Archive for Januar 2009

Erdogan meldet Führungsanspruch an

Januar 30, 2009

Was unterscheidet die Tragödie der Palästinenser in Israel von jener der Kurden in der Türkei?

Während es 22 arabische Staaten gibt, die zwar nicht in der Lage waren palästinensische Flüchtlinge in ihre Gesellschaften zu integrieren (4,5 Millionen Palästinenser zählen immer noch als Flüchtlinge) aber dafür den Kampf des palästinensischen Volkes gegen den Fremdkörper in der arabischen Welt permanent unterstützen, fehlt den Kurden solch eine Lobby.

Im Gegensatz zu Israel wird der türkische Nationalstaat keineswegs in seiner Existenz bedroht. Trotzdem wird auf Aktivitäten der PKK mit extremer Härte und Angriffen auf nachbarstaatliches Territorium reagiert.

Die Türkei hat aber das Glück, dass die so genannten Völkerrechtsexperten sich nur bei Verstößen der USA oder Israels dazu berufen fühlen, anklagende Worte auszusprechen.

Noch besser als mit den Gefühlen der arabischen Welt lässt es sich mit den Gefühlen der islamischen Welt spielen. Das weiß der Islamist Erdogan nur zu gut.


Wer laut gegen Israel wettert, meldet seinen Führungsanspruch an. Die Unterdrückung von muslimischen Glaubensbrüdern wird verziehen, solange der Kampfgeist gegen den kleinen Satan unter Beweis gestellt wird.

Nur die Spitze des Eisbergs

Januar 28, 2009

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In einer im Falter veröffentlichten Umfrage wurden Islamlehrer zu ihrer demokratischen Einstellung befragt. Das Ergebnis der Studie hat in Österreich einigermaßen Aufregung verursacht. (außer bei der SPÖ, die ihre potenziellen Wähler scheinbar nicht verärgern will)

Etwa 22 % der Befragten hielten Islam und Demokratie für unvereinbar. Angesichts undemokratischer Traditionen in Österreichs eigener Parteienlandschaft wäre das Ergebnis eigentlich nicht so tragisch.

Von den Wortführern der islamischen Gesellschaft wurden die geäußerten Ansichten auch umgehend als Privatmeinungen verharmlost.

Leider stellen jene 22 %, welche die Demokratie offen ablehen, nur die Spitze eines islamistischen, undemokratischen Eisbergs dar.

AKP Islamisten aus der Türkei sind durchaus bereit, ein Stück des demokratischen Wegs zu gehen, um den säkularen Staat auf friedliche und nicht unbedingt fundamentalistische Art und Weise abzuschaffen.

Ebenso sehen sich die iranischen Ölmullahs als Demokraten. Wahlen fänden schließlich auch bei ihnen statt. Die islamische Demokratie sei im Gegensatz zur westlichen Demokratie nur nicht von Zionisten unterwandert.

Bei den 22 % dürfte es sich daher wirklich nur um die von Saudi Arabien entsandten, fundamentalistischen Anhänger wahabitischer Lehren handeln.

Vergessen wir nicht, dass sich die DDR mit dem Wort „Demokratisch“ in ihrem Namen schmückte – nicht anders als die aktuelle Version der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei, die heute als Nationaldemokratische Partei auftritt.

Mord unter Tschetschenen

Januar 23, 2009

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Während über den Nahostkonflikt fast täglich berichtet wird, fand der räumlich nähere und zumindest in den letzten Jahren dramatischere Konflikt kaum Eingang in das europäische Bewusstsein.

Umar Israilovs Ermordung zeigt die Brisanz auf, welche der Konflikt nach wie vor hat.

Im Zuge des Zerfalls der Sowjetunion und des dadurch entstandenen Machtvakuums strebten auch die Tschetschenen nach Unabhängigkeit. Als es von 1994 bis 1996 zum Krieg kam, sickerte eine große Zahl von Jihadisten in das Land ein, die auf Seiten der jungen islamischen Nation kämpfen wollten. Das Geld und die Ideologie stammten aus Saudi Arabien, die Kampferfahrung aus dem Afghanistan- und dem Bosnienkrieg.

Mit jener Hilfe gelang es den Tschetschenen eine De Facto-Unabhängigkeit zu erringen.

Doch zu einem sehr hohen Preis: Leider verabsäumten es die Tschetschenen, die Jihadisten wieder aus ihrem Land zu verabschieden.

So führte 1999 Schamil Bassaejews und Ibn al Chattabs Einmarsch in Dagestan zum zweiten Tschetschenienkrieg.

Putin diesen Anlass umgehend dazu, seinen russischen Landsleuten zu beweisen, dass er der ersehnte starke Mann sei.

Möglicherweise hatte Putin als damaliger FSB-Chef auch bei der Lieferung eines Kriegsgrunds auch kräftig nachgeholfen:

http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/456848.stm

Viele Tschetschenen wurden Opfer von Entführungen, Vergewaltigungen und Folter.

Je länger die Kämpfe andauerten, desto schlimmer wurde die Vereinnahmung der Rebellen durch islamistische Jihadisten („wahabitische Terroristen“ gemäß der russischen Diktion).

Die Trendwende gelang Putin durch die „Tschetschenisierung“ des Konflikts:

Er verbündete sich mit dem mächtigen Kadyrov-Clan, der offensichtlich die Schnauze von den ausländischen Jihadisten voll hatte.

Akhmad Kadyrov bekämpfte die Rebellen und deren Angehörige nicht nur genauso grausam, sondern auch wesentlich effizienter, da er als Tschetschene und ehemaliger Kämpfer Land und Leute wesentlich besser kannte.

Als er 2004 ermordet wurde, übernahm sein Sohn Ramzan das Kommando. Seine Brutalität scheint die seines Vaters noch deutlich zu übersteigen. Mit seinen unmenschlichen Methoden gelang es Kadyrov im Lauf der letzten Jahre das Land zu befrieden.

Die Verfolgung potenzieller Gegner steht jedoch nach wie vor auf der Tagesordnung.

Im Gegensatz zur deutschen Asylpraxis wurde dem Großteil jener Flüchtlinge in Österreich Asyl zuerkannt. Schuld an der deutschen Praxis hatte zu einem nicht unerheblichen Teil Schröders Putin-Anbiederungspolitik.

Die österreichischen Anerkennungen waren grundsätzlich richtig. Die Fluchtgründe der Tschetschenen entsprechen den Kriterien der Asylanerkennung nach der Genfer Flüchtlingkonvention.

Im nunmehr vorliegenden Fall hat es die Behörde offenbar verabsäumt, Umar Israilov den notwendigen Personenschutz zu gewähren.

Möglicherweise hat aber auch der bedrohte Asylwerber der Behörde die notwendigen Informationen, um die richtigen Schritte setzen zu können, vorenthalten.

Eine gegen Kadyrov eingebrachte Beschwerde an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte kann wohl kaum der Grund für dessen Ermordung gewesen sein.

EGMR Beschwerden spielen in der öffentlichen Meinung praktisch keine Rolle.

Sorgt sich Kadyrov um sein Image, ist ein Auftragsmord in einem EU Land wohl das Kontraproduktivste, was er machen konnte. Außerdem wurde das Verfahren bereits 2006 eingestellt.

Viel wahrscheinlicher war wohl eine offene Rechnung mit dem Kadyrov Clan.

Im Moment kann man darüber nur spekulieren:

Eventuell verdächtigte Kadyrov den ehemaligen Leibwächter seines Vaters, an der Ermordung des Vaters beteiligt gewesen zu sein.

In eine Falle gelockt

Januar 20, 2009

Peter Scholl-Latour wurde in der Sendung 3 nach 9 ziemlich vorgeführt – noch dazu von einem in Deutschland aufgewachsenen Reality TV Show Sternchen aus Israel.

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Über einen derartig respektlosen Umgang mit dem „letzten großen Welterklärer“ haben sich viele empört. Am allermeisten Peter Scholl-Latour selber, der Melody Sucharewiczs schlagfertige Argumente auf recht uncharmante Weise als dilettantisches Geschwätz bezeichnete.

 

Aber was hat das eloquente „Sternchen“ dem „großen Welterklärer“ eigentlich Freches gesagt?

Olmert will die 2-Staatenlösung, genauso wie die Mehrheit der Israelis, Israel müsse aber seine Bürger vor den permanenten Angriffen schützen und daher gegen die Hamas vorgehen.

Und was hat der große Welterklärer gesagt?

Gaza sei ein Gefängnis, die Hamas wie Hitler demokratisch gewählt und daher Verhandlungspartner, vom Iran müsse man sich schon gar nicht bedroht fühlen.

Olmert sei ein Schwächling, ein Abzug aus dem Westjordanland komme vernüftigerweise nicht in Frage, Netanyahu wäre alle mal besser für Israel.

Peter Scholl-Latour feuert auf beiden Seiten die Hardliner an – seinen Fans gefällt seine oft erprobte antiamerikanische Häme so gut, dass sie über die Inhalte seiner Reden gern hinwegschauen.

 

Oliver Stones „W.“

Januar 19, 2009

Oliver Stone ist zweifellos ein brillanter Regisseur. Filme wie Wallstreet, Natural Born Killers und natürlich JFK Tatort Dallas haben das amerikanische Kino der letzten 30 Jahre geprägt.

Mit JKF Tatort Dallas gelang es Oliver Stone mehr als nur cineastische Geschichte zu schreiben. Der Film schrieb die Geschichte tatsächlich neu – die heutige Sichtweise auf das Attentat auf Präsindent Kennedy wurde zu einem großen Teil von seinem Film geprägt.

Oliver Stone hat für den Film fiktives Material mit Originalmaterial zusammengemischt. Diese halbdokumentarische Form suggeriert eine hohe Authentizität.

Auf diese Problematik angesprochen, sagte Oliver Stone, das Publikum sei intelligent genug zu wissen, dass es sich nur um einen fiktiven Film handle.

In zahlreichen Berichten und Dokumentationen wurden Fehler und Unwahrheiten des Films aufgezeigt. Gegen die Narrative des Erfolgsfilms kommen diese jedoch kaum an.

In späteren Jahren hat sich Oliver Stone ebenfalls an historischen Themen versucht.

Er verfilmete die Leben der zwei unbeliebten republikanischen Präsidenten Richard Nixon und George W. Bush. Deren Werdegang ist hinlänglich bekannt. So blieb wenig Raum für Fiktionen, und die Filme halten sich relativ streng an historische Fakten.

Oliver Stone ist jedoch in erster Linie ein brillanter Drehbuchautor. Ohne Vermischung von Realität mit seinen spannenden Fiktionen blieb besonders sein Nixon Film recht farblos.

Alles was er gegen Bush aufzubieten hatte, wussten Bush Gegner ohnehin schon in allen Details. Nichts was er ihm unterstellen konnte, ist Bush nicht schon unterstellt worden.

Dass Bush dumm ist, wissen wir spätestens seit der Fernsehserie unmittelbar zu Beginn seiner Amtszeit. Vom Alkohol- und Kokainmißbrauch seit Pinks Nr 1 Hit, Michael Moores Oskar gekröntes Machwerk hat uns über den Rest aufgeklärt.

So blieb für einen typischen Oliver Stone Film nicht viel über:

Der Bush Film zeichnet Bushs Karriere in überraschend fairer und unspekulativer Weise nach. Gerade deswegen wird der Film wohl kaum als großer cineastischer Erfolg in die Geschichte eingehen.

Fesserie (Blödheiten)

Januar 18, 2009

Im Vergleich zu Italien berichten die deutschsprachigen Medien geradezu ausgewogen über den Krieg in Gaza.

Insbesondere die Fensehsender der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt RAI stechen durch besondere Einseitigkeit hervor. (Ähnlich wie in Großbritannien die BBC)

In der Sendung Annozero hat es die Journalistin Lucia Annunziata gewagt, im Anschluss an einen gezeigten Bericht den Moderator Michele Santoro darauf hinzuweisen, dass die Sendung zu 99,9 % nur die palästinensische Sichtweise des Konflikts zeige.

Darauf wurde sie vom ihm in selbstherrlicher und beleidigender Weise abgekanzelt:

„Sag keine Blödheiten. Wenn du hier als Gast kommst, hast du die Beiträge nicht zu kritisieren“

„Lassen wir die Jungen sprechen und verschwenden wir keine Zeit mit ihren Dummheiten“

Die Journalistin tat das einzig Richtige und verließ die Sendung.


Letzte Pressekonferenz des vielgehassten US Präsidenten

Januar 16, 2009

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Die Bush Administration hat ihre Fehler gemacht:

z.B. das Waterboarding: das Menschenrecht auf Schutz vor Folter hätte niemals in Frage gestellt werden dürfen.

z.B. Guantanamo: die Jihadisten, die sich in Afghanistan aufhielten, hätte man, nachdem man sowieso in Afghanistan bleiben musste, genauso gut dort in ein Gefängnis stecken können, und sich so die Guantanamo Leier erspart.

z.B die radikale Entbaathifizierung: hier wäre wohl mehr Pragmatismus angebracht gewesen.

Die Absetzung der Taliban Irren und des Saddam Regimes waren jedoch mutige und richtige Schritte.

Würde es nach dem UN Sicherheitsrat gehen, könnten sich alle Saddams dieser Welt in Sicherheit wiegen.

George W. Bush stellte als scheinbar dümmlicher, erzreligiöser Cowboy aus Texas für die Intelligenzia auf beiden Seiten des Atlantiks das ideale Feindbild dar. Er schien dem Klischee des blöden Amis, der Austria nicht von Australia auseinanderhalten kann, perfekt zu entsprechen. Auch weniger intellektuelle Zeitgenossen erfreuten sich daher bald daran, auf den mächtigsten Mann der Welt höhnisch herabblicken zu dürfen. Ich erinnere mich, als in den frühen 90er Jahren ein Kabarettist, Sohn eines Universitätsprofessors, einen Fußballer mit recht billigen Schmähs verarschte und dabei gerade beim „einfachen“ Publikum besonders gut ankam.

Anstatt sich über den arroganten Snob zu ärgern, freute man sich, dass diesmal wer anderer vorgeführt wurde. Ähnliche Mechanismen wurden wohl auch beim Bush Bahing in Gang gesetzt.

Für eine abschließende Beurteilung ist es noch zu früh. Möglicherweise wir die Geschichte den vielgehassten Präsidenten etwas milder beurteilen.


Pallywood goes Oslo

Januar 13, 2009

Neuinszenierung des packenden Pallywood Dramas im hohen Norden:

Kinder an die vorderste Front – dann von hinten ballern – dann Tränen.

Das France 2 Original:

und die letzten 10 Sekunden, die nicht gezeigt wurden:

Wortführer der islamischen Gesellschaft

Januar 12, 2009

Omar Al Rawi hat zum wie erwartet widerlichen Standard-Kommentar von Fritz Edlinger einen Leserbrief verfasst. Darin greift er Efgani Dönmez an, dem es als Alevit nicht zustehen soll, Muslime zu kritisieren:

1.: Dönmez ist laut eigenem Bekunden alevitischer Herkunft und ohne Bekenntnis. 2.: Würde ein Politiker afrikanischen Pfarrern in Österreich mit den Worten „Pfarrer brauchen eine Ausbildung und dürfen keine Bloßhapperten aus dem Busch sein“ begegnen, würde wohl jedem der plumpe Rassismus ins Auge stechen – und sicher niemand auf die Idee kommen, dieses Statement als Selbstkritik eines Vertreters der christlichen Mehrheitsgesellschaft zu werten.

Wenn ein Afrikaner Mißstände in siner Community aufdeckt, und er dabei drastischere Ausdrücke verwendet als es nach unserer Political Correctness üblich ist, wird kein vernünftiger Mensch ihn als einen Rassisten bezeichnen.

Doch offensichtlich traut er Selbstkritikfähigkeit nur Nicht-Muslimen zu.

Damit würdigt er Muslime herab, und disqualifiziert sich selbst als Sprecher dieser Menschen.

Es gibt genug gläubige Muslime, die in der Lage sind, Probleme der islamischen Gesellschaft offen anzusprechen. Leider sind es meistens ganz andere, die es schaffen, sich zu deren Wortführer aufzuschwingen.

Europäischer und iranischer Atomkraftfimmel

Januar 9, 2009

Der Präsident des Ölmullah Regimes hat angekündigt, das Besatzerregime von den Seiten der Geschichte zu löschen (oder gibt es mittlerweile eine noch blumigere Übersetzung?) Gleichzeitig hat er trotz enormer Gas und Ölreserven einen regelrechten Atomkraftfimmel – nicht wie wir Österreicher, die Atomkraft ablehnen, obwohl wir sie gut brauchen könnten, sondern umgekehrt.

Den Tschechen wollen wir die Nutzung der Atomenergie verbieten, obwohl wir in Wahrheit fleißig deren Atomstrom konsumieren. Den Iranern wollen wir hingegen nicht misstrauen, weil sie ja versprechen, die Atomenergie nur friedlich nutzen zu wollen. Selbstverständlich vergessen wir aber nicht, darauf hinzuweisen, dass Israel ohnehin auch über Atomwaffen verfüge.

Europa hat die Israelis mit dieser Bedrohung weitgehend alleingelassen – von einem Wirtschaftsboykott, der Alternative zum Krieg keine Spur (siehe OMV Deal)

Wenn sich Israel dann gegen die islamistischen Terror Outlets des Irans zur Wehr setzt, herrscht auf einmal die große Empörung.