Ein sunnitischer Iran

Ich hätte nie gedacht, mit Frau Harrer einmal in einem wesentlichen Punkt übereinzustimmen:

Wer sich aber nach den Entwicklungen der vergangenen drei Jahre im Nahen Osten wünscht, dass auch Saudi-Arabien kollabiert, dass dieses System von einem Sturm hinweggefegt wird, der hat starke Nerven.

(Gudrun Harrer)

Die Saudis haben sich des Wahabismus bedient, um ihr Land zu unterwerfen und sie tragen für die Verbreitung jener Ideologie zweifellos eine große Verantwortung.

Doch selbst die Saudis dürften längst kapiert haben, welche Bedrohung von einem Islamischen Staat ausgeht.

Saudi-Arabien ist kein Gottesstaat, auch wenn die Wahabiten ein Machtfaktor sind.

Im Iran sind die Mullahs hingegen an der Macht.

Ein Regime-Change in Saudi-Arabien würde wohl alles noch schlimmer machen, während es im Iran nur besser werden kann.

Schlagwörter: ,

10 Antworten to “Ein sunnitischer Iran”

  1. qwerty248 Says:

    Stimme zu, die saudische Königsfamilie ist säkularer und offener als die Mullahs oder die Islamisten, die vermutlich im Falle eines missratenen Regime Changes in Saudi Arabien an die Macht kämen. Trotzdem bleibt Saudi Arabien religiös und absolutistisch: http://de.wikipedia.org/wiki/Politisches_System_Saudi-Arabiens

    Gibt es dort in irgendeiner Weise säkulare, republikanische, demokratische, liberale, sozialistische oder nationalistische und vor allem nichtislamistische Ansätze?

  2. Tourix Says:

    Der Iran ist eine wesentlich offenere Gesellschaft als viele andere muslimische Staaten.
    http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/jugend-schreibt/jugend-schreibt/leben-im-iran-erdbebenangst-und-schleierhafte-sitten-11621893.html

    Allerdings müssen einige religiöse und politische Regeln unbedingt eingehalten werden.

    • American Viewer Says:

      Das ist ein Text für Kinder geschrieben von einer Schülerin offenbar aus dem Kinderteil der FAZ. Da steht nichts drin von Scharia, Frauen unterdrücken und Steinigen, das wollte man den Kindern offenbar nicht zumuten. Das ist Ihnen schon klar, oder?

      Der Iran ist eine wesentlich offenere Gesellschaft als viele andere muslimische Staaten.

      Das ist ihre Interpretation, die so in keiner Weise im Text auch nur angedeutet wird.

      Sie schreiben wunderbar zynisch:

      Allerdings müssen einige religiöse und politische Regeln unbedingt eingehalten werden.

      Dieser hübsche Euphemismus für die Totalherrschaft des Islam in allen Lebensbereichen ist [i]das[/i] Kennzeichen des Iran. Ähnlich schlimm sind nur noch Afghanistan, Pakistan, Irak und die Golfstaaten.

      In Wirklichkeit steht in besagtem Kindertext nur, dass die Gastfreundschaft im Iran riesig ist. Das stimmt zu großen Teilen, die Gastfreundschaft dort ist wirklich riesig. Das gilt aber auch für viele andere Länder. Gerade in armen Gesellschaften trifft man extreme Formen der Gastfreundschaft überraschend oft an.

      Aber wahrscheinlich wäre ich, wenn ich extrem arm wäre, auch zu einem weißen, stinkreichen Übermenschen aus dem Westen super super nett. Das ist wichtiger Bestandteil des Mythos des „edlen Wilden“ der sich im Westen etabliert hat. „Ach guck mal die Iraner/Inder/Indianer, die sind mal nett und gastfreundlich!“

      Die Iraner sind Weltmeister im gastfreundlich sein – so lange aktuell kein Baukran frei ist für „Spione des Westens“ und „Missionare“. Oder so lange man nicht vergewaltigt wird und dann den Vergewaltiger heiraten soll. Ähnlich gastfreundlich sind sonst nur Dubai und Nordkorea.

      • Tourix Says:

        Dann etwas ausführlicher:
        http://irananders.de/nachricht/detail/667.html

        Weiter unten geht es auch um das Verhältniss im innern Irans.
        Ganz unten sind viele weiterführende Links zu dem Thema.

        Allerdings muss ich zugeben, dass der verlinkte Artikel wohl geschönt sein dürfte.

      • arprin Says:

        @Tourix:

        Im Iran wurden sehr wohl konvertierte Christen verhaftet und verurteilt, und auf Apostasie steht die Todesstrafe:
        http://de.wikipedia.org/wiki/Apostasie_im_Islam#Iran

        Ziemlich absurd wird es an dieser Stelle:

        „Wenn gegen Konvertierte von der iranischen Justiz ermittelt wird, dann nicht wegen der Apostasie, sondern aufgrund von Missionierungstätigkeiten.“

        Diese Unterscheidung ist doch albern. Und es gibt auch andere Gründe, weswegen Christen verfolgt werden.

        irananders gibt sich ganz seriös, betreibt aber in Wirklichkeit extreme Propaganda für die Mullah-Diktatur und all ihren Schweinereien im In- und Ausland. Es wird sogar Verständnis für Steinigungen gezeigt, denn das seien eben kulturelle Eigenarten der Iraner:
        http://irananders.de/nachricht/detail/206.html

    • aron2201sperber Says:

      die Gesellschaft ist nicht zuletzt deshalb offener, zumal unter dem (bei der westlichen Intelligenzija besonders verhassten Schah) entsprechende Reformen umgesetzt wurden:

      http://de.wikipedia.org/wiki/Wei%C3%9Fe_Revolution

      in den meisten arabischen Ländern ist es umgekehrt – und die Regierungen sind erträglicher als die Gesellschaften.

      solange das so ist, kommt auch bei freien Wahlen nichts Vernünftiges raus, da immer islamistische Antidemokraten gewählt werden.

  3. American Viewer Says:

    @Tourix
    Es ist gut möglich, dass Christen durch die Mullahs nicht aktiv verfolgt werden. Passiv werden sie natürlich auf vielfältige Art und Weise unterdrückt, denn sie dürfen zum Beispiel keine neuen Gemeindemitglieder werben. Die Mullahs setzen langfristig auf das Aussterben der Christen im Nahen Osten und das ist eine ziemlich sichere Wette.

    Kurzfristig sind Christen, Aleviten, Kurden usw. notwendige Verbündete im Kampf gegen die Übermacht der Sunniten.

    Auch die Türken gehen mit den Christen in ihrem Land ähnlich „gut“ um. Der Islam ist zu anderen Buchreligionen immer „tolerant“, vorausgesetzt man unterwirft sich komplett und bezahlt Sondersteuern. So handhabt es selbst der verteufelte IS.

    Vielleicht sind die Erwartungen des Westens einfach zu hoch? Man sollte sie einfach absenken: Jedes islamische Regime, dass aktuell keine Völkermorde an Minderheiten durchführt oder plant, gilt ab sofort als Vorbild.

    • aron2201sperber Says:

      Das Mullah-Regime droht den “Zionisten” die Vernichtung an, leistet sich jedoch die Großzügigkeit, die kleine jüdische Minderheit im eigenen Land relativ unbehelligt leben zu lassen.

      …was von den Fürsprechern des Mullah-Regimes wiederum als Beweis dafür gewertet wird, dass es sich um keine Antisemiten handle.

      Wäre Ahmadinejad ein altmodischer Antisemit wie Lueger, würde es ihm wohl reichen, die Juden im eigenen Land zu bekämpfen.

      Moderne Antisemiten wollen Juden jedoch nicht nur in ihrem eigenen Land vernichten, sondern gleich auf der ganzen Welt:

      Das Wesen des modernen Antisemitismus

      Hitler hatte zwar auch Anleihen bei Lueger genommen und Juden im eigenen Land schikaniert, seine erklärten Gegner waren jedoch Juden außerhalb der deutschen Grenzen.

      Hitlers Feindbild war das internationale Finanzjudentum, welches nach seinem Weltbild hinter der Verbreitung des Bolschewismus steckte.

      Als Hitler seinen angekündigten Kampf gegen das Weltjudentum in die Tat umsetzte, wurde die jüdische Bevölkerung Osteuropas fast zur Gänze ausgerottet, während es paradoxerweise verhältnismäßig vielen deutschen Juden gelang, zu überleben.

      Bei Ahmadinejad hat der “Zionismus” den “Bolschewismus” ersetzt.

      Das Mullah-Regime sieht sich als Speerspitze im Kampf gegen den “Zionismus”, obwohl der Iran nicht einmal an den Judenstaat angrenzt.

      • American Viewer Says:

        Ich finde deine Erklärung zu kompliziert. Ich glaube man muss die Aussagen der Mullahs in diesem Fall ernst nehmen. Aussagen aus Hass heraus, sind meistens ehrlich. Islamisten vertreten eher selten einen rassistischen Antisemitismus à la Hitler. Der Islam will die Unterwerfung der anderen Buchreligionen, selten den direkten Völkermord.

        Die freien Juden Israels werden gehasst, weil sie frei sind, das ist der wesentliche Grund. Der Islam toleriert es nicht, wenn Nicht-Muslime sich nicht unterwerfen, vor allem nicht im „Haus des Islam“. Das Judentum selbst ist nicht wesentlich. Wenn freie Hindus, Amerikaner, Chinesen oder Eskimos im „Haus des Islam“ leben würden, würden sie diese Leute ebenso hassen und bekämpfen.

        Dieses Prinzip war auch der Grund für 9-11, das hat Osama bin Laden immer wieder klar gemacht: Erstens amerikanische Truppen auf islamischem Boden und zweitens die Unterstützung von Israel. Das ist beides Mal das gleiche Prinzip: Eigenständige Gruppierungen werden nicht toleriert, schon gar nicht im Haus des Islam.

        Deshalb war auch die Ansicht von George W. Bush („Sie hassen uns, weil wir frei sind!“) nie falsch und punktgenauer, als alle Erklärungen die linke „Intellektuelle“ regelmäßig abliefern.

      • aron2201sperber Says:

        der Iran will sich durch seine aggressive Politik gegen Israel den Führungsanspruch in der islamischen Welt begründen, sowie übrigens auch Erdogan und alle anderen Islamisten.

Hinterlasse eine Antwort zu American Viewer Antwort abbrechen