Vor 30 Jahren brüskierte Italien seinen engen Wirtschaftspartner Libyen (Gaddafi besaß 13 % der FIAT-Aktien und der Energiekonzern ENI war als einzige ausländische Erdöfirma von Gaddafi nicht verstaatlicht worden) durch einen Beistandspakt mit Malta.
Am Tag der endgültigen Unterzeichung des Abkommens, dem 2. August 1980, explodierte am Bahnhof von Bologna eine Bombe, die 85 Menschen das Leben kostete.
Doch Cossigas Italien war nach dem Platzen des ENI-Petromin Deals mit Saudi-Arabien (durch den das italienische Parteiensystem in Form von „Tangenten“ finanziert werden sollte) auf die Geschäfte mit dem libyschen Terror-Paten dringend angewiesen:
So gab Cossiga am 4. August 1980 (2 Tage nach dem Anschlag) im Parlament bekannt, dass es sich beim Anschlag von Bologna um eine „faschistische Tat“ gehandelt habe.
Die „schwarzen Terroristen“ wurden nicht etwa deswegen als Attentäter bestimmt, weil die von Cossiga angeführte Regierung so „antifaschistisch“ gewesen wäre. Doch hätte man „rote Terroristen“ als Schuldige präsentiert (wie fälschlicherweise im deutschen Wikipedia-Beitrag behauptet wurde), hätten Italiens linke Medien und Bolognas rote Justiz die gesamte Geschichte niemals geschluckt.
Aber eine Tat „schwarzer Terroristen“ – noch dazu im Auftrag Licio Gellis P2-Loge, hinter der wiederum die CIA gestanden habe – das war genau die „Musik“, die Bolognas Polit-Justiz hören wollte.
Der Militärgeheimdienst SISMI versorgte die Justiz mit Zeugen und Beweismitteln, welche die „P2/Faschisten-Piste“ bestätigen sollten. Selbst als sich die Beweismittel als Fälschungen entpuppten, ermittelte Bolognas Justiz einfach stur in die gleiche Richtung weiter:
Statt einer „internationalen faschistischen“ Verschwörung, hinter der P2 und CIA stünden, habe es sich eben um eine „nationale faschistische“ Verschwörung gehandelt (hinter der ebenfalls P2 und CIA stünden). Die P2 habe durch das „Legen der falschen internationalen Fährte“ von der „nationalen Fährte“ ablenken wollen.
Der SISMI-General Santovito und die beiden Offiziere Musumeci und Belmonte, welche die falschen Beweismittel deponiert hatten, waren zwar tatsächlich in der P2-Loge eingeschrieben. Die durch den SISMI beschafften Zeugen und Beweismittel hätten jedoch genau dazu gedient, ihren Logenmeister Licio Gelli zu belasten, wie dieser Spiegel-Artikel von 1983 ganz klar zeigt.
Santovito & Co dürften also trotz ihrer offiziellen P2-Mitgliedschaft nicht dem Logenmeister, der schon längst auf der Abschußliste gestanden haben dürfte, hörig gewesen sein, sondern ihren offiziellen und wohl auch faktischen Vorgesetzten: den DC-Politikern, von denen sie eingesetzt worden waren. („Absitzen“ durften sie ihre Haftstrafen wegen „Behinderung der Ermittlungen“ übrigens in Hausarrest in ihren Villen)
Aus der äußert gespannten Lage, mit der das Jahrzent begonnen hatte, entwickelte sich eine Epoche der italienisch-libyschen Freundschaft, die soweit ging, dass Giulio Andreotti 1986 den libyschen „Freund“ rechtzeitig vor Reagans Raketen warnte.
Aus der Differenz zwischen dem günstigen Preis, den Gaddafi seinen „italienischen Freunden“ machte, und dem offiziellen Preis, um den Italien sein Öl über den staatlichen ENI-Konzern bezog, konnte man bequem das italienische Parteiensystem ein weiteres Jahrzehnt finanzieren (auch die PCI, welche von Cossigas Cousin Enrico Berlinguer geführt wurde, bekam wohl ihren Anteil)
Selbst nachdem das alte Parteiensystem im Tangentopoli-Skandal unterging, schwammen die beiden „Senatoren auf Lebenszeit“ und Architekten der „ENI-Supertangente“ weiter oben auf – und Gaddafi ist nach wie vor ein „alter Freund Italiens“.
Schlagwörter: Anschlag von Bologna, Bologna, Francesco Cossiga, Gaddafi, Giulio Andreotti, Libyen, Licio Gelli, P2, Thomas Kram
Juli 17, 2010 um 4:50 pm |
Selten habe ich einen so peinlichen Blödsinn gelesen. Der Anschlag von Bologna hat Nichts mit Malta, Libyen, Gaddafi oder Afrika zu tun. Die Fakten, Täter, Gründe usw.. sind alle gut bekannt. Das weiss jeder Idiot in Bologna, wo ich auch öfters bin.
Juli 17, 2010 um 9:18 pm |
dann frag deine Freunde beim nächsten Mal, ob sie die NAR-Terroristen für die „Attentäter“ halten – das glaubt nämlich selbst in linken Kreisen „kein Idiot“ mehr…
(was die „Hintermänner“ betrifft schaut es etwas anders aus – hier gibt es selbstverständlich weiterhin noch genug „Idioten“, die an die große Verschwörungsgeschichte von P2, CIA, Gladio, Nato glauben – dies in Frage zu stellen würde das linke Verschwörungsopfer-Weltbild einfach zu sehr erschüttern)
Verurteilt wurden 3 NAR-Terroristen:
bei den Verurteilten traf es keine „Unschuldigen“ – es handelte sich um geständige, mehrfache Mörder
den Anschlag von Bologna, hatten sie jedoch stets bestritten –
einzig und allein durch eine Zeugenaussage eines inhaftierten „gewöhnlichen Kriminellen“ Massimo Sparti konnten die NAR-Terroristen verurteilt werden.
Massimo Sparti sagte im Prozeß aus, dass Valerio Fioravanti einige Tage nach dem Attentat bei ihm aufgetaucht sei, um ein gefälschtes Dokument für seine Gefährtin Francesca Mambro zu besorgen. Dabei habe er sich für das Attentat in Bologna gerühmt. Fioravanti selbst habe allerdings kein gefälschtes Dokument benötigt, da er laut eigenen Angaben (sehr unauffällig für einen Attentäter) als “Tiroler” verkleidet gewesen sei.
Massimo Sparti, der eine langjährige Haftstrafe abzusitzen gehabt hätte, wurde kurze Zeit nach seiner Aussage auf Grund von Haftunfähigkeit entlassen. Der diagnostizierte Pankreas-Tumor hinderte ihn allerdings nicht, fast 25 Jahre weiterzuleben.
Die Aussagen seiner Ehefrau und seines Dienstmädchens, die vor Gericht bestritten hatten, dass ein Gespräch mit Fioravanti zum fraglichen Zeitpunkt stattgefunden habe, wurden vom Gericht als irrelevant eingestuft. Spartis Sohn empörte sich später in einer TV Sendung, dass man seinem Vater, der ein Krimineller und Lügner gewesen war, geglaubt hatte, seiner Mutter, einer unbescholtenen Frau, hingegen nicht.
diese youtube-Videos zeigen Aufnahmen seiner Zeugenaussage beim Prozeß und die Aussagen seines Sohnes:
Hätten die Behörden „offen“ in alle Richtungen ermittelt, hätte man zumindest überprüft, warum sich Thomas Kram, Sprengstoffexperte der Revolutionären zellen, an jenem Morgen in Bologna aufhielt:
im Anschluß an das Attentat gab es zwar Stimmen (zB Spadolini, die Libyen verdächtigten) – trotzdem wurde von Cossiga bereits 2 tage später im Parlament verkündet, dass das Attentat faschistisch gewesen sei.
und es wurde ausschließlich gegen Rechtsextreme ermittelt – Thomas Kram hingegen wurde nicht einmal einvernommen
Thomas Kram gehörte mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht nur den RZ an, sondern auch der internationealen Terrorgruppe von Carlos an, dessen rechter Arm der ehemalige RZ Mann Johannes Weinrich war – Carlos erhielt viele seiner Aufträge von Gaddafi.
es wäre gut denkbar, dass Thomas Kram von Weinrich nach Italien geschickt worden war, um die Libyer, die sowohl Motive als auch den Sprengstoffe hatten, in irgendeiner Form zu unterstützen:
ein mögliches Motiv:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14332299.html
die möglichen Ausführenden und der beim Anschlag verwendete Sprengstoff:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14325053.html
http://en.wikipedia.org/wiki/Edwin_P._Wilson
Juli 20, 2010 um 8:11 am |
im ORF wird jetzt wieder die Legende von der Beschuldigung der Roten Brigaden aufgetischt (die ja für die Logik der „Strategie der Spannung“ essentiell ist)
vom aktuellen Wikipedia-Beitrag kann es der ORF übrigens nicht haben:
http://de.wikipedia.org/wiki/Anschlag_von_Bologna_1980
hier die alte Version mit dem angeblichen „Übersetzungsfehler“ aus dem Englischen (Roten Brigaden statt NAR)
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Anschlag_von_Bologna_1980&oldid=70527165
Juli 31, 2010 um 5:24 pm |
ein äußerst lesenwerter Artikel in der Berliner Zeitung:
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2010/0731/magazin/0004/index.html
auch wenn ich nicht damit einverstanden bin, dass Thomas Krams Beteiligung „höchst unwahrscheinlich“ sein soll, nur weil er echtes Dokument benutzt hat:
zumindest zur Abklärung hätten die italienischen Behörden nach ihm fanden müssen…
ohne die Mitrokhin-Kommission, welche Anfang der 2000er jahre Einsicht in die östlichen Geheimdienstarchive genommen hatte, wäre Krams Anwesenheit in Bologna für immer unter den Tisch gefallen.
August 9, 2010 um 11:00 am |
[…] fand Gaddafi nicht nur unter Terroristen, sondern auch unter katholischen italienischen Politikern, die für gute Geschäfte stets bereit waren, alle bösen Streiche des Terrorpaten Gaddafi zu […]
August 30, 2010 um 8:43 pm |
[…] einen Terrorpaten zum besten Freund nimmt, braucht es sich nicht zu wundern, dass auch nach 30 Jahren keine „Hintermänner“ für den schlimmsten Terroranschlag der eigenen Geschichte […]
November 2, 2010 um 5:49 pm |
[…] es ein Zufall gewesen sein, dass sich Lothar am Tag des schlimmsten Terroranschlags der italienischen Geschichte am Tatort […]
Februar 22, 2011 um 6:31 pm |
[…] würde ihm wohl gut passen, sich wie der Führer der Verantwortung für seine neuen und alten Verbrechen durch den Tod zu […]
März 10, 2011 um 11:41 am |
[…] mit dem Terrorpaten dringend angewiesen war, hatte stets versucht Gaddafis geschäftsschädigende Terrorstreiche zu […]
März 20, 2011 um 10:00 am |
[…] mit dem Terrorpaten dringend angewiesen war, hatte stets versucht, Gaddafis geschäftsschädigende Terrorstreiche zu […]
April 1, 2011 um 8:38 pm |
[…] Terrorstreiche von Bologna und Ustica konnte man elegant vertuschen, indem man sie der rechtsextremen “Strategie der […]
April 7, 2011 um 2:17 pm |
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April 26, 2011 um 8:24 pm |
[…] Terrorstreiche von Bologna und Ustica konnte man elegant vertuschen, indem man sie der rechtsextremen “Strategie der […]
Mai 17, 2011 um 4:34 pm |
[…] hielt sich der Weinrich-Mann Thomas Kram alias „Lothar“ am Tag des schlimmsten Terroranschlags der italienischen Geschichte am Tatort […]
Juni 13, 2011 um 10:54 am |
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Juli 7, 2011 um 8:47 pm |
[…] hielt sich der Weinrich-Mann Thomas Kram alias „Lothar“ am Tag des schlimmsten Terroranschlags der italienischen Geschichte am Tatort […]
November 6, 2011 um 10:12 pm |
[…] hielt sich der Weinrich-Mann Thomas Kram alias „Lothar“ am Tag des schlimmsten Terroranschlags der italienischen Geschichte am Tatort […]
Dezember 16, 2011 um 8:54 am |
[…] hielt sich der Weinrich-Mann Thomas Kram alias „Lothar“ am Tag des schlimmsten Terroranschlags der italienischen Geschichte am Tatort […]
Januar 13, 2012 um 10:37 pm |
[…] Terrorstreiche von Bologna und Ustica konnte man elegant vertuschen, indem man sie der rechtsextremen “Strategie der […]
Mai 14, 2012 um 9:08 pm |
[…] sich ein deutscher Terrorist am Tag des schlimmsten Terroranschlags der italienischen Geschichte am Tatort aufgehalten hatte, ist […]
Juli 6, 2012 um 10:28 am |
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Mai 6, 2013 um 9:11 pm |
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Mai 13, 2013 um 3:25 pm |
[…] hielt sich der Carlos-Mann Thomas Kram alias “Lothar” am Tag des schlimmsten Terroranschlags der italienischen Geschichte am Tatort […]
Dezember 16, 2015 um 1:57 pm |
[…] das Legen von “falschen Fährten”, mit denen er angeblich die Urherberschaft für den Anschlag von Bologna verschleiern […]
Dezember 13, 2022 um 8:57 am |
[…] della Sera“ getätigt, in dem die rechtsextremen NAR, denen später auch die Schuld für den Bombenanschlag auf den Bahnhof von Bologna zugewiesen worden war, die Verantwortung für den Anschlag auf das Flugzeug […]