Der Weltschachspieler und seine Bauern

Verschwörungstheoretiker sehen in dieser Aufnahme von 1980 den Beweis dafür, dass Osama Bin Laden zumindest bis zum 11.09.2001 ein CIA-Agent gewesen sein soll – und es sich bei 9/11 daher um einen Inside Job  gehandelt habe.

Unabhängig davon, ob es sich bei dem bärtigen Mann auf dem Foto tatsächlich um Osama Bin Laden handelt, bestreitet ohnehin niemand, dass die USA die afghanischen Mujahideen bei ihrem Kampf gegen die Sowjets unterstützt hatten – und der spätere Terrorpate Osama Bin Laden auf Seiten der Mujahideen in den afghanischen Jihad gezogen war.

Der große Welterklärer Peter Scholl Latour weist auf diesen Umstand gerne hin, wenn er gegen den Afghanistan-Einsatz wettert…

…ganz so, als ob die Unterstützung der Mujahideen und die Absetzung der Taliban ein und dieselbe Politik wäre.

Doch wer ist eigentlich jener Herr, der den bärtigen Mann über den korrekten Waffengebrauch instruiert?

Ein böser Neocon?

Tatsächlich war Zbigniew Brzezinski einer der größten Kritiker der Bush-Administration.

Die iranische Bombe sei laut dem Weltschachspieler nicht gefährlicher als die israelische und seine Unterstützung der afghanischen Jihadisten bereue er keineswegs:

Erstens sehe er im Islam keine Bedrohung und außerdem habe seine schlaue Politikzum Untergang der Sowjetunion geführt“.

Die historische Realität schaut freilich etwas anders aus:

Sein Plan, durch die Entfachung des Jihads die muslimischen Teilrepubliken der Sowjetunion zum Revoluzzern anzustiften, scheiterte vollkommen. Selbst in Afghanistan hielt sich das kommunistische Regime auch nach dem Ende der Sowjetunion für weitere 3 Jahre an der Macht. Der Fall der Sowjetunion führte zwar später wohl zum Scheitern des kommunistischen Regimes in Afghanistan – aber nicht der Fall des kommunistischen Regimes in Afghanistan zum Scheitern der Sowjetunion.

Die Sowjetunion verschwand auch ohne islamistischen Jihad – doch der islamistische Jihad stellt heute in praktisch allen Ländern, in denen Muslime leben, ein schweres Problem dar, auch wenn es sich bei den Jihadisten nach Ansicht des Weltschachspielers offenbar nur um vernachläßigbare, ungefährliche Bauern handle.

Jimmy Carter hat wohl nicht zuletzt aufgrund seiner von Brzezinski geprägten Außenpolitik 1980 eine historische Wahlniederlage erlitten. Der Einfluß des Weltschachspielers blieb jedoch trotzdem groß.

In Bosnien setzte die Clinton-Administration erneut auf Brzezinskis Rezepte und benutzte wieder Jihadisten (bzw ließ sich von ihnen benutzen) und auch in Tschetschenien, wo der 2. Krieg durch einen von Islamisten durchgeführten Überfall auf die Nachbarrepublik Dagestan eingeleitet worden war, könnte er seine Finger im Spiel gehabt haben.

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15 Antworten to “Der Weltschachspieler und seine Bauern”

  1. ramonschack Says:

    Interessant!

  2. aron2201sperber Says:

    Hallo Ramon!

    noch was interessantes:

    http://rpc.senate.gov/releases/1997/iran.htm

  3. Alice Says:

    In 1998, Brzezinski was interviewed by the French newspaper Nouvel Observateur on the topic of Afghanistan. He revealed that CIA support for the mujaheddin had started before the 1979 Soviet invasion. Brzezinski saw the invasion as an opportunity to embroil the Soviet Union in a bloody conflict comparable to the US experience in Vietnam. He referred to this as the „Afghan Trap“ and viewed the end of the Soviet empire as worth the cost of strengthening militant Islamic groups.

    In his 1997 book The Grand Chessboard, Brzezinski says that assistance to the Afghan resistance was a tactic designed to bog down the Soviet army while the United States built up a deterrent military force in the Persian Gulf to prevent Soviet political or military penetration farther south (see the Carter Doctrine).
    http://en.wikipedia.org/wiki/Zbigniew_Brzezinski#Afghanistan

    Du erinnerst dich noch? Vietnam? Der andere erfolgreiche Feldzug….

    Aber was soll uns das alles sagen? Der Bush hat es versucht besser zu machen als die blöden Comm…ähm Demokraten und deshalb hat er alles zusammengebombed und Irak&Afghanistan zu neuen Brandherden der Islamisten gemacht? Da kann man nur sagen Mission Accomplished!

    Warum soll das jetzt nochmal besser werden als die anderen US Angriffskriege?

  4. aron2201sperber Says:

    damit will ich sagen, dass es nicht dasselbe ist, irgendwelche dubiosen Gruppen zu unterstützen, um damit taktisch einen Feind zu bekämpfen wie es Brzezinskis Politik war – oder zu versuchen, aktiv gewünschte Verhältnisse zu schaffen (auch wenn man dabei auf Widerstand stößt – und im Irak die islamistischen Extremisten davon zeitweise profitierten – oder im Moment die Taliban in Afghanistan)

    Die Rückkehr der „Realpolitik“

    zum „erfolgreichen Feldzug“ in Vietnam (wohl aus deiner sicht als USA-Gegnerin – aber wohl nicht aus der Sicht der vom kommunistischen Regime überfallenen und dauerhaft besetzten Südvietnamesen):

    Self-fulfilling prophecy

  5. Alrik Says:

    Ich vermute mal das er uns damit sagen will das es keine *geheime Verschwörung gibt die seit Ewigkeiten die Aussenpolitik der US-Präsidenten kontrolliert, und es dewsegen keinen Sinn macht einem neuen Präsidenten die Entscheidungen seiner Vorgänger vorzuwerfen.

    Zudem muß man die damaligen Entscheidungen im Kontext der Zeit sehen.
    Etwas das damals sinnvoll erschienen ist, heute aber unangenehme Auswirkungen hat muß deswegen damals noch lange nicht falsch gewesen sein.

    *unter ernstzunehmende Verschwörungstheoretikern 😉 ist es natürlich unumstritten das alle US-Präsidenten nur Marionetten einer geheimen Verschwörung gewesen sind, und man deswegen auch alle Entscheidungen die ein US-Präsident jemals getroffen hat in einen Kontext setzen muß.
    Dabei gilt es das große Ganze im Blick zu haben, und keinesfalls auf so unwichtige Details wie die damalige Tagespolitik Wert zu legen.

    Allerdings streiten sich die ernstzunehmende Verschwörungstheoretikern wer die geheimen Puppenspieler sind.
    Am bekanntesten sind natürlich die Joden, pardon die Israel-Lobby.
    Heißer Tipp sind natürlich auch die Freimaurer.
    Jesuiten sind eher weniger verdächtig.
    Reptiloide aus dem All kommen auch noch in Frage ( womit klar ist woher die Amis die Erdbebenwaffe haben, richtig ? ).

  6. aron2201sperber Says:

    However, in 1993 Brzezinski was prominently critical of the Clinton administration’s hesitation to intervene against Serbia in the Yugoslavian civil war. He also began to speak out against Russia’s First Chechen War, forming the American Committee for Peace in Chechnya. Wary of a move toward the reinvigoration of Russian power, Brzezinski negatively viewed the succession of former KGB agent Vladimir Putin

    (Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Zbigniew_Brzezinski#After power )
    ich bin der letzte der Putins Politik verteidigen würde – der alte KGBler nahm den Überfall auf Dagestan gerne zum Anlaß, den entsetzlichen 2. Tschetschenienkrieg zu starten, um den starken Mann zu markieren:

    Mord unter Tschetschenen

    Neuestes Protokoll der Weisen von Zion

    aber in den Jahren zuvor hatten sich zumindest mit Duldung, wenn nicht Unterstützung (samt Brzezinski-Handschrift) der USA einige recht bedenkliche Dinge abgespielt:

    http://www.meforum.org/744/how-chechnya-became-a-breeding-ground-for-terror

    http://en.wikipedia.org/wiki/Invasion_of_Dagestan_(1999)

  7. Die „Friedens-Präsidenten“ und ihre „Realpolitik“ « Aron Sperber's Weblog Says:

    […] es sich hierbei um Realpolitik in Reinkultur (unter demokratischer Federführung) handelt, wird die Aufzucht der Mudschaheddin jedoch stets den Neocons […]

  8. Unterstützt Obama die neuen Osamas? « Aron Sperber's Weblog Says:

    […] Muslime leben, ein schweres Problem dar, auch wenn es sich bei den Jihadisten nach Ansicht des „Weltschachspielers“ offenbar nur um vernachläßigbare, ungefährliche „Bauern“ […]

  9. Osama ist tot, es lebe Obama « Aron Sperber Says:

    […] es gelungen, Bin Laden lebendig gefangen zu nehmen, hätte dies die Verschwörungstheoretiker wohl endgültig zum […]

  10. Die ewige Vietnam-Bescherung « Aron Sperber Says:

    […] https://aron2201sperber.wordpress.com/2010/02/14/der-weltschachspieler-und-seine-bauern/ […]

  11. Die Rückkehr der Friedens-Präsidenten « Aron Sperber Says:

    […] Trümmer von Carters bzw. Brzezinkis afghanischer ”Realpolitik” mussten dann von den “Neocons” aufgeräumt […]

  12. Old Hodenhand « Aron Sperber Says:

    […] den 80ern war Hodentöter Deutschlands größter Lobbyist für eine stärkere Parteinahme des Westens im […]

  13. Islamisten hat der langjähriger Berater des US-Präsidenten, Zbigniew Brzezinski, höchstpersönlich rekrutiert, hier in Pakistan in 1979, seine Kollegin die US-Außenministerin Hillary Clinton erklärt die Motive von Herrn Brzezinski, Reagan und US-Kong Says:

    […] https://aron2201sperber.wordpress.com/2010/02/14/der-weltschachspieler-und-seine-bauern/ […]

  14. Islamisten hat der langjähriger Berater des US-Präsidenten, Zbigniew Brzezinski, höchstpersönlich rekrutiert, hier in Pakistan in 1979, seine Kollegin die US-Außenministerin Hillary Clinton erklärt die Motive von Herrn Brzezinski, Reagan und US-Kong Says:

    […] https://aron2201sperber.wordpress.com/2010/02/14/der-weltschachspieler-und-seine-bauern/ […]

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