

  4. Instrumentalisierte Opfer | Aron Sperber Says:

    […] Italien gelang es Linken nach ungeklärten Terroranschlägen die Angehörigen der Opfer politisch zu instrumentalisieren, da sie den Willen zur Aufdeckung […]

  5. Opfermissbrauch in der italienischen Justiz | Aron Sperber Says:

    […] Italien gelang es Linken nach ungeklärten Terroranschlägen die Angehörigen der Opfer politisch zu instrumentalisieren, indem sie es schafften, den Eindruck […]

  6. Ausbeutung der Opferangehörigen | Aron Sperber Says:

    […] ungeklärten Terroranschlägen gelang es, die Angehörigen der Opfer politisch zu instrumentalisieren, indem man den Eindruck […]

  7. Italiens judenfreier Befreiungstag | Aron Sperber Says:

    […] ungeklärter Anschlag auf eine Bank, bei dem 17 Menschen ums Leben kamen, wird schon seit über 45 Jahren dazu genützt, eine rechte […]

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