Syrer aus Libyen?

Die Flüchtlingswelle in Richtung Süditalien nimmt kein Ende. In der Nacht auf heute wurden etwa 1.100 Migranten vor Sizilien von Schiffen der italienischen Marine in Sicherheit gebracht. Die Flüchtlinge befanden sich an Bord von sechs Schiffen, teilte die Marine mit. Die meisten Flüchtlinge, darunter mehrere Kinder, stammen aus Syrien.

Seit Wochenbeginn haben rund 5.000 Migranten die Küsten Süditaliens erreicht. Die italienischen Behörden rechnen mit weiteren Massenankünften in den kommenden Tagen. „Innenminister Angelino Alfano hat kürzlich berichtet, dass 700.000 Flüchtlinge in libyschen Lagern auf die Abfahrt nach Europa warten. Es ist logisch, dass wir uns weiterhin auf Massenankünfte vorbereiten müssen“, sagte gestern der Chef der italienischen Marine, Giuseppe de Giorgi.

(ORF)

Dass es in Libyen Lager mit 700.000 Flüchtlingen geben soll, halte ich für ein reines Gerücht.

Der größte Teil der Syrer befindet sich laut Angaben des UNHCR im Libanon, Jordanien und der Türkei.

Vielleicht hat Italiens Innenminister Libyen (4.500 syrische Flüchtinge) mit dem Libanon (700.000 syrische Flüchtlinge) verwechselt.

Indem man behauptet, die Bootsflüchtlinge kämen überwiegend aus Syrien, möchte man die Überfahrten legitimieren und als unabwendbares Ereignis darstellen.

Die meisten Überfahrten nach Italien starten wohl auch nicht von Libyen, sondern eher vom näher gelegenen Tunesien.

Indem man Libyen angibt, kann man leichter eine Verantwortung der EU einfordern, da Gaddafi schließlich vom Westen abgesetzt wurde.

Selbst wenn in den nordafrikanischen Booten auch einige Syrer dabei sind,  haben die Überfahrten nach Italien jedoch wenig mit der Suche nach Asylschutz zu tun.

Syrer hätten über 20 arabische Länder, sowie die sunnitische Türkei und den schiitischen Iran zur Verfügung, um Schutz vor dem Bürgerkrieg zu finden.

Die gefährliche Überfahrt nimmt man nicht wegen des Asylschutzes, sondern wegen der Asylleistungen in Kauf.

Solange die Asylleistungen allen zustehen, die sich auf die Überfahrt begeben, werden sich Leute, die jene Leistungen in Anspruch nehmen wollen, weiter auf Überfahrt begeben.

Vielleicht werden sogar ein paar echte Flüchtlinge aus Syrien darunter sein.

Schlagwörter:

15 Antworten to “Syrer aus Libyen?”

  1. Paul Says:

    Das klingt sehr logisch, lieber Aron. Ich glaube auch, dass es so ist.
    Mit dieser Propaganda will Italiens Innenminister sicherlich den Druck von seinem Land nehmen und bewirken, dass sich auch andere europäische Länder an der Aufnahme der „Kriegsflüchtlinge aus Syrien“ beteiligen.
    Es sind Wirtschaftsflüchtlinge. Gut verstehen kann ich, dass sie in Europa ein besseres Leben suchen. Aber wir können diese Not nicht in unseren Ländern beseitigen. Im Gegenteil: Jeder Fluchtling ist ein Verlust für das Heimatland, kann man doch davon ausgehen, dass die energische, tatkräftigen, leistungsfähigen fliehen. Zurück bleiben die Schwachen. Das zieht die Wirtschaft des Landes immer weiter nach unten.

    Die Regierungen Europas sollten sich dazu verständigen die Hilfe in den Ländern Afrikas nicht nur finanziell zu bündel, sondern auch durch Manpower zu unterlegen. Das Ziel muss sein: „Hilfe zur Selbsthilfe“. Nur so kann die Not in diesen Ländern wirkungsvoll und dauerhaft bekämpft werden. Alles andere ist pillepalle und hilft letztlich niemandem. Im Gegenteil, es richtet nur Schaden an. Bloße Geldüberweisungen wirken wie ein Stein den man in’s Meer wirft. Sie versickern wie Wasser in der Wüste im Korruptionssumpf. Nur so kann die Not in diesen Ländern wirkungsvoll und dauerhaft bekämpft werden.
    Alles andere ist pillepalle und hilft letztlich niemandem. Im Gegenteil, es richtet nur Schaden an.

    Herzlich, Paul

    • aron2201sperber Says:

      Gegenteil: Jeder Fluchtling ist ein Verlust für das Heimatland, kann man doch davon ausgehen, dass die energische, tatkräftigen, leistungsfähigen fliehen.

      wenn es wie in Syrien Probleme gibt, fliehen alle (nicht nur die energischen etc.)

      Europa ist allerdings gerade für die Fleißigen unter den Flüchtlingen nicht besonders attraktiv, sondern für Sozialleistungskonsumenten:

      Irrationale Professoren, rationale Migranten

      • Paul Says:

        Lieber Aron,
        Du hast mich missverstanden. Ich bin auch der Meinung, wie Du, dass die aufgegriffenen Flüchtlinge nur zu einem geringen Teil aus Syrien stammen.
        Meine von Dir zitierte Bemerkung bezieht sich deshalb eben nicht auf die Flüchtlinge aus Syrien, sondern auf die aus Afrika.

        [quelle] Europa ist allerdings gerade für die Fleißigen unter den Flüchtlingen nicht besonders attraktiv, sondern für Sozialleistungskonsumenten.[/quelle]

        Das sehe ich anders. Die Fleißigen werden durch die hier bei uns gegebenen Zustände zu Sozialleistungskonsumenten. In Italien und noch mehr in Spanien arbeiten sie für wenig Geld auf den Feldern.
        Nur hier in Deutschland ist es einfacher eine Sozialleistung zu bekommen als eine Arbeit und wenn es eine Schwarzarbeit wäre.
        Sie werden durch die gegebenen Umstände in die Sozialleistung getrieben. Die Bewohner des Oranienplatzes in Berlin sind für mich ein Beispiel dafür.
        Alles das, nur weil es keine vernünftige und sofort wirksame Abschiebepraxis für illegale Einwanderer gibt.
        So sehe ich die Situation jedenfalls. Das Geld, dass dafür „verpulvert“ wird, wäre als Entwicklungshilfe in der von mir genannten Art besser angelegt.
        Herzlich, Paul

      • aron2201sperber Says:

        Alles das, nur weil es keine vernünftige und sofort wirksame Abschiebepraxis für illegale Einwanderer gibt.

        sehe ich auch absolut so:

        Das Sterben im Mittelmeer beenden?

    • aron2201sperber Says:

      beim zweiten Absatz gebe ich dir hingegen voll recht

  2. American Viewer Says:

    Ich verstehe Teile des Textes nicht ganz. Es sagt doch niemand, dass es sich bei den 700.000 Flüchtlingen um Syrer handelt.

    Es ist doch klar und wird auch so kommuniziert, dass es sich dabei um Schwarzafrikaner handelt. Wirtschaftsflüchtlinge mit der Hoffnung auf ein besseres Leben in Europa.

    • aron2201sperber Says:

      Ich zitiere:

      Die meisten Flüchtlinge, darunter mehrere Kinder, stammen aus Syrien.

      das bezieht sich zwar auf die 1.100

      der Text ist jedoch so verfasst, dass man auf die 700.000 dasselbe schließen könnte.

      mir ist nichts von größeren Lagern in Libyen bekannt – klar ist Libyen ein Transitland für Schwarzafrikaner, die von Libyen und Tunesien aus nach Europa wollen.

      zumal es keine entsprechende Infrastruktur in Libyen gibt, handelt es sich dabei wohl um einige Zehntausend, aber nie und nimmer um 700.000

      und es ist nicht das erste mal, dass die Bootsflüchtlinge „größtenteils Syrer“ waren:

      Überwiegend Syrer?

      • American Viewer Says:

        Das habe ich in der Tat überlesen, entschuldige.

        Das ist dann wohl eine ganz eigene Sichtweise des österreichischen ORF. In anderen deutschsprachigen Medien habe ich bisher eigentlich nur von Schwarzafrikanern gelesen. Auch die Bilder und Videos zeigen überwiegend Schwarzafrikaner.

      • aron2201sperber Says:

        Das ist dann wohl eine ganz eigene Sichtweise des österreichischen ORF. In anderen deutschsprachigen Medien habe ich bisher eigentlich nur von Schwarzafrikanern gelesen.

        unser ORF ist zwar oft eine Klasse für sich,

        in jenem Fall ist die Sichtweise nichts Einzigartiges:

        vor ein paar Wochen habe ich fast den gleichen Artikel über einen Spiegel-Beitrag verfasst:

        Überwiegend Syrer?

      • American Viewer Says:

        Jetzt sehe ich es auch, du hast das ja schon einmal so gefunden. Ich hatte es nur wieder vergessen. Entschuldige.

  3. aron2201sperber Says:

    eine gute Grafik zur realen Situation:

    Flüchtlinge Syrien

  4. Libyen für Flüchtlingsstrom verantwortlich? | Aron Sperber Says:

    […] hatte der italienische Innenminister behauptet, dass 700.000 Flüchtlinge aus Syrien in Libyen auf ihre Überfahrt […]

  5. Die Welt und Nordafrika | Aron Sperber Says:

    […] die italienische Regierung versucht stets, die Bootsflüchtlinge als Syrer zu deklarieren, die von Libyen aus in See […]

  6. IS nimmt Italien ins Visier | Aron Sperber Says:

    […] Bei den von Italiens Marine geretteten Flüchtlingen handelt es sich zu 90 % um Muslime (allerdings aus Afrika und nicht wie gerne behauptet aus Syrien). […]

  7. 50 % der Syrer sind Syrer | Aron Sperber Says:

    […] Wie hoch war wohl der Prozentsatz an echten Syrern bei den offensichtlich nur mit schwarzafrikanischen Migranten besetzten Booten aus Nordafrika, bei denen von der Migrations-Lobby trotzdem stets dreist behauptet wurde, es handle sich “zum größten Teil um Syrer“? […]

Hinterlasse einen Kommentar